sâlîg
Band VII, Spalte 909
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sâlîg adj., seit dem Ende des 8. Jh.s in
Gl. und in MF, T, OT, MH, bei O, in L, MPs, G
(?), bei N, Npg, in WH: ‚selig, glücklich, heilig,
gesegnet, heilbringend, glückhaft, glückbrin-
gend, beglückend, unversehrt (?); beari [= sâlîg
werdan], beatus, euge [= sâlîgo], faustus, felix,
fortunatus, potens, salutaris‘ 〈Var.: -aa-, -e-;
-k, -c(h)〉. Das Wort ist auch Bestandteil von ahd.
ON (u. a. Saligenstat, a. 974; vgl. Förstemann
[1900–16] 1966–68: 2, 2, 668 f.). – Mhd. sælec,
sælic (seilg, md. sâlic, sêlec, sêlic) adj. ‚gut,
wohlgeartet, zum Glück bestimmt, glücklich,
beglückt, gesegnet, selig, glückbringend, heil-
sam, fromm, heilig‘, nhd. selig adj. ‚(von allen
irdischen Übeln erlöst und) des ewigen Lebens,
der himmlischen Wonnen teilhaftig, (gehoben)
verstorben, (katholische Kirche) seliggespro-
chen, einem tiefen (spontanen) Glücksgefühl
hingegeben, (ugs.) leicht betrunken‘.

Splett, Ahd. Wb. 1, 788; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. sālīg;
Schützeichel⁷ 270; Starck-Wells 504; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 83 f.; Seebold, ChWdW8 247. 436.
510; ders., ChWdW9 702 f. 1109; Graff 6, 179 f.; Heffner
1961: 124; Lexer 2, 581 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 70
(beatus). 228 (faustus). 229 (felix); Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 71 (beare, beatus). 231 (eu, eugae, euge). 257
(faustus). 258 (felix). 274 (fortunatus). 504 (potens); Dt.
Wb. 16, 514 ff.; Kluge²¹ 702; Kluge²⁵ s. v. selig; ePfeifer,
Et. Wb. s. v. selig. – Braune-Heidermanns 2018: §§ 63.
255 Anm. 4. 261. 263.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen: as.
sālig adj. ‚fromm, gesegnet, selig, glücklich‘,
mndd. sâlich, sêlich adj. ‚gut, wohlgeartet,
glücklich, erfolgreich, wohlbehalten, sicher,
heilbringend, segensreich, beglückend, bese-
ligt, fromm‘; andfrk. sālig adj. ‚selig, gesegnet,
glücklich‘, frühmndl. salich (-e-; -g[h]) adj.
‚glücklich, heilsam, selig, gesegnet, heilig‘,
mndl. salich (salech, zalich, selich, zelich) adj.
‚glücklich, (glück-)selig, gesegnet, heilig,
himmlisch, arm(selig), beklagenswürdig, un-
schuldig, einfältig‘, nndl. zalig adj. ‚dss.‘; afries.
sēlich, sellich, sillich, sallich, sälich adj.
‚fromm, selig, der ewigen Seligkeit teilhaftig
(von Verstorbenen), glücklich, erfolgreich‘,
nwestfries. sillich adj. ‚selig, glücklich(ma-
chend)‘, saterfries. säilig adj. ‚selig‘; ae. -sǣlig
adj. (nur als Bestandteil in Komp. wie gesǣlig
adj. ‚selig, glücklich‘, unsǣlig adj. ‚unglück-
lich‘ [s. unsâlîg]), me. s (selie, seliȝe, celi,
zeli, selẹ̄, cele, sil[l]i, sali, seoli, sẹ̄li, frühme.
sæli[ȝ]) adj. ‚selig, gesegnet, unschuldig, gut,
einfach, unglücklich, arm, wertlos‘, ne. veralt.
seely adj. ‚gesegnet, schwach, ärmlich, dürftig‘,
(seit dem 15. Jh. mit Kürzung des Vokals) silly
adj. ‚einfältig, töricht, dumm‘: < westgerm.
*sālga-.

