skaz m. a-St., seit dem 3. Viertel des 8.
Jh.s in Gl., und bei N, Npg, bei O, in T, OT, PN:
‚Schatz, Reichtum, Geld(betrag/schatz/stück/
summe/truhe), Vermögen, Besitz, Ware, Ge-
winn, Münze, Denar, Zensus; aeramentum, aes,
argenteus, as, aurum gemmaeque, census, de-
narius, dives, divitiae, documentum, fortuna,
gaza, immobilis [= unfaranti skaz], loculus, lu-
crum, mammona, merx, mobilis [= farantêr
skaz], nummus, obolus, obolus [= zwelif skazza],
ops, pecunia, pretium, quaestus, scripulus,
substantia, summa, summula, supellex, talen-
tum, thesaurus, tridulus [= anderhalp skaz]‘
〈Var.: sc-; (inlautend in der Deklination)
-z(z)-, -tz-〉. Das Wort findet sich auch als Ein-
sprengsel im Conc. Attigny Juni/Juli 870 als
scaz (MGh Concilia 4, 392) und bei Hinkmar
von Laon, Rotula prolixa als scats (MGh Con-
cilia 4, 2, 370). – Mhd. schaz, schatz st.m. ‚Geld
und Gut, Reichtum, Schatz, Vermögen, Auf-
lage, Tribut, Steuer, ein Weinbergsmaß, Ge-
liebte(r)‘, nhd. Schatz m. ‚angehäufte Menge,
Ansammlung von kostbaren Dingen, etw., was
seinem Besitzer viel wert ist, was zu besitzen
ihm viel bedeutet, wichtig ist, (gehoben) wert-
volles (materielles oder geistiges) Gut, wert-
voller Bestand an (materiellen oder geistigen)
Gütern, (Rechtssprache) Fundsache, die so
lange verborgen war, dass ihr Eigentümer
nicht mehr zu ermitteln ist, (veraltend) Ge-
liebte(r), Freund(in), (ugs.) geliebter Mensch,
besonders Kind, netter, liebenswerter Mensch‘.
Splett, Ahd. Wb. 1, 834; eKöbler, Ahd. Wb. s. v. skaz;
Schützeichel⁷ 286; Starck-Wells 534. 830; Schützeichel,
Glossenwortschatz 8, 291 ff.; Seebold, ChWdW8 259.
432. 469; ders., ChWdW9 739. 1033 f. 1104; Graff 6,
557 f.; Heffner 1961: 126; Lexer 2, 675; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 112 (census). 258 (gaza). 358 (merx). 419
(pecunia). 580 (thesaurus); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 22
(aes). 52 (argenteus). 55 (as). 66 (aurum). 98 (census).
208 (dives). 390 (mammona[s]). 408 (mobilis). 452
(ops). 472 (pecunia). 595 (scripulus). 641 (summula).
642 (supellex); Dt. Wb. 14, 2274 ff.; Kluge²¹ 638; Kluge²⁵
s. v. Schatz; ePfeifer, Et. Wb. s. v. Schatz. – DRW 12,
271 ff.; Braune-Heidermanns 2018: §§ 87, 2. 146 Anm.
3b. 158 Anm. 1e. 159. 191. 194, 1.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen: as.
skatt m. ‚Besitz, Geld, Münze‘, mndd. schat m.
‚Schatz, aufgehäufte Menge Kostbarkeiten, Geld,
Vermögen, landesherrliche Abgabe, Steuer, Lö-
segeld‘; andfrk. skat m. ‚Geldsumme, Betrag‘,
frühmndl. scat (scad, schat) m. ‚Geld(summe),
Vermögen, aufgehäufte Menge Kostbarkeiten,
Zensus‘, mndl. schat (scat) (m.) ‚Geld, Schatz,
Schatzkammer, Schatztruhe, Kostbarkeit, Zen-
sus, ein Landmaß‘, nndl. schat (m.) ‚Schatz,
wertvoller Besitz‘; afries. sket, skat m./n.
‚Schatz, Geld, Besitz, Vieh (bes.) Rind, Wert,
Zahlungseinheit‘, nwestfries. skat m./f. ‚Schatz‘,
saterfries. skät m. ‚Schatz, Kostbarkeit, Steuer,
Abgabe‘, nnordfries. skåt ‚Steuern‘; ae. sceatt
m. ‚Schatz, Geld, Besitz, Reichtum, Münze,
Zahlung, Preis, Tribut, Bestechung‘, me. shat
(sat, sc[e]at, scete, sced) ‚Geld, Schatz, (pl.)
Güter, Besitz‘; aisl. skattr m. ‚Steuer, Abgabe,
Schatz‘, nisl. skattur m. ‚Steuer‘, fär. skattur m.
