semala
Band VII, Spalte 1096
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semala f. ō(n)-St., in Gl. seit Beginn des
9. Jh.s: ‚Mehl, feines Weizenmehl; oryza, po-
lenta, simila, similago, subtilis farina‘ 〈Var.:
sim-; -il-, -ul-〉. Das Subst. ist aus lat. simila f.
‚feinstes Weizenmehl‘ entlehnt. Es nimmt dann
die Bedeutung ‚Gebäck aus feinem Weizen-
mehl‘ an und wird schließlich zur Bezeichnung
eines kleinen Brotes, das nicht mehr notwendig
aus Weizenmehl gebacken sein muss. – Mhd.
sëmele, sëmel, simele, simel st./sw.f. ‚feines
Weizenmehl, Weizenbrot, Brötchen‘, frühnhd.
semel f. ‚feines Weizenmehl, Semmel‘, nhd.
Semmel f. ‚Brötchen, ein etwa handgroßes
rundliches Gebäck‘.
Nhd. Semmel ist im Bair. das geläufige Wort für
‚Brötchen‘, das Alem. verwendet ‚Weck‘, nörd-
liche Dialekte ‚Brötchen‘. In der Gegenwarts-
sprache wird indessen Semmel in der Bedeutung
‚Brötchen‘ überregional verstanden.
Daneben stehen mit abweichender Bed. die
Dialektformen rhein. zęmələ (pl. tantum) ‚Wei-
zenkleie‘ und zīəməl f. ‚Graubrot, Brot mit Klei-
enanteilen‘, die die Semantik mit den Nachbar-
sprachen teilen (s. u.).

Splett, Ahd. Wb. 1, 806; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. semala;
Schützeichel⁷ 276; Starck-Wells 516; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 209 f. (s. v. simila); Seebold,
ChWdW9 718. 1109; Graff 6, 222; Lexer 2, 874; 3,
Nachtr. 364; Götze [1920] 1971: 200; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 401 (oryza). 444 (polenta). 534 (simila, simi-
lago); Dt. Wb. 16, 559 ff.; Kluge²¹ 702 f.; Kluge²⁵ s. v.
Semmel; ePfeifer, Et. Wb. s. v. Semmel. – Müller, Rhein.
Wb. 8, 76. – Müller-Frings 1966–68: 2, 461 ff.

Das Lehnwort erscheint auch in anderen germ.
Sprachen: mndd. semel, semele m./f. ‚Kleie,
feines Weizenmehl, Brötchen‘; frühmndl. se-
mele f. ‚Kleie, Brötchen aus feinem Mehl‘,
mndl. semele f. ‚Kleie, feines Mehl‘, nndl. ze-
mel, pl. zemelen f. ‚Kleie‘.
Durch mndd. Vermittlung drang das Wort in
die nordgerm. Sprachen ein; vgl. aisl. simili n.
‚Weizenmehl‘ (spät bezeugt), nisl. simili n.
‚dss.‘, ndän. simle f. ‚eine Art Weizenbrot,
Brötchen‘, nschwed. semla f. ‚ein Gebäck‘ und
die Ableitung nnorw. (nn.) simling m. ‚feines
Brot‘.
Die Bed. ‚Kleie‘ im Ndd. und Ndl. hat in rom.
Fortsetzern von lat. simila Parallelen. In italien.
Dialekten bezeichnen sémola, símula f. die
‚Kleie‘, im Span. und Port. heißt sémola f.
‚Grütze‘ und ‚Grieß‘; vgl. auch frz. semoule
f. ‚Grieß‘. Dagegen kennt das Afrz. simle m.
‚Weizenmehl, Brötchen‘.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 3, 199 f.; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 4, 186 f. 259; VMNW s. v. semele;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 7, 965; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 816 (s. v. zemelen¹); Vries, Ndls. et. wb. 860;
WNT s. v. zemel¹; Vries, Anord. et. Wb.² 476; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 3, 244; ONP s. v. *simili;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 243; Magnússon, Ísl.
Orðsb. 816; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 2, 967; Ordb.
o. d. danske sprog 18, 1399; Suppl. s. v. simle¹; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 579; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 900;
Svenska akad. ordb. s. v. semla¹. – Niermeyer, Med.
Lat. lex.² 2, 972; Du Cange² 7, 490; Körting, Lat.-rom.
Wb.³ Nr. 8716; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 7806;
Wartburg, Frz. et. Wb. 11, 622 f.

Lat. simila ist ein Wanderwort, das z. B. auch
in gr. σεμίδᾱλις f. ‚feinstes Weizenmehl‘, ai.
samitā- f., samīdha- m. ‚Weizenmehl‘ Ent-
sprechungen hat. Die ursprüngliche Quelle ist
wahrscheinlich eine semit. Sprache. Bereits
im Akkad. ist samīdu ‚feines Mehl‘ bezeugt,
das von dem Verb samādu ‚mahlen‘ abgelei-
tet ist.

Walde-Pokorny 1, 459; Pokorny 889; Mayrhofer, KEWA
3, 438 f.; ders., EWAia 3, 504 f.; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 692;
Chantraine, Dict. ét. gr.² 962; Beekes, Et. dict. of Gr. 2,
1320; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 538; Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 626.

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