Das üblicherweise ebenfalls hierhergestellte Wort aisl.
sǽlligr adj. ‚glücklich, reich‘ ist wegen der abweichen-
den Bildung getrennt zu halten. Das Adj. ist eine Ablei-
tung mit dem Suff. aisl. -ligr, das auf Umbildung des
Suff. -líkr beruht (vgl. dazu Noreen [1923] 1970: § 248
Anm. 4). Das aisl. Adj. gehört demnach näher zu ae.
gesǣllīc adj. ‚beglückt, gesegnet‘ (vgl. Heidermanns, Et.
Wb. d. germ. Primäradj. 476).

Aus dem Ndl. stammt nwestfries. salich adj.
‚selig, betrunken‘, aus dem Ndd. saterfries. säl-
ger adj. ‚selig, seligen Angedenkens‘, nnord-
fries. saali adj. ‚albern, störrisch‘, säli adj.
‚kümmerlich‘, aisl. sǽligr, sǽlugr adj. ‚elend,
arm, selig‘, aisl. sálugr adj. ‚arm, elend‘, fär.
sáligur, sálugur adj. ‚gesegnet‘, nisl. sálugur
adj. ‚dss.‘, adän. saligh, salugh, salle adj.
,glücklich, selig‘, ndän. salig adj. ‚selig‘,
nnorw. salig adj. ‚dss.‘, aschwed. saligher,
salogher, salugher, sälugher adj. ‚dss.‘, nschwed.
salig adj. ‚dss.‘.
Das Adj. westgerm. *sālga- ist eine Ableitung
mit dem Suff. urgerm. *-ǥa-, das mehrheitlich
desubst. Adj. bildet (s. -îg; vgl. Krahe-Meid
1969: 3, § 144). Aus diesem Grund ist es weni-
ger wahrscheinlich, dass die Neubildung west-
germ. *sālga-, wie allgemein angenommen
(vgl. etwa ebd. auf S. 190), eine unmittelbare
Ableitung des Adj. urgerm. *sēli- ‚gütig, glück-
lich‘ ist, das in ae. -sǣle (nur in unsǣle adj.
‚böse, boshaft‘), aisl. sǽll adj. ‚glücklich, selig,
wohlhabend, verstorben, arm, elend‘, nisl. sæll
adj. ‚glücklich, lieb, gesegnet, heilig, reich‘, fär.
sæl(l)ur adj. ‚selig, glücklich, lieb, verstorben‘,
adän. sell, sæll, sææl, seel adj. ‚glücklich‘,
ndän. sæl adj. ‚froh, vergnügt‘, nnorw. sæl
adj. ‚froh, vergnügt, angenehm, glücklich,
lieb‘, aschwed. sæl(l) adj. ‚glücklich, selig‘,
nschwed. säll adj. ‚glücklich, leicht berauscht‘,
got. sels adj. ‚tauglich, gütig; ἀγαθός, χρηστός
fortgesetzt ist. Wahrscheinlicher ist, wie etwa
das Verhältnis ahd. maht : mahtîg (s. dd.) zeigt,
die Annahme eines nicht weiter bezeugten Ab-
straktums urgerm. *sēli- ‚Glück‘ (Hinweis von
S. Neri), wofür auch die Wortbildung spricht
(s. u.). Von diesem Abstraktum ist das Adj. ur-
germ. *sēli- dann entweder bereits vorurgerm.
intern deriviert oder es ist eine innergerm. Kon-
version.
Me. sẹ̄l(e) (selle, frühme. sēle, sæl[e], seale)
adj. ‚gut, tapfer‘ ist laut eMED s. v. sẹ̄l(e) adj.
wahrscheinlich eine Rückbildung zu ae. sēlra
adj. ‚besser, wertvoller, tüchtiger‘ (s. u.).
Daneben steht ein ablautendes Adj., dessen Re-
konstrukt wohl urgerm. *sōla- adj. ist; es liegt
in ae. sēlra komp.adj. ‚besser, wertvoller, tüch-
tiger‘ < westgerm. *sōl-izan-, ae. sēl komp.adv.
‚dss.‘, me. sẹ̄l komp.adv. ‚besser, in besserer
Gesundheit‘ < westgerm. *sōl-i(z) vor.
Da eine verbale Grundlage im Germ. fehlt, ist
die Annahme eines erst innergerm. gebildeten
Verbaladj. *sēli- (Typ urgerm. *nēmi- zu ur-
germ. *neme/a- ‚nehmen‘; s. nâmi) wenig
wahrscheinlich. Daher ist auch das Argument,
dass das innergerm. Nebeneinander von
*-ē- und *-ō- auf ein Adj. mit Suff. *-i- und
nicht *-li- weist (so Heidermanns, Et. Wb. d.
germ. Primäradj. 476), nicht schlagend. Mehr
spricht für ein Nebeneinander eines Adj. ur-
germ. *sōla- und eines Abstraktums (mit se-
kundärer Entwicklung zu einem Adj.) *sēli-,
Bildungen, die dann sowohl als *sōl-a- /
*sēl-i- bzw. als *-la- / *-li- analysierbar
sind.

