roz
Band VII, Spalte 683
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roz m. a-St., seit dem 3. Viertel des 8.
Jh.s in Gl. und in BR: ‚(Nasen-)Schleim, Aus-
wurf, Ausfluss; mucus, muncus [= mucus],
phlegma, rheuma, vomex‘ 〈Var.: hr-; -u-, -uo-,
-ŏ-〉. Sofern die Schreibung mit -u- nicht nur
eine graphische Var. ist, ist der Ansatz eines ne-
ben roz stehendem i-St. ahd. ruz möglich, der
im Nordgerm. eine Entsprechung hätte (s. u.). –
Mhd. roz, rotz st.m./n. ‚Schleim, Rotz‘, nhd.
Rotz m. ‚Schleim aus Nase und Atemwegen,
besonders bei Einhufern auftretende, meist töd-
lich verlaufende, mit Ausfluss aus der Nase und
Geschwüren in Nase, Lunge und Haut einher-
gehende Infektionskrankheit‘.

Ahd. Wb. 7, 1188 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 779; eKöbler,
Ahd. Wb. s. v. roz; Schützeichel⁷ 265; Starck-Wells 495.
829; Schützeichel, Glossenwortschatz 8, 8 f.; Seebold,
ChWdW8 245. 430. 468; ders., ChWdW9 694. 1102;
Graff 2, 559; Lexer 2, 517; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
239 (flegma). 369 (mucus). 371 (muncus). 629 (vomex);
Dt. Wb. 14, 1326 f.; Kluge²¹ 610; Kluge²⁵ s. v. Rotz;
ePfeifer, Et. Wb. s. v. Rotz. – Schatz 1927: § 179 (S. 120);
Riecke 2004: 2, 410–412.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen: as.
hrot (oder hrott ?) m./n. ‚Rotz, Schleim‘; ae.
hrot m./n. ‚Rotz, Schaum‘, dazu wohl auch
me. rt (rote, rotte) in der Bed. ‚Krankheit bei
Schafen‘, ne. (veraltend) rot ‚dss.‘: < west-
germ. *χrut(t)a-.
Der aus der Schreibung mit -u- vielleicht ab-
leitbare Ansatz ahd. ruz (s. o.) hätte eine un-
mittelbare Entsprechung in aisl. hrytr m. ‚Ge-
schrei, Gebrüll, Schnarchen‘, nisl. hrytur m.
‚mythische Walart‘ (← ‚Schnarcher‘), nnorw.
(nn.) ryt ‚Schnarchen‘, die auf urgerm. *χruti-
zurückgehen.

Im Engl. sind offenbar zwei Wortgruppen zusammen-
gefallen, nämlich westgerm. *χruta- und urgerm.
*ret-e/a- (s. rozzên); in der Bed. ‚Krankheit bei Scha-
fen‘ setzen me. rt, ne. rot wohl westgerm. *χruta- fort
(diese Bed. auch bei Rotz), in der Bed. ‚Verfall, Ver-
wesung‘ dagegen urgerm. *ruta-. Vergleichbar damit ist
die Beleglage bei dem denominalen Verb saterfries.
rotterje sw.v., das einerseits ‚faulen‘, andererseits
‚Schleim aus Mund und Nase in den Mund nehmen und
ausspucken, sich laut schnäuzen‘ bedeutet.

Von den etym. Vorschlägen ist die Anbindung
an die Wortgruppe um ahd. rûzan (s. d.) nahe-
liegend. Während urgerm. *χruti- dabei unmit-
telbar von urgerm. *χrete/a- ‚schnarchen‘ (s.
rûzan) abgeleitet ist, geht westgerm. *χrut(t)a-
vermutlich auf die zugehörige Intensivbildung
urgerm. *χrut(t)ōe/a- ‚schnarchen‘ zurück.
Die alternative etym. Einordnung, nämlich zur
Wortgruppe um ahd. ruoz ‚Ruß‘ (s. d.), ist aus
semantischen Gründen weniger wahrschein-
lich.

In der Literatur findet sich die weitere Zusammenstellung
von ahd. roz mit gr. κόρυζα f. ‚Schnupfen, Nasenschleim‘
(Frisk, Gr. et. Wb. 1, 924; Chantraine, Dict. ét. gr.² 546 f.;
Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 756), was erklärungsbedürftig
ist. Eine Wz.etym. ist lediglich dann denkbar, wenn ur-
germ. *χrete/a- letztendlich eine doppelte Wz.erweite-
rung *χr-e-t- wäre. In dem Fall könnte die Basis *χr- als
Schwundstufe mit gr. κόρ- als o-Vollstufe zusammenge-
bracht werden. Die erste Wz.erweiterung um uridg.
*-e- hätte dann vielleicht in gr. (Hes.) κροῦμαι· μύξαι
‚Rotz‘ eine Entsprechung.

Fick 3 (Germ.)⁴ 107 (s. v. hrut-¹); Kroonen, Et. dict. of
Pgm. 251 (s. v. *hrut[t]ōn-); Seebold, Germ. st. Verben
278; Tiefenbach, As. Handwb. 184; Fort, Saterfries. Wb
409; Holthausen, Ae. et. Wb. 176; Bosworth-Toller, AS
Dict. 563; Suppl. 568; eMED s. v. rt n.; Klein, Compr.
et. dict. of the Engl. lang. 2, 1358; eOED s. v. rot n.¹ (and
int.); Vries, Anord. et. Wb.² 263; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
236; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 70; ONP s. v.
hrytr; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 130; Magnússon,
Ísl. Orðsb. 383; Torp, Nynorsk et. ordb. 558; NOB s. v.
(nn.) ryt. – Hinderling 1967: 124.

S. rûzan.

RS

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