‚Steuer, Schatz, wertvoller Besitz, geliebte Per-
son‘, ält. ndän. skat, ndän. skat ‚Steuer, Schatz‘,
nnorw. skatt ‚dss.‘, norn skatt ‚Steuer, Abgabe‘,
aschwed. skatter m., nschwed. skatt ‚Steuer,
Abgabe, Schatz‘, älv. skatt m. ‚dss.‘; got. skatts
m. ‚Geld(stück), Mine; ἀργύριον, δηνάριον,
μνᾶ‘: < urgerm. *skatta-.
Fick 3 (Germ.)⁴ 448 f.; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 441;
Tiefenbach, As. Handwb. 340; Sehrt, Wb. z. Hel.² 470;
Berr, Et. Gl. to Hel. 112 f. 351; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 219; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 3, 58
(schat¹); Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 4, 54; ONW s. v.
skat; VMNW s. v. scat; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 7,
339 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 575; Suppl. 145;
Vries, Ndls. et. wb. 609 f.; Et. wb. Ndl. S-Z 74; WNT s. v.
schat; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 438; Richthofen,
Afries. Wb. 1028; eFryske wb. s. v. skat; Dijkstra, Friesch
Wb. 3, 92 f.; Fort, Saterfries. Wb.² 524; Sjölin, Et.
Handwb. d. Festlnordfries. XXXV. 183; Holthausen, Ae.
et. Wb. 274; Bosworth-Toller, AS Dict. 827; Suppl. 696;
eMED s. v. shat n.; eOED s. vv. † scat n.¹, scat n³; Vries,
Anord. et. Wb.² 486; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 811; Fritz-
ner, Ordb. o. d. g. norske sprog 3, 295; ONP s. v. skattr;
Jónsson, Lex. poet. 503; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 249; Magnússon, Ísl. Orðsb. 832; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 2, 988. 1541; Nielsen, Dansk et. ordb.
371; Ordb. o. d. danske sprog 19, 292 ff.; Bjorvand,
Våre arveord² 968 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 589; NOB
s. v. skatt; Jakobsen, Et. dict. of the Norn lang. 2, 775;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 2, 929 f.; Svenska akad. ordb.
s. v. skatt; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 429; Lehmann,
Gothic Et. Dict. S-80. – Ilkow 1968: 121 f.; Casaretto
2004: 68; Ringe 2017: 139.
Die weitere Etym. von urgerm. *skatta- bleibt
wegen fehlender paralleler Bildungen unsicher
(zu den vielen Vorschlägen vgl. etwa Vries,
Anord. et. Wb.² 486; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr.
429; Lehmann, Gothic Et. Dict. S-80).
Von allen bisher vorgeschlagenen etym. Deu-
tungen ist die Annahme einer Vorform vorur-
germ. *skod(h₂)-nó- oder (nach Hinweis von S.
Neri) *skedh₂-nó-, die sich mit Wirkung der Lex
Kluge zu urgerm. *skatta- entwickelte, am
überzeugendsten. Dabei liegt ein (später) sub-
stantiviertes Adj. zur Wz. uridg. *(s)kedh₂-
‚zersplittern, zerstreuen‘ vor (zu den verbalen
Fortsetzern dieser Wz. vgl. LIV² 550). In dem
Fall muss man eine semantische Entwicklung
von ‚abgeteilt‘ über ‚der (bei Vererbung?) abge-
teilte (bewegliche) Besitz‘ = ‚Viehbesitz‘ zu ‚Be-
sitz‘ =‚Geldbesitz, Geld, Schatz‘ annehmen.
Da im Got. lediglich die Bed. ‚Geld(stück)‘
vorliegt, findet sich in der Literatur aus allge-
meinen Überlegungen verbreitet die Annahme
eines Lehnwortes, da die Germanen das Geld-
prägen von den Römern übernommen haben.
Jedoch ist eine mögliche lat. Vorlage nicht vor-
handen und für das Wort lässt sich auch keine
sonstige Quelle finden.
Die hauptsächliche Bed. ‚Geld(stück)‘ in den
germ. Sprachen kann sich in Kontakt mit den
Römern leicht aus der Bed. ‚(Vieh-)Besitz‘ ent-
wickelt haben, da Besitz bei den Römern eben
hauptsächlich ‚Geldbesitz‘ meinte. Bei der
oben angegebenen Etym. wäre urgerm.
*skatta- also ein Erbwort mit einer teilweisen
Lehnbed. nach römischen Verhältnissen. Eine
ebensolche semantische Entwicklung durch rö-
mischen Einfluss erklärt auch die Bed. ‚Geld‘
in der Gruppe von ahd. fihu (s. d.). Auch hier
hat die Entsprechung, got. faihu n., im Got.
ebenfalls nur die Bed. ‚Geld‘.
