rihtîg
Band VII, Spalte 477
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rihtîg adj., nur bei Npg: ‚in die richtige
Richtung gebracht; dirigi ad [= rihtîg werdan
zi]‘. – Mhd. rihtec, rihtic, rihtig adj. ‚gerade, in
die rechte Ordnung gebracht, richtig, gut, recht-
schaffen‘, frühnhd. richtig adj. ‚abgeschlossen,
endgültig‘, nhd. richtig adj. ‚als Entscheidung,
Verhalten o. Ä. dem tatsächlichen Sachverhalt,
der realen Gegebenheit entsprechend, zutref-
fend, nicht verkehrt, keinen (logischen) Fehler
oder Widerspruch, keine Ungenauigkeiten,
Unstimmigkeiten enthaltend, für jmdn./etw.
am besten geeignet, passend, den Erwartun-
gen, die an eine bestimmte Person oder Sache
gestellt werden, entsprechend, wie es sich ge-
hört, ordentlich, in der wahren Bedeutung ei-
nes Wortes, nicht scheinbar, sondern echt,
wirklich, tatsächlich, regelrecht, richtiggehend,
sehr, ausgesprochen‘.

Ahd. Wb. 7, 1012; Splett, Ahd. Wb. 1, 738; eKöbler, Ahd.
Wb. s. v. rihtīg; Schützeichel⁷ 261; Graff 2, 418; Lexer 2,
433; Götze [1920] 1971: 177; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb.
200 (dirigere); Dt. Wb. 14, 896 ff.; Kluge²⁵ s. v. richtig;
ePfeifer, Et. Wb. s. v. richtig. – DRW 11, 1045 ff.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. richtich (richtick) adj./adv. ‚gerade, ge-
nau, tadellos, einwandfrei, ordnungsgemäß,
rechtmäßig, gerichtlich, angemessen, recht‘;
mndl. rechtich adj. ‚tadellos, vortrefflich, recht-
schaffen, gerecht, ordnungsgemäß‘, frühnndl.
rechtig adj. ‚gesetzlich, gesetzmäßig‘ (nur ein-
mal belegt, vielleicht Augenblicksbildung);
afries. -riuchtig in (substantiviert) unriuchtig m.
‚der Ungerechte‘, nwestfries. (schierm.) joch-
tich adv. ‚recht‘, nnordfries. (öömrang) richtag
adj./adv. ‚richtig‘, (sy.) rochtig adj. ‚dss.‘, (mit-
telgoeshard.) richd (richt) adj./adv. ‚dss.‘,
rigti adj. ‚richtig‘, wang. riuchtiig adj. ‚dss.‘
(die nordfries. Belege stammen bis auf die
wang. Form aus unterschiedlichen Quellen auf
https://www.frisistik-thesaurus.uni-kiel.de/de/
thesaurus-des-nordfriesischen [gesehen am
16.12.2019]): < westgerm. *reχtiga-.
Aus dem Dt. stammt nndl. richtig adj. ‚richtig‘.
Unklar ist, ob alle einzelspr. Formen auf eine
einzige Vorform zurückgehen. Die dt. und
mndd. Adj. sind wegen der Bed. wohl Ableitun-
gen von dem in ahd. rihten (s. d.) vorliegenden
Verb urgerm. *reχtie/a-; als Ausgangsbed. ist
‚gerade, nach der Richtschnur angerichtet‘ an-
zunehmen. Die ndl. und fries. Formen beruhen
dagegen vermutlich unmittelbar auf dem Adj.
urgerm. *reχta- (s. reht¹). Der Vokalismus gibt
dabei keinen Aufschluss, da der Vokalismus
von der Gruppe um reht sekundär auf die
Gruppe um ahd. rihten (s. d.) eingewirkt hat.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 2, 2106; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 3, 475; Verwijs-Verdam, Mndl. wb.
6, 1126; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 546; Suppl. 136;
Vries, Ndls. et. wb. 574; WNT s. v. rechtig; Hofmann-
Popkema, Afries. Wb. 535; Faltings, Et. Wb. d. fries.
Adj. 427.

S. reht¹, rihten.

RS

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