selbwaltîga
Band VII, Spalte 1082
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selbwaltîga f. ō-St., nur in Gl. 2,119,7
(Hss. des 12. Jh.s, Zeit der Gl.einträge un-
bekannt): ‚Eigenmächtigkeit; emancipatio‘.
Substantiviertes Fem. zum Adj. selbwaltîg
(s. d.) in Funktion eines Abstraktums. – selb-
walt
f. īn-St., in Gl. ab dem 10. Jh. und
NBo: ‚(Willens-)Freiheit, Eigenmächtigkeit;
emancipatio, libertas, libertas arbitrii, libertas
voluntaris, liberum arbitrium‘. Deadj. Abstrak-
tum zu selbwaltîg (s. d.). – selbwaltîgo adv.,
Nps und Npw: ‚selbstherrlich; libere‘. Adv. zu
selbwaltîg (s. d.). – selbwegî f. īn-St., nur in
Gl. 1,713,43 (Hs. ca. 1000, Zeit der Gl.ein-
träge unbekannt). 738,24 (10. Jh.): ‚(selbst-
ständige) Bewegung‘ (mhd. sëlpwege st.f. ‚Ei-
genbewegung [des Meeres])‘. Komp. aus selb
(s. d.) und wegî (s. d.). – selbwelî f. īn-St., in
Gl. ab der 2. Hälfte des 10. Jh.s: ‚freies Ermes-
sen, freie Entscheidung; arbitrium‘. Komp.
aus selb (s. d.) und welî ‚Wahl, freie Entschei-
dung‘ (s. d.). – selbwillîg adj., nur Npg: ‚frei-
willig; voluntarius‘ (frühnhd. selbwillig adj.
‚freiwillig, eigenmächtig‘ [Dt. Wb. 16, 504 f.];
mndd. sülfwillich adj. ‚freiwillig, eigenmäch-
tig‘; vgl. eine ähnliche Bildung in ae. selfwille
‚freiwillig‘ und got. silbawiljis m. ja-St. ‚Frei-
williger‘, wo aber ein Possessivkomp. vorliegt
[Casaretto 2004: 120]). Komp. aus selb (s. d.)
und willîg (s. d.). – selbwillo m. n-St., seit dem
letzten Viertel des 8. Jh.s in Gl. sowie in B,
GB: ‚freier Wille, Willkür, freie Entscheidung;
arbitrium, deliberatio, sponte‘ (vgl. mndd. sülf-
wille m. ‚Eigenmächtigkeit‘; ae. selfwill ‚ei-
gener, freier Wille‘; aisl. sjálfvili m. ‚dss.‘).
Komp. aus selb (s. d.) und willo (s. d.). –
selbzant, selbzanta m. (?), in Gl. ab dem 12.
Jh.: ‚Wasser-Schwertlilie; acorus, herba ve-
nerea‘. Nicht klar. Vielleicht Komp. aus selb
und zand in einer Bed. wie „Selbst(entwicklung
des) Zahns“ (vgl. zögernd Graff 5, 638). Das
Benennungsmotiv könnte darin liegen, dass
die Wurzel einer Schwertlilienart zahnenden
Kindern zum Beißen gegeben wird (Veilchen-
wurz). Ähnlich gebildete Pflanzennamen sind
selbheila und selblâcha ‚Kreuzwurz‘, von de-
nen selbzanta, wenn korrekt überliefert, analo-
gisch sein -a bezogen haben könnte. – Splett,
Ahd. Wb. 1, 804. 1058. 1079. 1089. 1090;
eKöbler, Ahd. Wb. s. vv. selbwaltīga, selbwal-
tigī, selbwaltīgo, selbwegī, selbwelī, selbwillīg,
selbwillo, selbzant, selbzanta; Schützeichel⁷
276; Starck-Wells 515; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 8, 152 f. – Ernst-Nievergelt-Schiegg
2019: 496.

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