skaltan red.v. (prät. skielt, skieltun,
part.prät. giskaltan), Gl. 2,609,50 (Mitte 11. Jh.,
mfrk.). 611,66 (Hs. 11./12. Jh., Zeit des Gl.ein-
trags unbekannt, frk.) und in T, OT, bei N: ‚(ein
Boot) stoßen, schieben, fortbewegen; decli-
nare, deducere, ducere, tonare, traducere‘,
skaltan zi rugge ‚wegstoßen, zurückstoßen; po-
nere dorsum‘ 〈Var.: -d-〉. – Mhd. schalten (md.
schalden) st.v. (red. I) ‚stoßen, (mit der Stange)
fortstoßen, schieben, (mit dem Ruder) in Bewe-
gung setzen, vertreiben, trennen‘‚ sich schalten
von ‚absondern, trennen, sich entfernen, schei-
den‘, frühnhd. schalten st./sw.v. ‚schieben,
stoßen‘, nhd. schalten sw.v. ‚(ein Gerät, eine
technische Anlage o. Ä.) durch Betätigen eines
Schalters in einen bestimmten (Betriebs-)Zu-
stand versetzen, (automatisch) geschaltet
werden, eine Gangschaltung betätigen, einen
Gang einlegen, (als zusätzliches Element) in
etw. einfügen, einschieben, eingliedern, eine
Schaltung herstellen, (als Inserent) veröffent-
lichen lassen‘.
Der Übergang vom st. zum sw. V. beginnt zu-
nächst beim Part.Prät., von dem sich bereits im
Mhd. (Md.) im 14. Jh. sw. Formen finden. Ab
dem 16. Jh. setzt sich die sw. Konjugation (pa-
rallel zur Situation bei falten, walten) von Nor-
den her auch in den anderen Formen durch.
Die nhd. Bed., die sich aus einer Grundbed.
‚lenken, leiten‘ erklären lassen, sind wohl
durch Einfluss des V. walten aufgekommen
(vgl. ab dem 16. Jh. die Formel walten und
schalten; jetzt in der Reihung schalten und
walten); vgl. auch die Bed.entwicklung von
lat. gubernāre ‚das Steuerruder führen‘, über-
tragen ‚lenken‘.
Splett, Ahd. Wb. 1, 830; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. skaltan¹;
Schützeichel⁷ 285; Starck-Wells 532. 853; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 275; Bergmann-Stricker, Katalog
Nr. 127. 758; Seebold, ChWdW9 737. 1104; Graff 6,
484 f.; Lexer 2, 646 f.; Götze [1920] 1971: 184; Götz,
Lat.-ahd.-nhd. Wb. 173 (declinare). 213 f. (ducere). 499
(s. v. ponere). 667 (tonare); Dt. Wb. 14, 2100 ff.; Kluge²¹
633 f.; Kluge²⁵ s. v. schalten; ePfeifer, Et. Wb. s. v.
schalten. – Braune-Heidermanns 2018: §§ 349 Anm. 1.
350 Anm. 1e. – DRW 12, 184 ff.; Trier 1963: 178 f.;
ders. 1981: 186.
Ahd. skaltan hat lediglich in as. skaldan red.v.
‚schieben, fortstoßen‘ (nur inf. Hel 2383:
scaldan C, scalden M) < westgerm. *skalde/a-
eine Entsprechung.
Aus dem Nhd. stammen nnorw. skalte ‚schal-
ten‘, ndän. skalte ‚dss.‘, nschwed. skalta ‚dss.‘,
zumeist (nschwed. ausschließlich) in den aus
dem Dt. entlehnten Ausdrücken nnorw. skalte
og valte ‚schalten und walten‘, ndän. skalte og
valte ‚dss.‘, nschwed. skalta och valta ‚dss.‘.
Daneben steht das Subst. ahd. skalta ‚(Ru-
der-)Stange‘ (s. d.) und dessen Entsprechungen
in den anderen germ. Sprachen, die urgerm.
*skalđō- f. fortsetzen.
Fick 3 (Germ.)⁴ 461; Seebold, Germ. st. Verben 406;
Tiefenbach, As. Handwb. 339; Sehrt, Wb. z. Hel.² 469;
Berr, Et. Gl. to Hel. 349; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb.
2, 983; Nielsen, Dansk et. ordb. 370; Ordb. o. d. danske
sprog 19, 208 f.; NOB s. v. skalte; Svenska akad. ordb.
s. v. skalta v.¹. – Gallée 1993: § 398 Anm. 1.
Die Gruppe um westgerm. *skalde/a- und ur-
germ. *skalđō- hat keine gesicherte Etym., da
Entsprechungen in den anderen idg. Sprachen
fehlen.
In der Regel wird das Wort zur Wz. uridg.
*skel- bzw. *skelH- ‚spalten‘ (s. skala, skilt) ge-
stellt. Dabei hätte sich die Bed. des Verbs, viel-
leicht uridg. *skél(H)-dhe/o- ‚spalten‘, durch
die Bed. des Subst., dann wohl *skol(H)dh-eh₂
‚gespaltene Stange‘ → ‚Schubstange‘, zu ‚mit
einer Schubstange bewegen‘ gewandelt. Die
Verwendung dieser Wz. zur Bez. von Schiffen
und Schiffsteilen findet sich im Germ. in der
Gruppe um ahd. skalm¹ (s. d.). Das germ. Verb
setzt in dem Fall mit Verlust der Reduplizie-
rung eine uridg. Perf.bildung *ske-skóldh- (vgl.
haltan [s. d.] < *ke-kóldh-) fort. Möglich ist
auch, dass das Verb im Germ. eine denominale
Ableitung ist, die erst analogisch nach struktu-
rell ähnlichen Verben wie haltan (s. d.) oder
spaltan (s. d.) in die Klasse der red. V. einge-
ordnet wurde; das Subst. wäre dann wohl uridg.
*skol(H)-dheh₂ oder *skol[H]-téh₂.
Die früher (vgl. u. a. Gärtchen 1905: 12) teils
vermutete Anbindung an die Gruppe um ahd.
skeltan (s. d.) ist aus semantischen Gründen we-
nig wahrscheinlich.
Die Annahme einer Bildung mit s-mobile von
der Wz. uridg. *kel- ‚treiben‘ (Seebold, Germ.
st. Verben 406) ist nicht notwendig.
Walde-Pokorny 2, 594; Pokorny 925; LIV² 552 f.; Frisk,
Gr. et. Wb. 2, 716; Chantraine, Dict. ét. gr.² 975; Beekes,
Et. dict. of Gr. 2, 1340 f.
RS