rosenohti
Band VII, Spalte 635
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rosenohti adj., nur Gl. 3,426,34 (1.
Viertel des 12. Jh.s, alem.): ‚fleckig ?, mit Fle-
cken ?; veternosus‘. Sowohl das lat. Lemma als
auch die Erklärung des ahd. Interpretaments be-
reiten Schwierigkeiten. Klass. lat. veternosus
bedeutet ‚schlafsüchtig, matt, kraftlos‘ (vgl.
Georges 1913: 2, 3457 f.). Da das ahd. Suff. -ohti
ein ‚Versehensein mit etw.‘ (vgl. Krahe-Meid
1969: 3, § 145) ausdrückt, ist die Übersetzung
mit ‚kraftlos, müde‘ im Ahd. Wb. 7, 1144 wenig
wahrscheinlich. Ist veternosus mlat., dann be-
deutet das Wort ‚alt, ergraut, krank‘, was eher
zu der Bedeutung ‚fleckig‘ (vgl. nhd. Alters-
fleck) passt. Splett, Ahd. Wb. 1, 765 nimmt an,
dass das ahd. Wort von roso ‚Kruste, Eis-
scholle‘ (s. d.) abgeleitet ist und wohl ‚brüchig‘
bedeutet. Dann bleibt aber -en- in rosenohti un-
geklärt. Was die Wortbildung und Bed. betrifft,
so ist wahrscheinlicher rosamo ‚Röte, Haut-
fleck, Hautkrankheit‘ (s. d.) die Ableitungsba-
sis. In diesem Fall wäre -m- zu -n- dissimiliert;
vgl. nom.pl. rosenun in Gl. 3,171,14/15 (für ro-
semun). Die Bed. des ahd. Wortes wäre dann
etwa ‚mit Flecken versehen sein‘, was auf ältere
Menschen häufig zutrifft. S. rosamo, -oht(i). –
rôsfaro adj., MH, NMC und Gl. 4,18,11 (2.
Viertel des 9. Jh.s, alem.[-frk.]): ‚rosenrot, rot;
roseus, rosulentus‘ (vgl. mhd. rôse[n]var adj.
‚rosenfarbig‘, ält. nhd. rosenfarb adj. ‚die Farbe
von Rosen habend, rosenrot‘ [Dt. Wb. 14,
1192 f.]; mndd. rôsenvār, selten rôsenvarwe
adj. ‚rosenfarbig, rosenrot‘; mndl. rosenvaer
adj. ‚rosig, rosenrot‘; vgl. auch die Neubildun-
gen nhd. rosenfarben, rosenfarbig adj. ‚von
der Farbe der rosa Rose‘). Possessivkomp. mit
subst. VG und adj. HG. S. rôsa, faro. – rôsgarto
m. an-St., Gl. 2,478,59 (11. Jh.). 683,12 (1.
Viertel des 12. Jh.s, alem.): ‚Rosengarten; rosa-
rium, rosetum‘ (vgl. mhd. rôse[n]garte sw.m.
‚Rosengarten‘, nhd. Rosengarten m. ‚gärtneri-
sche Anlage, in der eine große Anzahl Rosen-
sorten angepflanzt ist‘; mndd. rôsengārde[n]
m. ‚eingefriedetes Landstück, auf dem Rosen
gezogen werden, Rosengarten, eingefriedetes
Landstück, das als Versammlungs- und Fest-
platz dient, Buch mit belehrenden oder erbau-
enden Themen, sorgenfreier Aufenthaltsort‘;
mndl. rose[n]gaerde m. ‚Rosengarten‘). De-
terminativkomp. mit subst. VG und HG. S.
rôsa, gart². – roshuof, rossahuof m. a-St.?, seit
dem 11./12. Jh. in Gl.: ‚Huflattich; anagalus
[= anagallis ?], peledius [für pedeleonis = leon-
topodium]‘ (Tussilago farfara L.; vgl. Marzell
[1943–79] 2000: 4, 850. 852 f.), vielleicht auch
‚Edelweiß‘ (Leontopodium alpinum Cass.), wie
das oben angeführte lat. Lemma peledius für
pedeleonis, eigtl. ‚Löwenfuß‘ nahelegt (mhd.
rossehuof st.m. ‚Huflattich‘, frühnhd./ält. nhd.
rosshuf m. ‚Huf eines Pferdes, Huflattich‘ [Dt.
Wb. 14, 1263 f.], nhd. mdartl. schweiz. ross-
hueb m. ‚Pferdehuf, Huflattich‘ [Schweiz. Id. 2,
956], els. rosshuabe[r] pl. ‚Huflattich, weiße
Pestwurz‘ [Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa.
1, 300], bad. roßhub m.pl. ‚Huflattich, Pest-
wurz‘ [Ochs, Bad. Wb. 4, 333], schwäb. rosshuf
m. ‚Pferdehuf, Huflattich‘, daneben rosshube f.
‚Huflattich‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 5, 421], vor-
arlb. rosshuf m. ‚Pferdehuf, †Huflattich‘ [Jutz,
Vorarlberg. Wb. 2, 761], meckl. roßhauf m.
‚Pferdehuf, Huflattich‘ [Wossidlo-Teuchert,
Meckl. Wb. 5, 993]; mndd. roshôf m. ‚Huflat-
tich‘; aisl. hrosshófr m. nur in der Bed. ‚Pferde-
huf‘). Die Pflanze ist nach der Form ihrer Blät-
ter benannt, die einem Pferdehuf ähneln. Die
dial. Formen mit -b(-) zeigen grammatischen
Wechsel. Possessivkomp. mit subst. VG und
HG. S. ros, huof. Vgl. rosseshuof. – rosminza*,
rossaminza* f. ōn-St., seit der 2. Hälfte des 12.
Jh.s in Gl.: ‚Rossminze, Bachminze; equimenta,
menta nigra, mentastrum, origanum‘ (Mentha
longifolia Huds. und Mentha aquatica L.; vgl.
Marzell, a. a. O. 3, 155. 156. 139. 143) (mhd.
rosminze, rosseminze sw.f. ‚menta nigra, ori-
ganum‘, frühnhd. rossminze, rossmünze f.
‚Rossminze‘, nhd. Rossminze f. ‚zur Familie
der Lippenblütler gehörende Pflanze mit läng-
lich ovalen, zottig behaarten Blättern und rosa-
roten Blüten, die durch den Gehalt an ätheri-
schen Ölen einen pfefferminzartigen Geruch
haben‘ (vgl. Marzell, a. a. O. 3, 136); mndd. ros-
minte f. Bez. verschiedener Minzearten, bes.
‚Bachminze‘ [seit der 2. Hälfte des 12. Jh.s
u. a. in Gl.]; ae. horsminte f. ‚wilde Minze‘).
Das VG des Determinativkomp. deutet, ähn-
lich wie bei Rosskümmel im Unterschied zum
echten Kümmel, auf das wilde Vorkommen
und die geringere Wertschätzung gegenüber
den Gartenminzen hin (vgl. Marzell, a. a. O. 3,
143). S. ros, minza. – Ahd. Wb. 7, 1144 f. 1146;
Splett, Ahd. Wb. 1, 290. 413. 626. 764. 765; e-
Köbler, Ahd. Wb. s. vv. rosenohte ?, rōsfaro,
roshuof, rosminza; Schützeichel⁷ 264; Starck-
Wells 491 f.; Schützeichel, Glossenwortschatz
7, 468. 469 f.

MK

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