sarc m. i-St., seit dem Anfang des 9.
Jh.s in Gl.: ‚Sarg; aedicula, loculus, sarcopha-
gus, titulus, tumba‘ 〈Var.: -c, -h, -ch〉; die
Pl.form serchi in Gl. 2,18,54 zeigt die Flexion
als i-St. Das Wort ist aus einer unbezeugten
gallorom. Form *sarcǫ́u m. ‚Sarg‘ (s. u.) ent-
lehnt. Das Wort war vielleicht urspr. ein u-St.,
der sekundär in die i-St. übergetreten ist (vgl.
dazu Braune-Heidermanns 2018: § 216 Anm.
1). – Mhd. sarc, sarch (-kes, -ches; pl. sarke,
serke) st.m. ‚Sarg‘ (daneben auch sarche sw.f.
‚dss.‘), frühnhd. sarch m. ‚Sarg, Schrein‘, nhd.
Sarg m. ‚(meist aus Holz, auch aus Metall ge-
fertigtes) kastenförmiges, längliches Behältnis
mit Deckel, in das ein Toter gelegt wird‘.
Splett, Ahd. Wb. 1, 793; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. sark;
Schützeichel⁷ 273; Starck-Wells 509; Schützeichel, Glos-
senwortschatz 8, 110; Seebold, ChWdW9 708. 1103; Graff
6, 273 f.; Lexer 2, 607 f.; Götze [1920] 1971: 183;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 335 (loculus). 512 (sarcophagus).
601 (tumba); Dt. Wb. 14, 1798 ff.; Kluge²¹ 625; Kluge²⁵
s. v. Sarg; ePfeifer, Et. Wb. s. v. Sarg. – DRW 11, 1543 f.;
Müller-Frings 1966–68: 2, 185–188.
Ebenfalls aus gallorom. *sarcǫ́u stammen: as.
sark m. ‚Sarg‘ (s. u.), mndd. sark (saarck, sa-
rek, sarik, sarich) m./n., sark(e) f. ‚Totensarg,
Sarkophag, (Reliquien-)Schrein, Behältnis‘;
frühmndl. sarc (sark-, zark-) m. ‚steinernes
Grab, Grabstein, Stein‘, mndl. sarc (saerc,
zarc, zaerc, zarch, sarke, zarke) (m./n., f.?)
‚Trog aus Stein, Sarg aus Stein, Grab, Grab-
stein‘, nndl. zerk (f.) ‚Grabstein‘, dial. auch
noch ‚Sarg‘ (mit -e- < -a- vor r + Guttural; vgl.
nhd. arg : nndl. erg ‚schlimm‘); afries. serk m.
‚Sarg‘, nwestfries. sark m./f. ‚Grabstein‘.
Die dem As. zugewiesenen Formen entstammen den Hss.
Düsseldorf, UB, F 1, die auch mfrk. Formen enthält
(vgl. Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 105) und Berlin,
StaatsB, Lat. 2° 735, auch mit mndd. Wörtern (vgl. ebd.
Nr. 49). Die Schreibungen 〈sárc〉 und 〈sarc〉 geben keinen
Aufschluss auf die Sprachzugehörigkeit.
In der älteren Literatur findet man die Zusammenstellung
dieser Gruppe mit der um aisl. serkr m. ‚Hemd, ärmello-
ses Gewand‘, wobei als Grundbed. ‚Bedeckendes‘ anzu-
nehmen wäre (vgl. etwa Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 817;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 787). Das aisl. Wort stammt
aber wohl aus ae. serc, syrc m., serce, syrce f. ‚Hemd,
Leibrock, Untergewand, Waffenrock‘, das selbst wiede-
rum vermutlich über mlat. *sarcia aus lat. (tunica) sērica
‚seidenes Gewand‘ entlehnt ist (vgl. Vries, Anord. et.
Wb.² 471; Feulner 2000: 414–416 betrachtet die Herlei-
tung als unklar, gibt aber keine alternative Erklärung).
Tiefenbach, As. Handwb. 323; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 216; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 3, 30;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 4, 26 f.; VMNW s. v. sarc²;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 7, 164 ff.; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 817; Suppl. 202; Vries, Ndls. et. wb. 861; Et.
wb. Ndl. S-Z 659 f.; WNT s. vv. zark², zerk¹; Hofmann-
Popkema, Afries. Wb. 421; Richthofen, Afries. Wb. 1008;
eFryske wb. s. v. sark; Dijkstra, Friesch Wb. 3, 56. – Cox
1967 (passim).
Gallorom. *sarcǫ́u geht über *sarcǫ́vau und
*sarcofagu auf lat. sarcophagus m. ‚Toten-
kiste, Sarg, Sarkophag‘ zurück. Die verkürzte
Form ist im Rom. als afrz. sarcou, sarqueu, ser-
cueil m., mfrz. (u. a.) sarqueu, sarqueul, sar-
cueuil m., nfrz. cercueil m., sämtlich ‚Sarg‘,
fortgesetzt.
Aus dem Frz. sind bret. (vann.) chark(l)é
‚Sarg‘, mbret. serch ‚dss.‘, nbret. serch ‚dss.‘
entlehnt.
Lat. sarcophagus stammt aus gr. σαρκοφάγος
adj. ‚fleischfressend‘, das in der Verbindung
λίθος σαρκοφάγος zur Bez. eines bei Assos
(Troas) abgebauten und für Särge verwendeten
Steins diente; dabei nahm man an, dass der
Stein die Leichname verzehre.
Die Entwicklung von lat. sarcophagus zu *sarcǫ́u ist (an-
ders als manchmal in der Literatur angegeben) nicht un-
mittelbar mit der von lat. prōpāgō, -inis f. ‚Setzling,
Ableger, Senker‘ zu *propa- (s. pfropfa) vergleichbar
(so u. a. Kluge²¹ 625), da die Kürzung hier auf einer syn-
kopierten Obl.form rom. *propanem < *propagnem <
*propaginem beruht.
Die volle Form lat. sarcophagus ist zu einem Internatio-
nalismus geworden.
Frisk, Gr. et. Wb. 2, 679; Chantraine, Dict. ét. gr.² 954;
Beekes, Et. dict. of Gr. 2, 1309 f.; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. 2, 479; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 595;
Niermeyer, Med. Lat. lex.² 2, 1224; Du Cange² 7, 310;
Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 8359; Meyer-Lübke, Rom. et.
Wb.³ Nr. 7600; Wartburg, Frz. et. Wb. 11, 230 f.; Deshayes,
Dict. ét. du bret. 651. – Gernand 1928 (passim).
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