riosan
Band VII, Spalte 532
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riosan st.v. II, im Abr (1,62,16 [Pa,
Kb, Ra]): ‚fallen, stürzen; rueri (Hss.: reri)‘
〈Var.: hr-〉. Belegt ist nur die 1.sg.präs. hriusu
(glossiert reor, lies: ruor). – Ob frühnhd. riesen
st.v. ‚fallen, sich senken‘, veralt. und dial. nhd.
riesen ‚aufsteigen, fallen, sinken‘ hierher gehö-
ren, ist unsicher: Diese Verben können auch
(ggf. aufgrund von Ablautentgleisung und Her-
kunft aus nichtdiphthongierenden Dial.) mit
ahd. rîsan st.v. I ‚(ab-)fallen‘ (s. d.) verbunden
werden.
Sicher zugehörig ist aber das von der schwund-
stufigen Wz.form gebildete Iterativum nhd.
dial. schweiz. rus(e)len sw.v. ‚abbröckeln‘ (< ur-
germ. *χrus-alō-e/a-).

Ahd. Wb. 7, 1065; Splett, Ahd. Wb. 1, 1230; eKöbler,
Ahd. Wb. s. v. riosan; Schützeichel⁷ 262; Starck-Wells
487; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 434; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 253. 298. 747; Seebold, ChWdW8
241; Graff 4, 1181; Götze [1920] 1971: 178; Dt. Wb. 14,
940. – Splett 1976: 120.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen: ae.
hrēosan st.v. II (prät.sg. hrēas, prät.pl. hruron,
part.prät. hroren) ‚fallen, sinken, zerfallen stür-
zen‘ (vielleicht fortgesetzt in ne. dial. reese
‚vergammeln, schlecht werden‘?); nnorw. rjosa
‚rieseln, fallen (vom Sand o. ä.)‘: < urgerm.
*χres-e/a-.
Weiter zugehörig sind v. a. nominale Ableitun-
gen im Ae. (vgl. ae. hryre m. ‚Fall, Sturz‘ [< ur-
germ. *χruz-i-], gehror n. ‚Fall, Tod, Unglück‘
[< urgerm. *-χruz-a-], adj. hrurol ‚fallend‘
[< urgerm. *χruz-ula-]) und die vereinzelte
Form aisl. hrør n. ‚Leiche‘, nisl. hrör n. ‚dss.‘
(< urgerm. *χruz-a-).

Seebold, Germ. st. Verben 276 f. (hreus-a-²); Holthausen,
Ae. et. Wb. 173. 176. 177; Bosworth-Toller, AS Dict. 402.
558. 564; Suppl. 346. 564 f. 568 f.; eOED s. v. reese v.²;
Vries, Anord. et. Wb.² 264; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 267;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 73; ONP s. v. hrør
subst.¹; Jónsson, Lex. poet. 291; Holthausen, Vgl. Wb.
d. Awestnord. 130; Magnússon, Ísl. Orðsb. 385; Torp,
Nynorsk et. ordb. 538 (rjosa²).

Urgerm. *χres-e/a- geht auf eine Wz. vorur-
germ. *kres- ‚stürzen, fallen‘ zurück. Diese
Wz. kann eine frühe Erweiterung einer Wz. ur-
idg. *kre- ‚dss.‘ sein. Diese liegt erweitert zu
*kre-n- möglicherweise in ahd. rono ‚Baum-
stamm‘ (s. d.) vor.
Dass die hier angesetzte Wz. vorurgerm. *kres-
‚stürzen, fallen‘ mit uridg. *kres- ‚stoßen‘ (in
den Einzelsprachen dann ‚zerstoßen, stampfen‘
u.ä.) in Zusammenhang steht, ist unwahrschein-
lich, da dies die Annahme weitgehender seman-
tischer Wandel erfordern würde.
Weitere Anschlüsse an diese Wz. und Weiteres
zu anderen möglichen Erweiterungen der Wz.
uridg. *kre- zu uridg. *kre-H- und *kre-d-
und deren Fortsetzungen im Germ. und Balt.
s. u. rono.

Walde-Pokorny 1, 480; Pokorny 622; LIV² 371.

HB

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