skacho
Band VII, Spalte 1333
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skacho m. an-St., ab dem späten 8. Jh.
in Gl.: ‚Landzunge, Meereszunge, Vorgebirge,
Handelsplatz, Abhang; aequor, emporium, lin-
gua (maris), praecipitium, promuntorium, soni-
tus maris‘ 〈Var.: shc-; -h-, -cch-, -hh-〉. Das
Wort begegnet als Simplex ab dem 8. Jh. als
ON und ab dem 11. Jh. als KVG in ON. – Mhd.
schache sw.m. ‚einzeln stehendes Waldstück,
Vorsaum eines Waldes‘, frühnhd. schache(n) m.
‚dss.‘, ält. nhd. und obd. dial. schache m. ‚Vor-
gebirge, Landzunge‘; vgl. schweiz. schachen m.
‚Waldparzelle, kleiner Wald, dichtes Busch-
werk, v. a. am Flussufer‘, bad. schach(en) m.
‚kleines Wäldchen, Waldzunge, schilfbestan-
dene Niederung‘ (häufig auch in FlurN),
schwäb. schache m. ‚alleinstehende, ins Feld
hineinragende Waldparzelle‘, vorarlb. schachen
m. ‚alleinstehendes Wäldchen‘, bair. schachen
m. ‚Stück Wald, das einzeln steht, Waldrest‘, ti-
rol. dimin. schachl n. ‚einzeln stehendes Stück
Wald‘, steir. schachen m. ‚alleinstehendes
Wäldchen‘, pfälz. -schach n., -schachen m. als
KHG in FlurN, südhess. schache(n) m. ‚feuch-
ter Wiesengrund‘, thür. schacht m. ‚schmaler
Waldstreifen‘ (mit epithetischem sekundä-
rem -t), osächs. schachen, schacht(en) m. ‚ein-
zeln stehende Waldparzelle, einzelnes Wald-
stück‘.

Splett, Ahd. Wb. 1, 829; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. skahho;
Schützeichel⁷ 285; Starck-Wells 531; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 271 f.; Seebold, ChWdW8 258;
ders., ChWdW9 736 (s. v. scahhan); Lexer 2, 622; Dt.
Wb. 14, 1958 f.; Kluge²⁵ s. v. Schachen; ePfeifer, Et. Wb.
s. v. Schachen. – DRW 12, 39; Förstemann [1900–16]
1966–68: 2, 2, 749 f. – Schweiz. Id. 8, 102 ff.; Stalder,
Versuch eines schweiz. Id. 2, 305; Ochs, Bad. Wb. 4, 464;
Fischer, Schwäb. Wb. 5, 640; Jutz, Vorarlberg. Wb. 2,
851; Schmeller, Bayer. Wb.² 2, 363; Schöpf, Tirol. Id.
585; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 2, 507; Unger-Khull,
Steir. Wortschatz 530; Christmann, Pfälz. Wb. 4, 1373;
Maurer-Mulch, Südhess. Wb. 5, 136; Spangenberg, Thür.
Wb. 5, 429 (schacht³); Frings-Große, Wb. d. obersächs.
Mdaa. 4, 29.

