sidil n. a-St., in Gl. 3,168,18 (SH).
640,8 und 4,102,11 (beide Beginn des 13. Jh.s,
bair.): ‚Sitz; sedile, toral‘ (mhd. sidel st.n. ‚Sitz,
Sessel, Bank‘, nhd. Siedel n., öfter m., meist f.
[veraltet] ‚Sitzplatz, Sitz, Bank, Aufenthalts-
ort‘). Neben sidil steht das fem. sidila (s. d.)
ähnlicher Bedeutung, das schon ahd. besser be-
zeugt und auch in den jüngeren Sprachstufen
häufiger ist. Das Wort ahd. sidil ist mit dem u. a.
Nomina instrumenti bildenden Suff. -il (s. d.)
von der Basis sed- abgeleitet, die auch in ahd.
sedal n. ‚Sitz‘ (s. d.) vorliegt. Im Gegensatz zu
sedal, das Entsprechungen in anderen west-
germ. Sprachen hat, ist sidil auf das Dt. be-
schränkt. Die Wurzel, von der diese Formen ge-
bildet sind, ist ursprünglich uridg. *sed- ‚sich
setzen‘ (s. sizzen). Eine alte Ableitung von die-
ser Wz. liegt aber nur in ahd. sedal vor; dagegen
ist ahd. sidil eine jüngere Bildung. Sie wurde
mit dem produktiven Suff. -il von der Wz.ge-
stalt sed- geschaffen, die aus sedal abstrahiert
ist. Das -i- in sid- ist durch Umlaut vor
dem -i- des Suff. -il entstanden. – sidila f. ō-St.,
in Gl. seit der 2. Hälfte des 9. Jh.s, auch im SH,
in NMC: ‚Thron, Sitz; casula, ferculum, sedile,
subsellium, suggestus, toral‘ (mhd. sidele
st./sw.f. ‚Sitz, Sessel, Bank‘, frühnhd. sidel f.
‚Sitz‘, nhd. Siedel f. [veraltet] ‚Sitzplatz, Sitz,
Bank, Aufenthaltsort‘). Fem. Var. von sidil
(s. d.). – Splett, Ahd. Wb. 1, 796; eKöbler, Ahd.
Wb. s. vv. sidil, sidila; Schützeichel⁷ 279;
Starck-Wells 521; Schützeichel, Glossenwort-
schatz 8, 153 (s. v. selida). 189 f.
DSW