senod m. a-St., im Abr und weiteren
Gl., SH: ‚Gerichtsversammlung, Synode; con-
silium, conventus, senatus, synodalis, synodus‘
〈Var.: -oth, -ed〉. Ahd. senod ist aus dem lat.
Subst. synodus, synhodus f. ‚geistliche Ver-
sammlung, Synode‘ entlehnt.
In Gl. 2,144,8 (2. Drittel des 9. Jh.s, frk.) glossiert sinod
das lat. congruo tempore ‚zu angemessener Zeit‘ und in
2,147,28 (dss.) lat. certo tempore ‚zu einer bestimmten
Zeit‘. StSGl 2, S. 144 Fn.7 schlugen vor, hier ein ansons-
ten unbelegtes Adj. sinodlih (= senodlîh) zu sehen. Die-
ses Adj. könnte etwa ‚durch die Synode festgelegt‘ be-
deuten (so Schützeichel, Glossenwortschatz 8, 164 s. v.
senodlîh) und die lat. Adj. congruus ‚angemessen‘ bzw.
certus ‚bestimmt‘ wiedergeben. Jedoch bezieht sich
sinod an diesen beiden Stellen vielleicht als erklärende
Gl. auf das ganze lat. Syntagma und erläutert, was eine
angemessene oder bestimmte Zeit sein könnte, nämlich
die Zeit, zu der eine Versammlung stattfindet. Die Kon-
jektur zu *senodlîh ist dann entbehrlich, und die beiden
Belege gehören als Var. zu senod.
Mhd. sënt (gen.sg. sëndes) st.m. ‚Synode,
geistliches Gericht‘, frühnhd. send, sent m./f.
‚geistliche Versammlung, geistliches Rügege-
richt‘, nhd. (obs.) Send m. ‚dss.‘. Im Nhd. wird
es durch das jüngere Lehnwort Synode f. er-
setzt.
Splett, Ahd. Wb. 1, 807; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. senod;
Schützeichel⁷ 277; Starck-Wells 517; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 164; Seebold, ChWdW8 252. 436.
510; ders., ChWdW9 718; Graff 6, 245; Lexer 2, 886; 3,
Nachtr. 364; Götze [1920] 1971: 200; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 526 (senatus). 537 (sinodus); Dt. Wb. 16, 571;
Kluge²¹ 703 (s. v. Sendgericht); Kluge²⁵ s. v. Sendgericht.
Das Lehnwort ist auch in andere germ. Spra-
chen übernommen worden: mndd. sēnt, sened,
send m./n. ‚Synode, geistliches Gericht‘; afries.
sinuth, sineth, seneth, sind, send m./n. ‚Gericht
in geistlichen Angelegenheiten‘; ae. seonoþ,
senoþ, sinoþ, sionoþ m. ‚Synode, Konzil, Ver-
sammlung‘.
Wie im Dt. (s. o.), so hat auch im Engl. eine jün-
gere Entlehnung, synod ‚Synode‘, das alte Lehn-
wort abgelöst. In das Nschwed. ist send ‚geistli-
ches Gericht‘ aus dem Dt. eingedrungen; doch
hat das Wort eine sehr geringe Verbreitung.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 3, 206; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 4, 190 f.; 6, 260; Hofmann-Popkema,
Afries. Wb. 428; Richthofen, Afries. Wb. 1017; Holthausen,
Ae. et. Wb. 295; Bosworth-Toller, AS Dict. 865. Svenska
akad. ordb. s. v. send subst.¹.
Das Subst. lat. synodus ist selbst ein Lehn-
wort aus gr. σύνοδος f. ‚Eingang, Zugang,
Zusammenkunft‘. Gr. σύνοδος ist aus der Präp.
σύν- ‚zusammen, mit‘ und ὁδός f. ‚Gang, Weg‘
gebildet. Es bedeutet also wörtlich etwa ‚Zu-
sammengang‘.
Die beiden Bestandteile des gr. Komp. σύνοδος sind
uridg. Ursprungs. Sie finden Entsprechungen im Slaw.
So gehört die Präp. gr. σύν zu aksl. sъ ‚mit‘; mit dem
Subst. gr. ὁδός vergleicht man aksl. xodъ m. ‚Gang‘.
Die Präp. gehen auf uridg. *sum ‚zusammen mit‘ zu-
rück, die Subst. setzen uridg. *sod-o- fort. Für die Laut-
entwicklungen in den Einzelsprachen, wie gr. σ- <
uridg. *s- in σύν, aksl. x- < uridg. *s- in xodъ, werden
verschiedene Erklärungen vorgeschlagen (s. LIPP 2, 720
Fn.15; Derksen, Et. dict. of Slav. 203). Das Subst. uridg.
*sod-o- kann zu der Wz. uridg. *sed- ‚sich setzen‘ gehö-
ren, die auch in ahd. sizzen (s. d.) fortlebt; die Bedeu-
tungsentwicklung ist dabei über ‚Aufsitzen‘ und sich
dann ‚auf den Weg begeben‘ vermittelbar. Für diesen Zu-
sammenhang spricht ai. sādá- m. ‚Reiten‘, das gleichfalls
auf *sod-o- zurückgeht.
Lat. synodus wurde auch in die inselkelt. Spra-
chen entlehnt; vgl. air. senud n. (?) ‚Versamm-
lung, Synode‘, mkymr. senedd ‚Synode, Ver-
sammlung, Senat‘, akorn. sened ‚Synode‘, mbret.
senez ‚dss.‘.
Walde-Pokorny 2, 486; Pokorny 887; LIV² 513 ff.; Add.
s. v. *sed-; NIL 592; LIPP 2, 720; Mayrhofer, KEWA 3,
472 ff.; ders., EWAia 2, 692 f.; Frisk, Gr. et. Wb. 2, 349 f.;
Chantraine, Dict. ét. gr.² 746 f.; Beekes, Et. dict. of Gr.
2, 1047; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 638; Ernout-
Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 671; Niermeyer, Med. Lat. lex.²
2, 974; Du Cange² 7, 692; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr.
9314; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 8500; Wartburg,
Frz. et. Wb. 12, 497 f.; Derksen, Et. dict. of Slav. 203; Et.
slov. jaz. staroslov. 222 f. (s. v. choditi). 918 f.; Vendryes,
Lex. ét. de l’irl. anc. S-88; Kavanagh-Wodtko, Lex. OIr.
Gl. 789; eDIL s. v. senad¹; Dict. of Welsh 4, 3222;
Deshayes, Dict. ét. du bret. 650.
DSW