segan m. a-St., in Gl. seit dem 10. Jh.,
bei O, AuS, SG, Nps und Npg, Npw: ‚Se-
gen(sspruch), Segnung, Einweihung, Kraft; be-
nedictio, dedicatio, favor, oratio‘, segan geban,
segan tuon (mit Dat.) ‚jmdn. segnen; bene-
dicere‘ 〈Var.: -en, -in〉. Ahd. segan ist eine
Rückbildung zu dem sw. V. II ahd. seganôn
‚segnen, weihen‘ (s. d.), das seinerseits aus lat.
signāre ‚mit einem Zeichen versehen‘ entlehnt
ist. – Mhd. sëgen st.m. ‚Zeichen des Kreuzes,
Segen, Segnung, Segensspruch, -wunsch,
Gnade, Zauberformel‘, frühnhd. segen m. ‚Se-
gen, Formel, Zauber, Amulett‘, nhd. Segen m.
‚durch Worte oder Gesten ausgedrückter Wille,
dass eine höhere Macht dem Gesegneten
Schutz und Gedeihen verleihen möge, göttli-
cher Schutz, Billigung, Glück, Wohltat, reicher
Ertrag‘.
Gegen eine direkte Entlehnung von ahd. segan aus lat.
signum n. ‚Zeichen‘ sprechen das mask. Genus des dt.
Wortes gegenüber dem Neutrum im Lat., die verhältnis-
mäßig späte und dürftige Bezeugung des Subst. segan im
Vergleich mit dem Verb seganôn und die spezialisierte
Bedeutung im christlichen Sinn, die vom Verb bezogen
sein kann.
Splett, Ahd. Wb. 1, 797; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. segan;
Schützeichel⁷ 274; Starck-Wells 511; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 126; Seebold, ChWdW9 711. 1109;
Graff 6, 146; Heffner 1961: 129; Lexer 2, 847 f.; Götze
[1920] 1971: 199; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 72 (bene-
dicere, benedictio); Dt. Wb. 16, 100 ff.; Kluge²¹ 697;
Kluge²⁵ s. v. Segen; ePfeifer, Et. Wb. s. v. Segen. –
Müller-Frings 1966–68: 2, 460 f.
Das Lehnwort ahd. segan hat in anderen germ.
Sprachen Parallelen: mndd. sēgen m. ‚Kreuzes-
zeichen, Segen, Segnung, Segenswort, Ab-
schiedsgruß, Besprechungsformel zum Heilen
von Krankheiten‘; mndl. segen m. ‚Segen‘, nndl.
zegen m. ‚dss.‘; nwestfries. seine m./f. ‚Segen,
Glück‘, saterfries. sägen m. ‚Segen‘; langob.
(run.) segun ‚Segen‘.
Auch im Ndl. ist das sw. V. II segenen ‚segnen‘
älter und besser bezeugt als das rückgebildete
Subst. segen ‚Segen‘. Als Wort für ‚Segen‘ ist
zunächst frühmndl. benedictie f. üblich, das aus
lat. benedictiō f. gleicher Bed. entlehnt ist.
Hingegen stammt ae. segn m./n. ‚Zeichen, Ban-
ner‘ direkt aus lat. signum ‚Zeichen‘. Das Wort
teilt nicht die christliche Bed. des Verbs ae. seg-
nian ‚segnen‘, das unabhängig aus lat. signare
übernommen wurde. Ne. sign ‚Zeichen‘ setzt
nicht direkt das ae. Subst. segn fort, sondern ist
durch anglonorm. signe ‚Zeichen‘ beeinflusst.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 3, 182; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 7, 899 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
814; Vries, Ndls. et. wb. 858; Et. wb. Ndl. S-Z 655; WNT
s. v. zegen¹; eFryske wb. s. vv. segen, seine; Dijkstra,
Friesch Wb. 3, 62; Fort, Saterfries. Wb.² 507 f.; Holthausen,
Ae. et. Wb. 288; Bosworth-Toller, AS Dict. 857; Klein,
Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 1443; eOED s. v.
sign n.
S. seg(a)nôn.
DSW