rîsta f. ōn-St., seit dem Ende des 8.
Jh.s in Gl.: ‚(Flachs-)Bündel, Flachsbüschel;
cerilla, cerillum, plecta, protula, radius‘
〈Var.: -i-; -t, -te〉. – Mhd. rîste sw.f. ‚Reiste, ge-
drehtes Bündel gehechelten Flachses‘, frühnhd.
reiste f. ‚oben zusammengedrehtes Büschel ge-
hechelten Flachses‘, ält. nhd. Reiste, nhd. Riste
f. ‚Flachsbündel‘.
Ahd. Wb. 7, 1084; Splett, Ahd. Wb. 1, 1230; eKöbler,
Ahd. Wb. s. v. rīsta; Schützeichel⁷ 262; Starck-Wells
488; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 443; Seebold,
ChWdW8 242. 429. 506; Graff 2, 541; Lexer 2, 461;
Götze [1920] 1971: 176; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 114
(cerillum); Dt. Wb. 14, 751. 1044. – DRW 11, 792.
Ahd. rîsta hat keine Entsprechungen in den an-
deren germ. Sprachen.
Die Vorform ist urgerm. *(χ/u̯)rei̯stō(n)-. Im
Falle von *χrei̯s-tō(n)- gehört rîsta zu ahd. rîs
‚Zweig‘ (s. d.; < *χrei̯s-a- zur Wz. uridg.
*[s]krei̯s- ‚in vibrierender Bewegung sein,
[sich] schütteln‘). Das Flachsbüschel wäre dann
nach seiner Beweglichkeit benannt. Bei einer
Vorform *u̯rei̯stō(n)- stellt sich ahd. rîsta zu
ahd. rist ‚Rist, Handgelenk‘ (s. d.; < urgerm.
*u̯rista/u-) bzw. rîdan ‚drehen, winden‘ (s. d.;
< urgerm. *u̯rīþe/a- < frühurgerm. *u̯rei̯þe/a-,
zu einer Wz. uridg. *u̯rei̯t- ‚drehen, winden‘).
Flachsbüschel werden zusammengedreht.
Das westgerm./(vor-)ahd. Wort wurde ins Mlat.
und einige rom. Dialekte entlehnt; vgl. mlat. rista,
resta f. ‚Flachsbündel, -büschel‘, piem. rista
‚Flachsbündel, Hanf‘, com. rista ‚Garbenbündel‘,
lucc. resta ‚Reihe von Garbenbündeln, die am
Ende des Feldes aufgestellt werden‘, mfrz., prov.
rist(r)e f. ‚leinener Reiterkragen‘ (als metony-
mische Weiterentwicklung der Materialbez.).
Niermeyer, Med. Lat. lex.² 2, 1195 (resta¹); Du Cange² 7,
195; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 8103; Meyer-Lübke,
Rom. et. Wb.³ Nr. 7335; Wartburg, Frz. et. Wb. 16, 728 f.
HB