rûdo m. an-St., seit dem 9./10. Jh. in
Gl.: ‚Hautausschlag, Räude, Krätze; impetigo,
monzil [lingua ignota, Hildeg.], prurigo, pruri-
tus, scabies‘ (as. hrūtho m. an-St. ‚Räude; sca-
bies‘ [WaD 100, 31], mndd. rûde, rü̂de m.
‚schorfiger Ausschlag, Räude‘; frühmndl. rude
[ohne Genusangabe] ‚Schorf‘ [a. 1250], mndl.
rude m./f. ‚schorfiger Ausschlag, Schorf‘; ae.
rūde für älteres hrūde [ohne Genusangabe]
‚Räude, Krätze‘; aisl. hrúðr m. ‚Schorf‘: < ur-
germ. *χrūþan-). Weiteres s. rûda. – ruf f. i-St.,
Gl. 3,5,22 (Voc) und weitere Gl., im T, OT,
rufa* f. ōn-St., nur Gl. 3,171,48 (Anfang des 13.
Jh.s): ‚Geschwür, Grind, Ausschlag, Aussatz;
alopecia, lepra, papula, pustula, ranzil [lingua
ignota, Hildeg.], rumex, scabies, stabia [= sca-
bies]‘ (mhd. ruf st.f. ‚Schorf, Aussatz‘, frühnhd.
rufe f. ‚Schorf, Kruste‘ [Dt. Wb. 14, 1396 f.],
nhd. mdartl. schweiz. ruf, rufen, rüfen f./m.
‚Kopfausschlag bei kleinen Kindern, Schup-
pen auf dem Kopf, schorfartige Missbildung
an Bäumen, Wucherung an Weinstöcken‘
[Schweiz. Id. 6, 669 f.; Stalder, Versuch eines
schweiz. Id. 2, 289], els. ruf[e], rüff f. ‚Borke,
Schorf auf einer geheilten Wunde, Ausschlag
im Gesicht‘ [Martin-Lienhart, Wb. d. els. Mdaa.
2, 239], bad. ruf, rüfe f./[m.] ‚Kruste auf einer
heilenden Wunde, blutunterlaufene, ausschlag-
artige Stelle, bes. im Gesicht, Narbe, Narbenge-
webe, vom Frost aufgeworfener Boden‘ [Ochs,
Bad. Wb. 4, 359 f.], schwäb. rufe f. ‚Schorf auf
einer heilenden Wunde, Ausschlag, Schnee-
kruste, raue Erdkruste, unangenehmer Rück-
stand‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 5, 467; 6, 2
Nachtr. 2849], vorarlb. rufe f. ‚Schorf auf einer
heilenden Wunde, Geschwür, schorfähnlicher
Fleck auf Gegenständen‘ [Jutz, Vorarlberg.
Wb. 2, 779], bair. rufen f. ‚Schorf‘ [Schmeller,
Bayer. Wb.² 2, 67 f.], tirol. rûf, rîf[n] f. ‚Wund-
kruste, Schorf, Grind‘ [Schöpf, Tirol. Id. 568;
Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 2, 495], steir. rufe f.
‚Schorf, Kruste‘ [Unger-Khull, Steir. Wort-
schatz 512], lothr. roff m. ‚Schorf auf einer zu-
geheilten Wunde‘ [Follmann, Wb. d. dt.-lothr.
Mdaa. 1, 417], luxem. roff m. ‚Kruste, Borke,
Schorf‘, übertr. ‚unfreundlicher Mensch‘ [Lu-
xemb. Wb. 4, 57; WLM 1, 362; LLU 1, 378],
rhein. ruf[e], rüfe, entrundet rīf f./m. ‚Kruste,
Schorf auf heilenden Wunden, Ausschlag auf
dem Kopf, im Gesicht, raue Stelle an Obst und
Kartoffeln, verkohltes Ende des Dochtes, Lau-
sebengel‘ [Müller, Rhein. Wb. 7, 574 ff.], pfälz.
