sâtila
Band VII, Spalte 991
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sâtila f. ōn-St., im Abr (1,243,37, Ra:
satala〉) und in Gl. 1,412,25 (um 800, alem.
[Rb]), T, OT: ‚ein Getreidemaß; satum‘.
Das Wort ist wahrscheinlich eine Ableitung
von sât ‚Saat‘ mit einer n-stämmigen Weiterbil-
dung des u. a. Nomina instrumenti bildenden
Suff. -il, -ila, -ilo (s. dd.).
Fraglich ist die etymologische Zugehörigkeit
von Subst. in der späteren Sprache, die keinen
Umlaut zeigen; vgl. z. B. mhd. sâtel, sâtele
st.m./n. ‚ein Ackermaß‘ und nhd. dial. Formen
wie luxem. sadel, sadil, sodel f. ,Stück Acker-
land‘, rhein. satel, sǭ:dəl, sǭrəl f. ‚der Streifen
Ackers, der beim einmaligen Hin- und Hergange
des Sämannes besät werden kann‘, pfälz. satel,
sōdǝl f.(/n.) ,dss.‘, südhess. satel, sōrəl m/f./n.,
sōdl n. ‚dss.‘, nassau. sadel, sodel, soel f./n.
,Stück Ackerland‘, kurhess. sattel f. ‚längliches
Ackerbeet‘, thür. satel f./m., sottel, sodǝl ‚dss.‘.
Nach Müller-Frings 1966–68: 2, 452 f. setzen
diese Wörter nicht, wie oft angenommen wurde,
ahd. sâtila fort, sondern gehen auf eine dever-
bale Ableitung von urgerm. *sēe/a- ‚säen‘ (s.
sâen) mit dem Nomina instrumenti und Ortsbe-
zeichnungen bildenden Suff. urgerm. *-dla/ō-
(< uridg. *-dhlo/eh₂- und *-tlo/eh₂-) zurück. Zu
dieser Bildeweise s. z. B. nâdala, stadal. Au-
ßerdem betonen Müller-Frings 1966–68: 2,
451 ff., dass ahd. sâtila entgegen üblichen ety-
mologischen Herleitungen nicht auf ein lat.
*satellum zurückgehen kann, da ein solches
Wort nicht sicher greifbar ist.
Ahd. sâtila übersetzt lat. satum n. ‚ein hebräi-
sches Getreidemaß von ca. 88 Litern‘, das als
Lehnwort in biblischem Kontext erscheint und
über Vermittlung durch gr. σάτον n. ‚dss.‘ aus
einer semit. Sprache stammt. Selbst wenn zu
lat. satum ein Diminutivum *satellum existiert
haben sollte, so muss doch im Ahd. eine Anpas-
sung an die einheimische Suff.form -ila erfolgt
sein. Eher wurde aber das Wort lat. satum von
den Übersetzern mit dem gleichlautenden
Part.Prät.Pass. von lat. serō ‚säe‘ gleichgesetzt
und deshalb durch eine Ableitung von ahd. sât
mit dem Suff. -ila wiedergegeben.

Splett, Ahd. Wb. 1, 781; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. sātila;
Schützeichel⁷ 273; Starck-Wells 509; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 113; Seebold, ChWdW8 249.
431. 507; ders., ChWdW9 709. 1103; Graff 6, 166 (s. v.
satala); Lexer 2, 316; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 514
(satum); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 590 (satum); Dt. Wb.
14, 1809; Kluge²¹ 626; Kluge²⁵ s. v. Sattel²; ePfeifer, Et.
Wb. s. v. Sattel². – Luxemb. Wb. 4, 80; Müller, Rhein.
Wb. 7, 749 f.; Christmann, Pfälz. Wb. 5, 761; Kehrein,
Volksspr. u. Wb. von Nassau 1, 335; Maurer-Mulch,
Südhess. Wb. 5, 73; Vilmar, Id. von Kurhessen 338;
Spangenberg, Thür. Wb. 5, 368. – Müller-Frings 1966–
68: 2, 451 ff.

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