Fick 3 (Germ.)⁴ 436; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 476 f. 528; Tiefenbach, As. Handwb. 321; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 443; Berr, Et. Gl. to Hel. 327 f.; Wadstein,
Kl. as. Spr.denkm. 216; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 3, 15 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 4, 15 f.;
ONW s. v. sālig; VMNW s. v. salich; Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 7, 99 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 810;
Vries, Ndls. et. wb. 855; Et. wb. Ndl. S-Z 649; WNT s. v.
zalig¹; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 418; Richthofen,
Afries. Wb. 1005; eFryske wb. s. vv. salich, sillich; Dijkstra,
Friesch Wb. 3, 53; Fort, Saterfries. Wb.² 509. 510;
Sjölin, Et. Handwb. d. Festlnordfries. XXXV. 172. 173;
Holthausen, Ae. et. Wb. 267 (sǣliġ). 306; Bosworth-
Toller, AS Dict. 434. 811. 857 f. 1127; Suppl. 398 f. 701;
eMED s. vv. sẹ̄l adv., sẹ̄l(e) adj., s adj.; Klein, Compr.
et. dict. of the Engl. lang. 2, 1411. 1444 f.; eOED s. vv.
seely adj., †sele adj., †seler adj., silly adj., n., and adv.;
Vries, Anord. et. Wb.² 461. 575; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
790; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 3, 165. 639.
640; ONP s. vv. sálugr, sǽligr, sǽll, sǽlligr; Jónsson,
Lex. poet. 558; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 237.
296 f.; Magnússon, Ísl. Orðsb. 794. 1015; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 2, 945 f. 1230 f. 1538; Nielsen, Dansk
et. ordb. 359. 442 (sæl²); Ordb. o. d. danske sprog 18,
457 ff.; 23, 93 f. (sæl³); Bjorvand, Våre arveord² 1102 f.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 764; NOB s. vv. salig, sæl;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 881. 1146; Svenska akad.
ordb. s. vv. salig, säll adj.; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr.
416; Lehmann, Gothic Et. Dict. S-43. – Noreen [1904]
1978: §§ 90, 6. 238, 1a. 455, 1; Törnqvist 1977: 84.

Die Etym. von urgerm. *sēli- und *sōla- ist we-
gen fehlender außergerm. Entsprechungen un-
sicher.
In der Regel wird das Wort an die Verbalwz.
uridg. *selh₂- ‚gnädig werden‘ (anders G. Klin-
genschmitt, MSS 28 [1970], 78: ‚gnädig ma-
chen/stimmen‘) angebunden, die verbal sicher
nur im Gr., etwa in ἱλάσκομαι ‚stimme gnädig‘
(← *sh₂-sé/ó-) und λαμαι ‚dss.‘ (← *si-
sélh₂/sh₂-), fortgesetzt ist; zu den Umbildun-
gen vgl. G. Klingenschmitt, a. a. O. 78; LIV²
530 Anm. 2. 3. Das lautgesetzlich zu erwar-
tende -- ist noch im Adj. gr. λᾱος ‚gnädig‘
(< *sh₂-o-) erhalten.
Unsicher bleibt die teilweise angenommene Zu-
gehörigkeit des denom. Verbs lat. sōlor ‚er-
leichtere, lindere, mildere, beschwichtige‘, das
nach Ansicht einiger (vgl. Schrijver 1991: 126)
ein hierher gehörendes Wz.nomen *sōl- vo-
raussetzt; wahrscheinlicher ist wohl der An-
satz eines Iterativs *sṓlh₂-e/o-. Dazu gehört
auch das unbezeugte Adj. *sōlāx ‚tröstend‘
als Grundlage für lat. sōlācium n. ‚Trost(mit-
tel)‘. Laut G. Klingenschmitt, a. a. O. 79 ist die
lat. Gruppe aber von der Wz. *selh₂- zu trennen,
ohne dass er eine alternative Etym. anbietet.

