ribesahi* n. ja-St., in Gl. 3,91,23 (in 2
Hss., beide Anfang des 13. Jh.s). 194,24 (Hs.
12. Jh., Zeit des Gl.eintrags unbekannt) und Gl.
in Erlangen, Ms. 396 (Ende des 13. Jh.s): ‚Ge-
sträuch; arbusta‘ 〈Var.: -eschehe, -ischehe,
-iseehe〉. – Das Wort ist nur als mhd. ribeschehe
st.n. ‚Gesträuch, Reisig‘ belegt.
Splett, Ahd. Wb. 1, 745; Starck-Wells 482; Schützeichel,
Glossenwortschatz 7, 443 (s. v. rispahi); Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 68. 142. 145. 786; Kluge²⁵ s. v.
Ribisel. – Marzell [1943–79] 2000: 3, 1377 f.
Möglicherweise ist ahd. ribesahi* nur eine me-
tathetierte Form von rispahi (s. d. alles Wei-
tere). Falls nicht, hat das Wort in den anderen
germ. Sprachen keine Entsprechung. Zu erwä-
gen wäre dann, ob es sich beim VG um die Ba-
sis des in nhd. dial. und standardöster. Ribisel
f. ‚Johannisbeere‘ (< virtuell westgerm. *ribes
+ *-il(ō)- [zum Suff. s. -il]) fortgesetzten
Worts handelt. Es müsste sich dann entweder
um eine Fehlübersetzung bzw. Fehlinterpreta-
tion des Gl.worts oder eine Bed.verschiebung
von *ribes ‚Johannisbeere‘ > ‚Johannisbeer-
strauch‘ > ‚Strauch‘ handeln. Das Wort wäre
dann um das Kollektivsuff. ahd. -ahi (s. d.) er-
weitert.
Das Wort für die Johannisbeere, *ribes, ist aus
dem Rom. bzw. Mlat. übernommen (s. u.). Es
ist auch als nndl. reebes, reebessels (lt. Mar-
zell, a. a. O.), dän. ribs, nnorw. rips ‚dss.‘,
schwed. ribs, dial. auch risp, rips ‚dss.‘ ent-
lehnt worden.
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 2, 896; Nielsen, Dansk et.
ordb. 345; Ordb. o. d. danske sprog 17, 969 f.; NOB s. v.
rips²; Svenska akad. ordb. s. v. ribs subst.².
Die o.a. germ. Wörter sind aus mlat. ribes(ium),
ribasium ‚Johannisbeere‘ bzw. deren rom. Fort-
setzern (z. B. frz. ribes ‚Johannisbeerstrauch‘)
entlehnt. Das lat. Wort wiederum stammt urspr.
aus npers. rībās ‚eine Rhabarbersorte‘, kurd.
ribêz ‚dss.‘ (daraus entlehnt ist auch arab.
rībās ‚dss.‘). Die Übertragung der Bez. für
eine Rhabarbersorte auf die Johannisbeere er-
folgte aufgrund des säuerlichen Geschmacks
und vergleichbarer Anwendungsweisen in der
Medizin.
Über dt. Vermittlung gelangte das Wort auch in
angrenzende slaw. Sprachen; vgl. atschech., ält.
ntschech. rybés, ntschech. dial. ryvíz, revíz,
ntschech. rybíz m. ‚Johannisbeere‘, slowak.
ribez’la f. ‚dss.‘ (aus dem Standardöster. bzw.
öster. Dial.), slowen. rȋbez m. ‚dss.‘, jünger ent-
lehnt auch ribezelj m., serb., kroat. rȉbȋzla f.,
rȉbȋz m. ‚dss.‘.
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 7295a; Wartburg, Frz.
et. Wb. 19, 146; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 3, 177 f.; Snoj,
Slov. et. slov.³ 644. – Striedter-Temps 1958: 184; dies.
1963: 210; Lokotsch 1975: 137; Ibrahim 1991: 144;
Machek 1997: 526; Králik 2015: 505; Rejzek 2015: 607.
HB