rônlîcho adv., nur in der Hs. München,
Clm. 6383 (Ende des 8. Jh.s bzw. um 800,
alem.): ‚mit List, hinterlistig; fraude‘ 〈roon-
liho〉. – Aus lautlichen Gründen ist das (offen-
bar nur) einmal belegte Adj. nhd. raunlich
(belegt in Schwabes ‚Volleingeschanktes Tin-
tenfäßl‘ [1745]: die jungn rotzlöffl gleich zu
hochfürtig werdn, wan mers zu raunlich lobn
thuet) kein Fortsetzer des zugrunde liegenden
Adj. ahd. *rônlich; es setzt die Lautung ahd.
rûn- fort (s. rûna).
https://glossen.germ-ling.uni-bamberg.de/bstk/710an
[Stand 21.01.2020]; Dt. Wb. 15, 652. – Ernst-Nievergelt-
Schiegg 2019: 299. 434. 443.
Ahd. rônlîcho hat keine Entsprechung in den
anderen germ. Sprachen, ebensowenig wie seine
Ausgangsform *rônlîh adj. ‚(hinter-)listig‘.
Die genaue Ableitungsbasis für ahd. *rônlîh
bleibt offen, da die ahd. Bildungen auf -lîh so-
wohl deadjektivisch, desubstantivisch als auch
deverbal sein können (vgl. dazu Schmid
1998: 455–608) und keine der möglichen Ab-
leitungsgrundlagen im Ahd. vorhanden ist. Das
Wort gehört wohl zur Gruppe um ahd. rûna
(s. d.); in dieser Wortgruppe ist das semantische
Merkmal der Heimlichkeit vorhanden, aus der
sich die Bed. ‚List‘ erklären lässt.
Grundlage für ahd. *rônlîh kann dabei ein sonst
nicht bezeugtes Adj. westgerm. *rau̯n(ii̯)a-, ein
substantivischer Nominalst. westgerm. *rau̯n-
oder ein Verbalst. westgerm. *rau̯n- gewesen
sein. Die letzten zwei Möglichkeiten sind in
Hinblick auf aisl. raun f. ‚Erforschung, Unter-
suchung‘ < nordgerm. *rau̯nō- und aisl. reyna
‚versuchen, erproben‘ < nordgerm. *rau̯nii̯e/a-
(s. rûna) wohl wahrscheinlicher; von einem Adj.
gibt es im Germ. dagegen keine Spur.
Zur weiteren Etym. s. rûna.
S. rûna.
RS