Offen bleibt die Zugehörigkeit von arm. ałačˁem ‚bitte‘,
das G. Klingenschmitt, a. a. O. 79–82 aus *sh₂-sé/ó-
herleitet. Jedoch ist ein Anschluss dieses Verbs an die
Wz. *pleh₃- ‚weinen‘ (vgl. wohl lat. plōrāre ‚schreien,
weinen, laut wehklagen‘) als Sekundärbildung *ph₃-t-
wohl ebenfalls möglich (so zuerst W. Winter, in Winter
1965: 103–105. 114).

Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 477
nimmt trotz der Bedenken von Klingenschmitt,
a. a. O. 79 eine Bed.entwicklung von einerseits
‚gnädig stimmend‘ → ‚gütig‘, andererseits von
‚gnädig gestimmt, versöhnt‘ → ‚glücklich‘ an.
Früher stellte man urgerm. */ōli- auch zur
Wz. *selH- ‚ganz‘, die u. a. in ai. sárva- adj.
‚ganz, ungeteilt, all, jeder‘, jav. hauruua- adj.
‚unversehrt, heil, ganz‘, apers. haruva- adj.
‚ganz, gesamt‘, gr. ὅλος, ion. οὖλος adj. ‚ganz,
vollständig‘, osk. (e. S.) salavs, σαλαϝς adj.,
marrukin. salaus, salas adj., umbr. akk.sg.m./n.
sal(u)uom, saluo, akk.sg.f. salua(m), akk.pl.f.
sal(u)ua adj. ‚heil‘, lat. salvus adj. ‚wohlbehal-
ten, wohlbewahrt, gesund, unverletzt, gerettet‘,
fal. nom.pl.m. (?) salues adj., alb. gjallë adj. ‚le-
bend, lebendig‘, air. slán adj. ‚heil, gesund‘,
heth. salli- adj. ‚groß, wichtig, erwachsen, zahl-
reich‘ und toch. A salu adv. ‚ganz und gar‘ fort-
gesetzt ist (vgl. zu dieser Gruppe ausführlich A.
J. Nussbaum, FS Beekes 1997: 182. 186–192).
Wegen der möglichen Anbindung an kluw. 〈sa-
al-ha-a-ti〉, das Melchert, Luv. lex. 186 (vgl.
auch Starke 1990: 525) als einen Abl.-Instr. ei-
nes Adj. *salha/i- ‚groß‘ deutet, setzt man auch
diese Wz. gelegentlich als *selh₂- an (kritisch
dazu Kloekhorst, Et. dict. of Hitt. 710 f.); dabei
bleibt aber unklar, ob dieses *selh₂- identisch mit
der oben genannten Wz. *selh₂- ‚gnädig werden‘
ist (vgl. L. van Beek, JIES 39 [2011], 156).
Dagegen gehen F. Mezger, ZVSp 83 (1969),
136 und Darms 1978: 85 f. für die germ. For-
men von einer Anbindung an die Verbalwz.
uridg. *selh₁- ‚nehmen‘ aus (s. sellen) mit einer
Bed.entwicklung über ‚habend‘.

Lautlich nicht möglich ist der von R. Schröder, ZDA 42
(1898), 63 und R. Meringer, IF 16 (1904), 151 vertretene
Anschluss an die Verbalwz. uridg. *sed- ‚sitzen‘ (s. sizzen).

