sioza
Band VII, Spalte 1278
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sioza f. ō(n)-St., in Gl. 2,319,6 (10. Jh.):
‚Landgut; praedia‘ 〈Var.: -zz-〉. In ON findet
sich im HG auch die Form -siaz(z)a in Wolf-
poldessiaza (a. 805) bzw. Wolfpoldessiazza
(a. 824).

Splett, Ahd. Wb. 1, 1232; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. sioza;
Schützeichel⁷ 282; Starck-Wells 527; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 243 f.; Bergmann-Stricker, Kata-
log Nr. 163 (III); Graff 6, 307 f. – Förstemann [1900–16]
1966–68: 2, 2, 1434.

In anderen germ. Sprachen gibt es keine Ent-
sprechungen. Ahd. sioza setzt wohl eine Vor-
form ur-/westgerm. *se(n)- fort; ahd.
-siaz(z)a in den beiden o.a. ON-Belegen weist
indes eher auf ur-/westgerm. *sē₂tō(n)-. Gehö-
ren der Gl.beleg und die ON zusammen, liegt
entweder eine Verschreibung oder eine sekun-
däre Entwicklung vor (eine Assimilation zu io
ist freilich nur bei O im Falle von *ē₂ > ia > io
/_o bezeugt [Braune-Heidermanns 2018: § 48
Anm. 2aγ]).
Das Wort ist in dieser Form auch außerhalb des
Germ. ohne erkennbare Anschlüsse. Wahr-
scheinlich ist deshalb, dass es sich – unabhängig
davon, ob nun ur-/westgerm. *se(n)- oder
ur-/westgerm. *sē₂tō(n)- zugrunde liegt – um
eine Bildung mit Ablautentgleisung (nach den
Verben der 2. st. Klasse oder vielleicht auch de-
nen der 7. st. Klasse) der Wz. urgerm. *set- <
uridg. *sed- ‚sitzen‘ (Weiteres s. sizzen) handelt.
Möglicherweise spielt auch eine sonst nicht be-
zeugte frühe Entlehnung von lat. sēdēs, -is f.
‚Sitz, Wohnsitz‘ hier hinein. Lat. ē führt in
Übernahmen ins Westgerm./Vorahd. regel-
mäßig zu *ē₂ > ahd. ia (vgl. ahd. briaf < vulg.
lat. *brēve, mias < vulg.lat. *mēsa etc. [s. dd.])
(Braune-Heidermanns 2018: §§ 35 f.).

HB

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