sâr
Band VII, Spalte 971
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sâr adv., konjunkt., seit dem Ende des 8.
Jh.s in Gl. und in I, MF, T, WK, B, GB, bei O,
in L, AG, Ps 138, M, G, bei N, Npg, Npw, in
WH, Ph: ‚sofort, (so-)gleich, schnell, plötzlich,
(als-)bald, (als-)dann, da, jetzt, soeben, eben
erst, bereits (schon), schon, je(mals), zugleich,
zunächst, sogar, überhaupt, aber, sobald, wenn,
[mit Negation] nicht einmal, überhaupt nicht;
ast, confestim, consequenter, continuo, dudum,
dum, facile, iam, iam dudum, ilico, modo, mox,
ocius, olim, principio, profecto, protinus, qui-
dem, saltim, scilicet, simul, statim‘, auch in den
Verbindungen sâr bî demu dinge ‚sogleich‘,
dâr after sâr ‚folgsam, gefügig; consequenter‘,
dâr miti … sâr ‚sogleich, alsbald; simul‘, dô sâr
‚alsbald, sogleich; protinus‘, ju sâr ‚so lange,
noch, doch endlich; iam dudum‘, ni sâr ‚nicht
auf Anhieb, nicht ohne weiteres; vix‘, sâr az
êrist ‚zum ersten Male, erst jetzt; primum‘, sâr
des mezzes ‚ganz und gar‘, noh sâr (… ni) ‚noch
nicht einmal; nondum, saltim‘, nû sâr ‚sogleich;
modo, iam dudum‘, sâr sô ‚sobald (wie); cum
iam‘, sâr ânu twâla ‚unverzüglich; nec mora‘,
sâr dârmit(i) ‚darauf, alsdann; tunc‘, sâr dia
warbûn ‚sogleich‘, sâr dia wîla ‚plötzlich, so-
gleich‘, sâr dên wîlôn ‚(gleich) auf der Stelle‘,
sâr dero worto ‚nach diesen Worten; his dictis‘,
sâr des anderen jâres ‚im folgenden Jahr; anno
sequenti‘, sar des mezzes ‚in vollem Ausmaß;
omnino‘, sâr n ‚zum gegenwärtigen Zeitpunkt,
jetzt gerade; nunc‘, sê sâr ‚sieh einmal; ecce
〈Var.: -aa-; sa (zum Verlust von auslautendem
r im Spätahd. vgl. Braune-Heidermanns 2018:
§ 120 Anm. 1e, 2a)〉. – Mhd. (sâr) adv. ‚gleich
darauf, alsbald, sodann‘.

Splett, Ahd. Wb. 1, 793; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. sār;
Schützeichel⁷ 273; Starck-Wells 508; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 108 f.; Seebold, ChWdW8 249;
ders., ChWdW9 707 f.; Graff 6, 22 ff.; Heffner 1961: 125;
Lexer 2, 561; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 130 (confestim).
137 (consequens). 146 (continuo). 254 (facile). 310
(iam). 314 (ilico). 415 (mox). 432 (nondum). 412 (mora).
436 (nunc). 449 (omnino). 518 (primum). 525 (profecto).
534 (protinus). 548 (quidem). 585 (saltem/-im). 613
(simul). 626 (statim). 681 (tunc). 717 (vix); Kluge²¹ 119
(s. v. da¹). – Oskaar 1958: 306–314. 376–378. 448 f.

Die ahd. Form hat keine Entsprechungen (s.
aber u.) in den anderen germ. Sprachen, in de-
nen funktional vergleichbare Wörter mit einem
Nasal, wie as. sân, vorkommen. As. sân und
ahd. sâr können aber kaum auf dieselbe Wz. zu-
rückgehen, da die Gruppe von as. sân wohl auf
uridg. *sém- ‚vereint, ein‘ beruht (vgl. LIPP 2,
672). Bei etym. Verwandtschaft zwischen sân
und sâr müsste ein Ersatz von -n durch das in
Adv. mehrfach erscheinende Element -r (s.
dazu dâr) stattgefunden haben; ein Muster da-
für ist aber nicht ersichtlich.
Teils wird das in der Runeninschrift auf dem
Stein von Årstad, 160–375/400 vorkommende
Element sar als Entsprechung von ahd. sâr auf-
gefasst; jedoch kann das Wort auch mit nach-
folgendem alu als ein PN saralu aufgefasst
werden (vgl. zu den Deutungen etwa Krause
1966: 130–132; Antonsen 1975: 34 f.; Düwel
2008: 13; Imer 2015: 346 und die Angaben
unter kiel.de/abfragen/deutung2.asp?findno=
47&ort=%C5rstad&objekt=Stein&AFB=%C5
[gesehen am 12.12.2018]; s. saro).

Fick 3 (Germ.)⁴ 420.

Da sich in den anderen idg. Sprachen ebenfalls
keine verwandten Wörter finden, bleibt die wei-
tere Etym. unklar. Neben der Verbindung mit
der Gruppe um sân (s. o.) finden sich auch Ver-
knüpfungen mit der Gruppe um lat. sērus adj.
‚spät‘ (F. A. Wood, MLN 18 [1903], 15) und
mit dem Dem.pron. urgerm. *sa- ‚dieser‘ (Fick
3 [Germ.]⁴ 420; s. der).

RS

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