Fick 3 (Germ.)⁴ 448 f. verbindet urgerm. *skatta- als vor-
urgerm. *skat-nó- mit der Wz. in lat. scatere ‚hervorquel-
len‘ (Wz. wohl *ske[H]t- ,hervorspringen‘; LIV² 551),
was semantisch nicht überzeugt. Kroonen, Et. dict. of
Pgm. 441 wandelt diesen Vorschlag ein wenig ab und
stellt urgerm. *skatta- als vorurgerm. *skh₁dh-nó- mit
nhd. westf. schå(e)n st.v. ‚Ertrag geben‘ (Woeste, Wb. d.
westf. Mda. 225) zusammen, das er auf vorurgerm.
*skéh₁dh-e/o- zurückführt. Wie aber das Nebeneinander
der Bed. ‚Schaden, (Be-)Schädigung, Verlust‘ und ‚Zins‘
in mhd. schade sw.m., mndd. schāde m. und mndl.
schade (m./f.) zeigt (Lexer 2, 625 f.; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 3, 368 [schāde¹]; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. 4, 36; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 7, 200 ff.),
existiert im Westf. lediglich das Verb ‚schaden‘ in der
Sonderbed. ‚Zins ergeben‘; das urspr. sw. V. ist wohl erst
in Analogie zu anderen st. V. mit dieser Lautstruktur (vgl.
etwa westf. bråen st.v. ‚braten‘; Woeste, Wb. d. westf.
Mda. 225) sekundär zu einem st. V. geworden; auch im
Mhd. finden sich bei diesem Verb neben der geläufigen
sw. Konjugation st. Formen (prät. schied, part.prät. ge-
schaden; vgl. die Angabe bei Lexer 2, 627).
F. Holthausen, PBB 11 (1886), 552 trennte die beiden
Bed.gruppen ‚Schaden‘ und ‚Zins‘ zwar voneinander und
setzte jeweils zwei Wörter an; das ist aber nicht notwen-
dig, da die Zwischenbed. ‚Geldverlust, bes. Vermögens-
nachteil, der durch Verzinsung einer Schuld erwächst‘
auch belegt ist.
Aus dem Germ. ist das Wort ins Slaw. ent-
lehnt (gegen die vor allem in slawistischer Li-
teratur genannte Annahme einer Entlehnung
aus dem Slaw. ins Germ. vgl. Schuster-Šewc,
Hist.-et. Wb. d. Sorb. 1297; Pronk-Tiethoff
2013: 145 f.): aksl. skotъ m. ‚Vieh, Geld‘, aruss.
skotъ m. ‚Vieh, Besitz, Geld, Abgabe‘, aruss.
dial. (Novgorod) skotъ ‚Geld‘, nruss. skot m.
‚Vieh‘, ukrain. skot m. ‚dss.‘, poln. (arch., dial.)
skot ‚Vieh, polnische Münze‘, atschech. sk(u)ot
m. ‚Vieh, Herde‘, tschech. skot m. ‚Hornvieh‘,
slowak. skot m. ‚dss.‘, serb. skȍt m. ‚Vieh‘,
kroat. skȍt m. ‚dss.‘, slowen. skòt m. ‚Tierjun-
ges, Gezücht‘, bulg. skot m. ‚Vieh‘, osorb.
skót m. ‚dss.‘, ndsorb. skot m. ‚dss.‘, polab.
st’öt m. ‚dss.‘.
Die oben angeführte semantische Entwicklung
von ‚Viehbesitz‘ zu ‚Geldbesitz, Geld‘ inner-
halb des Germ. erklärt auch das Vorhandensein
beider Bed. im Slaw.
Für die teilweise angenommene spätere Entlehnung der
slaw. Formen mit der Bed. ‚Geld‘ gibt es nicht genügend
Argumente.
Aus dem Germ. stammen mlat. scatum n. ‚Fund
eines im Boden verborgenen oder vergrabenen
Schatzes‘, afrz. escat ‚Schatz‘ (aus dem And-
frk.), aprov. escaz ‚dss.‘ (aus dem Got.).
LIV² 550 f.; Add. s. v. (s)kedh₂-; Niermeyer, Med. Lat.
lex.² 2, 1231; Du Cange² 7, 342; Meyer-Lübke, Rom. et.
Wb.³ Nr. 7985; Wartburg, Frz. et. Wb. 17, 104; Et. slov.
jaz. staroslov. 824 (skotъ¹, skotъ²); Vasmer, Russ. et. Wb.
2, 649; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 3, 655; Schuster-Šewc,
Hist.-et. Wb. d. Sorb. 1296 f.; Olesch, Thes. ling. drav.-
polab. 2, 1089. – Krahe-Meid 1969: 1, § 99 (S. 115);
Lühr 1988: 190. 303. 311; S. Neri, Kratylos 54 (2009), 6;
Newerkla 2011: 533; Pronk-Tiethoff 2013: 144–146.
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