rîchan st.v. I, im Abr (1,239,16 [Kb,
Ra]), nur als substantiviertes Part.Präs.Akt.
rîchanti bezeugt: ‚Herrscher; regnator‘ 〈Var.:
rihhendi, rihenti〉. Möglicherweise ist das Part.
als Lehnübersetzung von lat. regnāre ‚herr-
schen, König sein‘ entstanden.
Ahd. Wb. 7, 956 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 748; eKöbler,
Ahd. Wb. s. v. rīhhan*; Schützeichel⁷ 260; Starck-Wells
483; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 403 f.; Seebold,
ChWdW9 677; Graff 2, 387; Heffner 1961: 122; Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 563 (regnare).
Das st.v. I ahd. rîchan hat keine Entsprechungen
in den anderen germ. Sprachen: < westgerm.
*rīk-e/a-.
Ahd. rîchan (neben dem denominalen sw.v. I
rîchen ‚reich machen‘ [s. d.] und ebenfalls de-
nominalem sw.v. III rîchên ‚reich werden‘
[s. d.]) ist eine westgerm. bzw. (vor-)ahd. Neu-
bildung auf Grundlage der Vorform von ahd.
rîchi n. ‚Reich‘, rîchi adj. ‚mächtig, reich‘ (alles
Weitere zur Etym. s. dd.), urgerm. *rīχ-ii̯a-.
Dessen Wz. ist als frühe Entlehnung noch vor
der ersten Lautverschiebung aus urkelt. *rīg- <
uridg. *h₃rēĝ- ins Germ. übernommen worden
und wurde dort dann produktiv. Aufgrund der
Lautstruktur konnte zu dieser Wz. innergerm.
ein Paradigma nach der ersten Klasse der st. V.
aufgebaut werden, wie dies auch im Falle ande-
rer entlehnter Wörter, so etwa bei ahd. skrîban
(s. d.) < lat. scrībere ‚schreiben‘ geschehen ist.
Seebold, Germ. st. Verben 369 f.
HB