ruppa*
Band VII, Spalte 820
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ruppa* f. ō-/n-St., seit dem 13. Jh. in
Gl.: ‚(Aal-)Quappe; allota, alopida, gobio, ru-
beta, tructa‘ 〈Var.: -o-〉. Das nur im Dt. belegte
Wort ist wie ahd. rutta (s. d.) aus lat. rubēta
f. ‚Kröte‘ entlehnt (zu Weiterem s. rutta). –
Mhd. ruppe f. ‚Aalraupe‘, nhd. dial. bad. rupp
m. ‚kleiner, dickköpfiger Bachfisch‘, schwäb.
ruppe m. ‚Aalraupe‘, pfälz. ruppe (auch ruppel)
f. ‚Aalraupe‘; auch würzburger. ruppe ‚dss.‘
(Angabe aus Dt. Wb. 14, 1533).
Im Nhd. hat sich dagegen die wohl nach Raupe
f. ‚Larve des Schmetterlings mit borstig behaar-
tem Körper, die sich auf mehreren kleinen
Beinpaaren kriechend fortbewegt‘ volksetym.
umgestaltete Var. nhd. -raupe (in Aalraupe f.
‚[zu den Dorschfischen gehörender] im Süß-
wasser lebender, großer Raubfisch von grau-
brauner Färbung mit langer Afterflosse‘; erster
Beleg 1610) durchgesetzt.
Daneben finden sich im älterem Nhd. auch die
Formen raup m. ‚Aalraupe‘, raub- (in raubaal
m. ‚dss.‘), deren Elemente raup bzw. raub- ent-
weder direkt zu Raub ‚das Rauben‘ gehören
oder volksetym. danach umgestaltet sind.

Zu angeblich vorhandenem mhd. rûpe f. ‚Aalraupe‘ s. u.

Ahd. Wb. 7, 1294 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 1231; eKöbler,
Ahd. Wb. s. v. ruppa; Schützeichel⁷ 264. 268; Starck-Wells
500; Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 463 (roppa);
8, 45 (ruppa); Graff 2, 360; Lexer 2, 554; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 24 (allota); Dt. Wb. 1, 5; 14, 217. 297.
1533; Kluge²¹ 1 (s. v. Aalquappe); Kluge²⁵ s. v. Aalraupe;
ePfeifer, Et. Wb. s. v. Aalraupe. – Ochs, Bad. Wb. 4,
376; Fischer, Schwäb. Wb. 5, 491; Christmann, Pfälz.
Wb. 5, 662.

Aus dem Dt. stammt als Quasiübersetzung nndl.
aalrups ‚Aalraupe‘.

WNT s. v. aalpuit.

Neben der Annahme einer Entlehnung von ahd.
ruppa aus dem Lat. finden sich in der Literatur
abweichende Vorschläge:
1. Zuletzt nahm Kroonen 2011: 282 f. wieder
eine Zusammenstellung von ahd. ruppa mit
mhd. rûpa ‚Raupe‘ vor. Er setzt ein Paradigma
urgerm. *rūƀō : *ruppaz mit unterschiedlichem
innerparadigmatischen Ausgleich an, das von
der Wz. uridg. *rep- ‚brechen, (zer-)reißen‘
abgeleitet sei.
2. Teilweise damit verknüpft findet sich in der
Literatur seit C. C. Uhlenbeck, PBB 26 (1901),
290 auch die weitere Anbindung an aksl. ryba
f. ‚Fisch‘, aruss. ryba f. ‚dss.‘, nruss. rýba f.
‚dss.‘, ukrain. rýba f. ‚dss.‘, wruss. rýba f.
‚dss.‘, bulg. ríba f. ‚dss.‘, serb. rȉba f. ‚dss.‘,
kroat. rȉba f. ‚dss.‘, slowen. ríba f. ‚dss.‘,
tschech. ryba f. ‚dss.‘, slowak. ryba f. ‚dss.‘,
poln. ryba f. ‚dss.‘, osorb. ryba f. ‚dss.‘, ndsorb.
ryba f. ‚dss.‘, polab. reibó f. ‚dss.‘. Die slaw.
Wörter haben aber auch andere etym. Verknüp-
fungen erfahren; so präferiert Snoj, Slov. et.
slov.³ 643 eine Rekonstruktion als *()ūrbah₂
(wohl besser: *uh₁r-bah₂) und damit letztend-
lich eine Anknüpfung an die Gruppe um lat.
ūrīna f. ‚Urin‘.
Beide Vorschläge scheitern daran, dass bei ahd.
ruppa ‚Aalraupe‘ keine Formen mit einer alten
Länge nachweisbar sind. Der in der Literatur
manchmal vorhandene Ansatz mhd. rûpe ‚Aal-
raupe‘, der auf Lexer 2, 554 zurückgeht, ist
nämlich falsch. Die beiden Belege ruppen ha-
ben wegen des Reims auf ölsuppen ‚mit Öl be-
reitete Suppe‘ eindeutig ein kurzes -u- (für eine
Bestätigung dieser Analyse bedanke ich mich
bei B. Luxner). Weder die ahd. Gl.belege noch
die frühnhd. Formen (vgl. die Angabe in Früh-
nhd. Wb. 1, 842) geben einen Hinweis darauf,
dass dieses Wort einen ursprünglichen Langvo-
kal aufwies. Die Länge ist somit erst sekundär
in nhd. Zeit eingedrungen.

Et. slov. jaz. staroslov. 786; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 3,
177; Snoj, Slov. et. slov.³ 643; Vasmer, Russ. et. Wb. 2,
554; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 3, 525 f.; Schuster-Šewc,
Hist.-et. Wb. d. Sorb. 1255 f.; Olesch, Thes. ling. drav.-
polab. 2, 869 f. – Hiersche 1986–90: 1; RGA² 9, 121.

S. rutta.

RS

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