In den anderen germ. Sprachen gibt es keine ge-
nauen Entsprechungen zu ahd. skacho, das
westgerm./urgerm. *skak-an- fortsetzt.
Am nächsten steht aisl. skekill m. ‚Kante, Zipfel,
Landzunge‘, nisl. skek(k)ill m. ‚dss.‘, nnorw.
dial. sjekel ‚dss.‘ < urgerm. *skak-ila-. Zu letz-
terem gehört mit weiterer bzw. anderer Suffi-
gierung nschwed. dial. skäkling ‚Wäldchen‘.
Etym. verwandt ist als Vddhiableitung, also
mit Dehnstufe in der Wz. spätaisl. (16. Jh.) skák
f. ‚Stück Land‘, nisl. skák f. ‚dss.‘ (< urgerm.
*skēk-ō-).
Abweichenden Wz.auslaut bei weitgehend
übereinstimmender Bed. zeigen u. a. as. *skaga
im ON Scagahornon (Förstemann [1900–16]
1966–68: 2, 2, 748 f. mit weiteren ON-Belegen),
nordfries. skage ‚äußerste Grenze eines Feldes,
Landspitze‘ (vielleicht nordgerm. Lehnwort), ae.
sceaga m. ‚kleiner Wald, Unterholz, Dickicht‘,
me. schawe, scaue etc. ‚Wald, Dickicht‘, ne.
shaw ‚Dickicht, kleiner Wald‘, aisl. skagi m.
‚Landzunge, Halbinsel‘, nisl. skagi m. ‚dss.‘,
adän. skage ‚dss.‘, ndän. skage ‚dss.‘ (dazu
auch der ON dän. Skagen), nschwed. dial.
skag(e) ‚dss.‘ (< urgerm. *skaǥ-an-).
Neben dem Subst. ist auch ein Verb aisl. skaga
sw.v. ‚hervorstechen, herausragen‘, nisl. skaga
sw.v. ‚dss.‘, ndän. skage sw.v. ‚dss.‘, nnorw.
(nn.) skaga, skage sw.v. ‚dss.‘, nschwed. dial.
skage sw.v. ‚dss.‘ bezeugt (< urgerm. *skaǥ-
ē-e/a-).
Ebendieser Auslaut und Dehnstufe findet sich
in aisl. skógr m. ‚Wald‘, nisl. skógur m. ‚dss.‘,
fär. skóg(v)ur m. ‚dss.‘, adän. skōgh m. ‚dss.‘,
ndän. skov m. ‚dss.‘, nnorw. skog m. ‚dss.‘,
aschwed. skōgher m. ‚dss.‘, nschwed. skog m.
‚dss.‘ (< urgerm. *skōǥ-a-, vielleicht auch <
*skōǥ-u-).
Aus den zuletzt genannten nordgerm. Formen
mit -ō- ist me. sco(u)gh etc. ‚Wald‘, aus sol-
chen mit a ne. dial. scaw, skeugh ‚Landzunge‘
entlehnt.
Zumeist werden die Formen der Struktur ur-
germ. *skVk- mit dem Verb urgerm. *skak-e/a-
‚sich schnell bewegen‘ (u. a. as. *skakan st.v.,
3.sg.prät. skōk ‚eilen, schnellen‘, ae. sceacan
st.v. ‚sich rasch bewegen‘ etc.) verbunden, das
im Ablaut zu urgerm. *skek-e/a- > ahd. skehan
st.v. ‚geschehen‘ (s. d.) steht.
Die Grundbed. von urgerm. *skak-an-, *skak-ila-
wäre in diesem Fall ,Vorsprung‘, konkretisiert
dann ,vorspringendes Gelände, Vorgebirge, Land-
zunge‘ gewesen, wobei durch Metonymie auch
Bez. für ,Bewuchs, Wäldchen‘ aufkamen.

Fick 3 (Germ.)⁴ 447. 448; Seebold, Germ. st. Verben
404 f.; Holthausen, Ae. et. Wb. 272; Bosworth-Toller, AS
Dict. 822; Suppl. 695; eMED s. vv. scau(e) n., scough n.;
Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 1432; eOED
s. vv. scaw n., †scogh n., shaw n.¹; Vries, Anord. et. Wb
480. 488. 497; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 823; Fritzner,
Ordb. o. d. g. norske sprog 3, 274. 303. 364 f.; ONP s. vv.
skaga² v., skagi subst. m., skekill subst. m., skekkill subst.
m., skógr subst. m.; Jónsson, Lex. poet. 512 (skógr¹);
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 246. 250. 254;
Magnússon, Ísl. Orðsb. 825 (skagi, skák¹). 836. 852;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 2, 979. 1017. 1020. 1540.
1544; Nielsen, Dansk et. ordb. 369 (skage¹, skage²,
Skagen). 376; Ordb. o. d. danske sprog 19, 164 f.
(skage¹). 165 (skage²). 718 ff. (skov¹); Bjorvand, Våre
arveord² 984 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 584 f. 608;
NOB s. vv. (bm.) skage, (nn.) skage¹, (nn.) skage², skog;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 940; Svenska akad. ordb.
s. vv. skage subst.³, skog subst.

