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Band III, Spalte 327
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vtibeitenAWB mhd. sw. v., nur Gl. 2, 522, 49
(13. Jh.): auf schändliche Weise erzwingen(?).
Das Wort glossiert lat. sulcare furchen, pflü-
gen
(in der nächsten Glosse steht nouales: niv-
rîvte neues Ackerfeld, Neubruch; niu(wi)riu-
ti
), kann aber keine wörtliche Übersetzung
sein. Der Glossator war offenbar mit Prudenti-
us’ Gedicht Psychomachia bekannt und ver-
suchte, den Grundgedanken dieses Teils (Z.
178252) wiederzugeben. Hier redet die Su-
perbia zur Demut, die mit einem armseligen
Heer ihre große Macht herauszufordern wagt,
und sagt, sie sollte sich schämen, mit gemei-
nen Soldaten große Führer anzugreifen
. Dann
sagt sie (Z. 210215): Jetzt ist ein armseliger
Fremdling bemüht, wenn möglich, die alten
Könige zu vertreiben. Siehe, das sind jene, die
danach streben, unsere Äcker zu bestellen (qui
nostras sulcare nouales [uolunt]), den eroberten
Feldern (aruaque capta) den Pflug zu rauben,
sie zu verwüsten und mit Mars unsere rauhen
Bauern zu verjagen
(U. Engelmann, Die Psy-
chomachie des Prudentius [Basel/Freiburg/
Wien, 1959]). Während ein anderer Glossator
(Gl. 2, 533, 13) dieselbe Stelle wörtlich über-
setzt (sulcare : furen [= furhen] furhen),
verstand dieser, daß sie wollen unsere Äcker
bestellen
eigentlich sie wollen unsere Äcker
erobern, erzwingen
bedeutet, was durch die
folgenden Worte: den eroberten Feldern be-
stätigt wird.

Das Wort ist wohl eine Zss. aus einem Subst.
und einem Verb (vgl. Krahe-Meid, Germ.
Sprachwiss. III § 42). Zum ersten Bestandteil f-
ti- Schmach, Schande(?) ftnessi, zum zwei-
ten beiten. Zur Bed. der Zss. vgl. mhd. schant-
lachen auf schändliche Weise lachen (Lexer II,
657), hôn-lachen hinterlistig lachen (Lexer I,
1336).

Abzulehnen ist E. Schwentners (PBB 62 [1938], 419 f.;
63 [1939], 303) Verbesserung in fili beizen; auch
kaum als uuitu-beiten roden(?) zu lesen (Ahd. Wb. I,
855 [s. v. beiten] mit Fragezeichen, unter fitibeiten
aber nicht einmal erwähnt).

Ahd. Wb. III, 924; Splett, Ahd. Wb. I, 1216; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 296; Starck-Wells 161; Schützeichel,
Glossenwortschatz III, 186; Graff III, 68. 83. 450; Ra-
ven, Schw. Verben d. Ahd. I, 40.

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