ruf, rüfe f., ruf, rüfen m. ‚Kruste auf einer
Wunde, Schorf, Ausschlag am Mund, Impfpo-
cken‘ [Christmann, Pfälz. Wb. 5, 633 f.], kur-
hess. rop m./n. ‚Schorf auf einer geheilten
Wunde‘ [Vilmar, Id. von Kurhessen 330],
hess.-nassau. rüfe f., ruf m./n., rüf n. ‚Schorf‘,
Dimin. rüfche n. ‚in den Augenwinkeln sit-
zende Absonderung der Liddrüsen‘ [Berthold,
Hessen-nassau. Volkswb. 2, 923 f.], osächs.
rufe f. ‚verhärtete Kruste, Grind‘ [Frings-Große,
Wb. d. obersächs. Mdaa. 3, 493], siebenbürg.-
sächs. rüfe f. ‚Kruste einer heilenden Wunde,
schorfige Stelle auf der Haut‘, Dimin. rüfchen
n. ‚Endstückchen mit viel Rinde vom Brot‘
[Schullerus, Siebenbürg.-sächs. Wb. 9, 365],
westf. rüǝf n./m. ‚Kruste auf Wunden und Ge-
schwüren‘ [Woeste, Wb. d. westf. Mda. 219],
ndsächs. rōve, rāve m./f./n. ‚Schorf, Schwiele,
Runzel, Falte, hart gewordener Nasenschleim,
feste Haut auf erkaltenden Speisen‘ [Jungan-
dreas, Ndsächs. Wb. 10, 244 f.], lüneb. råb’n f.
‚Schorf, Kruste‘ [Kück, Lüneb. Wb. 2, 605 f.],
hamb. raav f. ‚Kruste auf einer heilenden
Wunde‘ [Hamb. Wb. 3, 937 Raav²], schlesw.-
holst. raaf f. ‚harte Kruste auf heilenden Wun-
den, Borke, Schorf‘ [Mensing, Schleswig-holst.
Wb. 4, 24], meckl. raw f. ‚harte Kruste auf
heilender Wunde, Wundschorf‘ [Wossidlo-
Teuchert, Meckl. Wb. 5, 815]; vgl. mit
epenthetischem -t thür. ruft f./m. ‚Schorf, aus-
getrocknete, harte Erdkruste, vertrocknete
Schnittfläche des Brotes‘ [Spangenberg, Thür.
Wb. 5., 275]; mndd. rōve, rāve m. ‚getrocknetes
Wundsekret, Kruste, Schorf‘; frühmndl. rove
[ohne Genusangabe] ‚Geschwür‘ [a. 1285],
mndl. rove [ohne Genusangabe] ‚Wundkruste,
Schorf‘; aisl. hrufa f. ‚Wundkruste, Schorf‘;
vgl. auch hochstufiges aisl. hrýfi n. ‚Ausschlag,
Schorf‘ < urgerm. *χreu̯ƀ-ii̯a-; ae. hrēofl f.
‚Rauheit der Haut, Aussatz, Schorf‘). Schwie-
rig ist die Wiedergabe von lat. rumex ‚Ampfer,
Brandgeschoss‘ (s. o.) durch ahd. ruf. Zwar
wurde der ‚Ampfer‘ oder ‚Grindwurz‘ auch zur
Behandlung von Hautkrankheiten verwendet
(vgl. Dt. Wb. 14, 1397), doch wäre eher eine
Form *rufkrût oder *rufwurz zu erwarten. Des-
halb schließt Riecke 2004: 416 die Übersetzung
von lat. rumex an die Bed. ‚Brandgeschoss‘ an,
was aber nicht zur Klärung beiträgt. Das im
grammatischen Wechsel zu ahd. riob ‚rau‘
(s. d.) (< urgerm. *χreu̯ƀ-a-) stehende ruf geht
mit seinen Fortsetzern auf urgerm. *χrufi- zu-
rück, aisl. hrufa auf urgerm. *χruf/ƀ-ōn-. Wei-
teres s. riob. – Ahd. Wb. 7, 1192 ff. 1196 f.;
Splett, Ahd. Wb. 1, 754. 768; eKöbler, Ahd. Wb.
s. vv. rūdo, ruf; Schützeichel⁷ 266; Starck-Wells
495. 853; Schützeichel, Glossenwortschatz 8,
12 f. – Heyne 1899–1908: 3, 149; Höfler 1899:
528 f.; Marzell [1943–79] 2000: 3, 1536; Riecke
2004: 2, 415 ff.; S. Neri, in Neri-Sturm-Ziegler
2016: 183–187.
MK