Die Formen der Struktur urgerm. *skVk- wür-
den vorurgerm. *skVg- voraussetzen, diejeni-
gen mit urgerm. *skVǥ- vorurgerm. *skVgh- o-
der *skVk-´. Bereits de Vries, Anord. et. Wb
480 hat auf air. der-scaigim ‚zeichne mich aus‘
hingewiesen (im Anschluss daran auch bei
Kroonen 2011: 317, der diese Verbindung letzt-
lich bevorzugt). In der Tat setzt das air. Verb
ein urir. *skag-ī- fort und damit eine Wz. uridg.
*skeg(h)- ‚(heraus-)ragen‘ o. ä. voraus, die sich
dann aufgrund des potentiell zugehörigen germ.
Materials zu uridg. *skegh- präzisieren ließe.
Doch handelt es sich bei der air. Form um eine
sekundäre Bildung, die letztlich auf dem Adj.
bzw. Part.Prät. air. derscaigthe ‚exzellent, her-
vorragend‘ zum Verb air. do-róscai ‚hervorra-
gen, sich auszeichnen, übertreffen‘ beruht. Die
Vorform vorurir. *di-ro-uss-scuich- findet An-
schluss an das Verb air. scuch- ‚losgehen, sich
bewegen, antreiben‘ (etwas anders, aber jeden-
falls mit der richtigen Wz.gestalt Fick 2 [Kelt.]⁴
448: „*de-pro-skakō“). Dieses geht ebenso wie
verwandtes mkymr. ysgogi, nkymr. ysgog(i)
‚bewegen, rühren, zittern‘ zurück auf die Wz.
uridg. *skek- ‚sich schnell bewegen, springen‘.
Ein Verbalst. urir. *skag-ī- und damit eine Wz.
uridg. *skeg(h)- haben so wohl nicht existiert.
Vielmehr gab es nur eine Wz. uridg. *skek-.
Die Wz.formen der Struktur urgerm. *skVk-
müssen so eine innergerm. Neuerung sein. Sie
können aus einem ablautenden n-St. durch
Paradigmenspaltung nach dem Wirken von
Kluges Gesetz entstanden und zu einer (spät-)
urgerm. ‚Neo‘wz. geworden sein, von der
dann neue Ableitungen möglich waren. Zu-
grunde liegt dann ein Paradigma nom. vorur-
germ. *skok-ṓn, gen. *skok-n-ós > urgerm.
*skaǥō, *skakkaz, woraus einerseits ein Para-
digma urgerm. *skakō, *skakkaz, andererseits
eines der Gestalt urgerm. *skaǥō, *skaǥǥaz ge-
bildet wurde. Der a-St. urgerm. *skōǥa- ist wohl
eine Neubildung zum Verb urgerm. *skaǥ-ē-
e/a- und kaum Neubildung zu einem urspr.
nom. *skōǥō(n)-.
Zu weiteren außergerm. Anschlüssen zur Wz.
uridg. *skek- s. skehan.

Walde-Pokorny 2, 557; Pokorny 922 f.; LIV² 551 f.; Fick
2 (Kelt.)⁴ 448; Matasović, Et. dict. of Proto-Celt. 341;
Schumacher, Kelt. Primärverb. 580 f.; Vendryes, Lex. ét.
de l’irl. anc. D-60. D-180. S-56 f.; Kavanagh-Wodtko,
Lex. OIr. Gl. 292. 309; eDIL s. vv. derscaigthe¹, do-róscai;
Dict. of Welsh 3, 3839. – Kroonen 2011: 316 f.

S. skehan.

HB

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