Diese drei Vorschläge haben alle die Schwie-
rigkeit, dass die Dehnstufe im Germ. nur
schwer erklärbar ist, da man von einer erst in-
nergerm. Bildung ausgehen muss, nämlich einer
Ableitung von einem st. V. *sele/a-, von dem
die Verbaladj. *sēl-i- und *sōl-i- gebildet wä-
ren (vgl. urgerm. *keme/a- → *kēm-i- und
*kōm-i-; vgl. dazu Heidermanns, Et. Wb. d.
germ. Primäradj. 58 f. 350. 353 f.). Da aber ein
entsprechendes st. V. nicht bezeugt ist, bleibt
dies nur eine Möglichkeit. Auch ist die jeweils
anzunehmende Bed.entwicklung keinesfalls
zwingend.

Das von Heidermanns, Et. Wb. d. germ. Primäradj. 59
einzig genannte weitere Beispiel einer Bildung mit
*-ē- zu einem idg. Primärv., urgerm. *þēri- ‚verbunden‘
(s. -dwâri), ist zu streichen; es gehört vielmehr mit einer
Grundbed. ‚vermischt‘ zu ahd. dweran ‚mischen‘ (s. d.).

Zur Erklärung der germ. Dehnstufe ist die An-
nahme einer Vorform *seH-l- bzw. *seHl- so-
mit wohl besser geeignet. So hatte einst F. A.
Wood, PBB 24 (1899), 531 f. das urgerm. Adj.
zur Verbalwz. uridg. *seh₁- ‚säen‘ (s. sâen) ge-
stellt; er nimmt eine Bed. ‚zeitgemäß, passend‘
← ‚zum Säen / zur Säzeit gehörig‘ an. Diese
Verbindung ist zwar lautlich möglich, aber se-
mantisch unwahrscheinlich, da die Grundbed.
eher ‚gesät‘ ist; die Entwicklung von ‚passend‘
zu ‚glücklich‘ erklärt er nicht.
Besser scheint nach einem mündlichen Vor-
schlag von S. Neri die Anbindung an die Ver-
balwz. uridg. *seh₂()- ‚sättigen‘, wenn man
eine Bed.entwicklung ‚gesättigt‘ → ‚glücklich‘
annimmt; vgl. zu diesem Verhältnis etwa uridg.
*med- ‚voll werden, satt werden‘ und ai. KVG
madra- ‚Freude‘ (vgl. NIL 463; Mayrhofer, E-
WAia 2, 301). Die germ. Formen setzen dabei
ein Adj. *se/oh₂-lo- ‚gesättigt‘ (komp.adv.
*se/oh₂lis) und ein dazugehöriges Abstraktum
*sēh₂-li- ‚Satt-sein‘ fort (zu dehnstufigen i-st.
Abstrakta vgl. Bammesberger 1990: 135 f.), von
dem das Adj. urgerm. *sēli- stammt.

Walde-Pokorny 2, 506 f.; Pokorny 900; LIV² 530; Add.
s. v. *selh₂-; Mayrhofer, KEWA 3, 446 f.; ders., EWAia 2,
711; Bartholomae, Airan. Wb.² 1790 f.; Schmitt, Wb.
d. apers. Königsinschr. 190; Frisk, Gr. et. Wb. 1, 720 ff.;
2, 381; Chantraine, Dict. ét. gr.² 444 f. 766. 1309 f. 1335;
Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 586 f.; 2, 1072; Untermann,
Wb. d. Osk.-Umbr. 652 ff.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
2, 556; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 633 f.; de Vaan, Et.
dict. of Lat. 572; Demiraj, Alb. Et. 182 f.; Orel, Alb. et.
dict. 129 f.; Martirosyan, Et. dict. of Arm. 27 f.; Matasović,
Et. dict. of Proto-Celt. 345; Vendryes, Lex. ét. de l’irl.
anc. S-126 f.; Kavanagh-Wodtko, Lex. OIr. Gl. 806;
eDIL s. v. slán; Kronasser, Etym. d. heth. Spr. 2, 125. 202.
204; Tischler, Heth. et. Gl. 2, 767 ff.; Kloekhorst, Et. dict.
of Hitt. 709 ff.; CHD S 92 ff; Windekens, Lex. ét. tokh.
109. – Klingenschmitt 1982: 64. 68. 84. 93. 143. 167 Fn.
13. 286; Schrijver 1991: 126–128; de Bernardo Stempel
1990: 252; Matzinger 2006: 51. 73. 174; Zair 2012: 81.

RS

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