skarfa f. ō-St., in Gl. seit Beginn des 9.
Jh.s: ‚(Kormoran-)Scharbe; ibis, merga, mer-
gulus, mergus‘. Nebenform zu skarba (s. d.) mit
grammatischem Wechsel. – skarfo m. n-St., in
Gl. ab dem 10. Jh.: ‚(Kormoran-)Scharbe; ibis,
merga‘. Nebenform zu skarbo (s. d.) mit gram-
matischem Wechsel. – skâri f. i-St. pl., in Gl.
3,634,14 (Ende des 9. Jh.s, alem.): ‚(Haar-)
Schere, Schermesser; forcia‘ (mhd. schære,
schær st.f. ‚Schere, Schwert, das Abschneiden
der Haare, Tonsur‘, nhd. Schere f. ‚Schneide-
werkzeug mit zwei über Kreuz verbundenen
Klingen, die durch Zusammendrücken das da-
zwischen befindliche Material zertrennen‘;
mndd. schêr[e] f. ‚Schere‘; vgl. mndl. schare,
scaer, schere f./m.? ‚Schere, Zange‘; afries.
skēre f. ‚Schere‘; aisl. skǽri n.pl. ‚Schere, Mes-
ser‘). Dehnstufige Bildung zu skeran (s. d.) in
der Funktion eines Nomen instrumenti. S. auch
skâra¹. – skârilîn n. a-St., in Gl. ab dem 11.
Jh.: ‚Dochtschere; emunctorium‘ (nhd. Scher-
lein n. ‚kleine Schere‘). Dimin. zu skâra und
skâri mit dem Suff.konglomerat -ilîn (s. dd.). –
skarlachan ? n. a-St., im SH: ‚glattes Ge-
wand ?; ralla, rasilis [vestis]‘ (vgl. frühnhd.
scharlacken m./n. ‚Scharlach, ein kostbarer
Wollstoff, oft, doch nicht notwendig, von roter
Farbe‘; mndd. scharlāken n. ‚Scharlach, feiner
Wollstoff, scharlachrote Farbe‘; frühmndl.
scarlaken m./n./f. ‚Scharlach, feiner Wollstoff
meist von roter Farbe‘; mndl. scharlaken n.
‚dss.‘). Mhd. skarlachan und die verwandten
Wörter beruhen auf volksetymologischer Um-
deutung von Formen wie mhd. scharlât n.
‚Scharlach‘, das selbst aus mlat. scarlatum n.
‚feiner Wollstoff‘ entlehnt ist. Der erste Be-
standteil des Lehnwortes wurde mit a-stufigen
Bildungen zu ahd. skeran ‚scheren, schneiden‘
assoziiert (s. skara²); der zweite erfuhr dann
Anlehnung an ahd. lachan und seine Sippe. Da-
bei steht die Bedeutung ‚(kostbarer) Stoff,
Tuch‘ im Vordergrund. In späteren Sprachstu-
fen tritt diese ganz hinter der Farbbezeichnung
‚scharlachrot‘ zurück. So bedeutet etwa ne.
scarlet adj. ‚leuchtendes rot‘, im Nhd. ist
Scharlach m. zu dem Namen einer Infektions-
krankheit geworden, die mit Rachenrötung und
rotem Hautausschlag einhergeht. – Splett, Ahd.
Wb. 1, 833. 842; eKöbler, Ahd. Wb. s. vv.
skarfa¹, skarfo, skāri, skārilīn; Schützeichel⁷
286; Starck-Wells 533; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 8, 286 ff.
DSW