selbnamo
Band VII, Spalte 1081
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selbnamo m. n-St., nur Npg: ‚Eigen-
name, Nomen; nomen, nominativus‘. Komp.
aus selb (s. d.) und namo (s. d.). – selbselbo
pron.-adj., in Gl. seit der 2. Hälfte des 10. Jh.s
und Npg: ‚sich selbst gleich; idem ipse, itidem,
unus atque idem‘ (mhd. sëlpsëlp ‚eben der-
selbe‘). Verdoppelung des Pron.-Adj. selb, wie
auch in venet. dat.sg.m. sselboisselboi ‚sich
selbst, für ihn selbst‘, s. selb. – selbskônî f. īn-
St., nur NMC: ‚eigene, natürliche Schönheit;
simplex comitas (i. venustas)‘. Komp. aus selb
(s. d.) und skônî (s. d.). – selbskoz n. a-St., in
Gl. seit ca. 1000: ‚Schleuder(geschütz), Arm-
brust, Pfeil; ballista, catapulta, falarica, pe-
dica, sagitta‘ (mhd. sëlpschôz st.n. ‚Schleu-
der[geschütz]‘, ähnlich nhd. Selbstschuss m.
‚ein Gewehr, das sich von selbst entlädt, eine
Vorrichtung, bei deren Berührung ein Schuss
ausgelöst wird‘; as. selfskot n. a-St. ‚Wurfma-
schine‘, mndd. sülfschot ‚Schleudermaschine‘;
vgl. aisl. sjálfskot n. ‚Selbstschuss‘). Komp. aus
selb (s. d.) und skoz (s. d.). – selbskuzzo m. n-
St., nur Gl. 3,396,55 (Anfang des 13. Jh.s,
frk.): ‚Bogenschütze; sagittarius‘ (vgl. afries.
selfsketta, selsketta ‚Armbrustschütze‘). Komp.
aus selb (s. d.) und skuzzo (s. d.). – selbsuona f.
ō-St., in B und GB: ‚(eigenes) Ermessen, Ent-
scheidung; arbitrium‘. Komp. aus selb (s. d.)
und suona ‚Urteil, Entscheidung‘ (s. d.). –
selbsuonri m. ja-St., nur Gl. 1,271,34 und 35
(beide Beginn des 9. Jh.s, alem.): ‚Schiedsrich-
ter; arbiter, iudex‘. Komp. aus selb (s. d.) und
suonri (s. d.). – selbtuom m./n. a-St., nur Sam
(1,51,22): ‚freies Ermessen, Belieben; arbit-
rium‘. Abstraktum aus selb (s. d.) und tuom
(s. d.), das sich von einem KHG zum Suff. ent-
wickelt. Mit ne. selfdom ‚das Selbst, das eigene
Wesen‘ besteht kein Zusammenhang, denn dieses
Wort ist erst im 19. Jh. neu gebildet worden. –
selbwaga f. ō-St., nur NBo: ‚selbstständige
Bewegung‘ (ähnlich as. selfwâgi f. īn-St. ‚Ei-
genbewegung‘). Komp. aus selb (s. d.) und
waga (s. d.). – selbwahsan adj., in Gl. seit dem
11. Jh. und bei Ni: ‚von selbst entstanden, aus
sich entstanden, natürlich; naturalis, natus, vi-
vus‘ (mhd. sëlpwahsen ‚von selbst gewachsen,
entstanden‘, frühnhd. selbwachsen ‚selbst-
gewachsen‘ [Dt. Wb. 16, 502 f.]; mndd. sulf-,
sülfwassen ‚natürlich, eigenmächtig‘; mndl.
selfwassen adj. ‚natürlich, natur-‘). Komp. aus
selb (s. d.) und einem Verbaladj. zum st. V. VI
wahsan (vgl. das Part.Prät. giwahsan). – selb-
wahst
f. i-St., nur bei Ni: ‚Entstehung aus sich‘,
in der Verbindung fona selbwahsti ‚von seiner
eigenen Entstehung her; per se‘. Komp. aus
selb (s. d.) und wahst (s. d.). – selbwala f. ō-
St., nur Gl. 2,77,64 (10./11. Jh.), NBo und
Npg: ‚freier Wille; liberum arbitrium, libertas
arbitrii‘ (mhd. sëlpwahl st.f. ‚freie Wahl‘).
Komp. aus selb (s. d.) und wala (s. d.). – selb-
walt
f. i-St., in Gl. seit Mitte des 9. Jh.s und
Npg: ‚Vorrecht, Privileg, freie Entscheidung;
arbitrium, liberum arbitrium, privilegium
(frühnhd. selbwalt f./m. ‚eigenmächtige Ge-
walt, Selbsthilfe, Frevel‘ [Dt. Wb. 16, 508];
mndd. sülfwolt, silfwold m./f. ‚eigenmächti-
ges Gesetz, Verbrechen‘). Komp. aus selb
(s. d.) und einem fem. Abstraktum zum red.
V. waltan; vgl. giwalt. Mhd. sëlpwalt ist nach
Lexer 2, 871 ein Adj. ‚eigenmächtig‘, s. jedoch
Bedenken gegen adj. Geltung im Dt. Wb. 16,
508. – selbwaltida f. ō-St., nur in Gl. ab ca.
800: ‚Vorrecht, Privileg, freie Entscheidung;
arbitrium, deliberatio, libertas arbitrii, privi-
legium, singularis potestas‘. Ableitungs-
komp. aus der Fügung selb waltan ‚eigenstän-
dig walten‘ (s. selb und waltan). – selbwaltîg
adj., nur bei N: ‚frei, vom freien Willen be-
stimmt; absolutus, liber, voluntarius‘ (mhd.
sëlpwaltic adj. ‚eigenmächtig‘; mndd. sülf-
woldich adj. ‚eigenmächtig, verbrecherisch‘).
Ableitung von selbwalt (s. d.) mit dem adj.
bildenden Suff. -îg (s. d.). – Splett, Ahd. Wb. 1,
656. 804 f. 851. 854. 968. 1054. 1057. 1058.
1089. 1097; eKöbler, Ahd. Wb. s. vv. selbnamo,
selbselbo, selbskōnī, selbskoz, selbskuzzo,
selbsuona, selbsuonāri, selbtuom, selbwaga,
selbwahsan, selbwahst, selbwala, selbwalt,
selbwaltida, selbwaltīg; Schützeichel⁷ 276;
Starck-Wells 515; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 8, 151 f.

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