-hunt
Band IV, Spalte 1237
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-hunt, mhd. hundert num.card. (st. n.), in
Gl. seit dem 12. Jh.: hundert Clm. 14395
(vor a. 993) zueihunt, Npg (11. Jh.) zuei
húnt, Einsiedeln, StiftsB Cod. 319 (11. Jh.)
niunhund; hūdert in here hūdert centurio.
Mhd. noch hunt neben (meist unflektier-
tem) hundert. Während hunt ein seltenes
Wort bleibt, breitet sich hundert über den
ganzen hdt. Sprachraum aus. In literarischen
Quellen erscheint es zuerst im Südosten im
11. Jh. in der Wiener Genesis als hunderit,
nicht viel später um Köln im Annolied 165
(driuhunterit), dann im Md. des späten
11. Jh.s, seit dem 12. Jh. verstärkt im Obd.
Wegen des Belegs in der Wiener Genesis ist
anzunehmen, daß hundert hier schon früher
eingebürgert war. Das Wort hat ahd. zehan-
zo
, zehanzug, einhunt (belegt allein Npg)
(s. d.) abgelöst. Es erscheint nur unflektiert,
z. B. hinter einem flektierten Zahlwort (Gl.
3,410,63. 411,29 driv hundert trecentas
bzw. -os), vor einem unflektierten substan-
tivischen Zahlwort (Gl. 3,411,79 zwirent
hundert stunt hundert tusent ducenties cen-
tena millia
). Nhd. hundert. Auch im Dt.
wird das Wort noch als kollektives Neutr.
verwendet; vgl. nhd. das Hundert.

Ahd. Wb. 4, 1356; Splett, Ahd. Wb. 1, 412; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 569; Schützeichel⁶ 170; Starck-Wells 291.
850; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 434; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 130. 579; Graff 4, 975; Le-
xer 1, 1384. 1387; 3, Nachtr. 252; Dt. Wb. 10, 1923 ff.;
Kluge²¹ 321; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 563. H.
Tiefenbach, BNF 15 (1980), 72; ders., BNF 26 (1991),
104.

Entsprechungen zu -hunt finden sich in: as.
(twē) hund n.; andfrk. 8. Jh. chunna (assimi-
liert aus *chunda), mndl. hont (-d) n.
Landmaßeinheit von 100 Fuß, nndl. hond
altes Landmaß; ae. hund 100; got. (twaim
hundam, þrija, fimf, niun hunda) hunda pl. n.
(vgl. got. hunda-faþs ἑκατόναρχος,
κεντυρίων
mit davon unabhängigem ai.
atá-pati- Anführer). Aisl. hyndast zu 100
vermehrt werden
setzt auch für das Nord-
germ. ein *hund voraus. Dagegen ist krimgot.
sada ebenso wie finn. sata, ungar. száz 100
aus dem Iran. entlehnt (vgl. osset. sädä, npers.
sad 100).

In den germ. Sprachen läßt sich das Wort
hundert am frühesten im Nordgerm. und
hundert am frühesten im Nordgerm. und
Nordseegerm. nachweisen: aisl. hundrað (pl.
hundruð) n. 120, später auch 100, nisl., fär.
hundrað, norw. hundrad, aschwed. hundraþ,
hundrat, nschwed. hundra (mit Schwund von
ð in unbetonter Stellung), hundrade, adän.
hundrath, ndän. hundrede, hundra (aus dem
Nordgerm. entlehnt sind ae. hundrađ, me.
hundreth; Björkman [190002] 1973: 163)
100. Im Westgerm. erscheint das Zahlwort
als as. hunderod (Freckenhorster Heberegi-
ster: [heute verschollene] Kindlingersche
Hs., 10. Jh.; Münstersche Hs. 11. Jh.), mndd.
hundert n.; mndl. hondert (a. 1240 hundert,
seit a. 1254 meist hondert), nndl. honderd
100; afries. hundred, hunderd, hunder, hon-
dert n. 100, 120, nfries. hūndert, hondert,
hundert 100; ae. hundred n. (pl. hundred, -u)
100, Hundertschaft, Landschaftsbezirk, der
Unterteil einer scīr (ne. shire), Grafschaft,
Gau mit 10 teoding zu je 10 tūnas (
Dörfer),
auch (unter skandinavischem Einfluß) 120,
me. hundred, n. 100, eine territoriale Abtei-
lung, die 100 Gehöfte enthält, Versammlung,
Gericht von 100 Mann, eine Steuer
, ne. hund-
red (in den Britisch Amerikanischen Kolo-
nien, noch im Staat Delaware eine Eintei-
lung eines Landkreises
). Es ist ein urspr. um
die Nordsee gebrauchtes Wort (s. u.), das sich
in den deutschen Raum ausgebreitet hat. Ins
Hdt. gelangte es wahrscheinlich vom Ndd.

Die heutige Bedeutung 100 im Nordgerm.
geht auf südlichen Einfluß zurück. Im vor-
christlichen Nordgerm. bezeichnete aisl.
hundrað dagegen 120, später unterschied
man zwischen tolfrǿtt hundrað 120 (vgl.
Lex Salica 236, 7 unum thoalasti; 21, 1 unam
tualepti 120, nhd. Großhundert, Helgoland
groothondert, nndl. groothonderd, ne. long
hundred) und tírǿtt hundrað 100 mit Über-
nahme der Zählung nach Großhunderten ins
Kelt.; Pedersen [190913] 1976: 2, 130; vgl.
kymr. cant hir nach ne. long hundred), wo-
bei -rǿtt (< *rōþia-) als ablautende Variante
von *raða-, dem zweiten Bestandteil von
hundert, gilt (doch s. u.). Die Germanen ha-
ben also das Großhundert in das Dekadensy-
stem eingereiht: D. h., die Serie von 100
läuft über 110 zu 120: aisl. ellefo tiger, ae.
hundelleftig 110, ae. hundtwelftig (später
hundtwentig), afries. tolftig 120. Ausgangs-
punkt für den Begriff Großhundert als 10
mal 12
(vgl. aisl. þúsund Großtausend als
10 mal 120) ist das Dutzend, wie es im
Kleinverkauf für den Zehner verwendet, aber
nicht schriftlich notiert wurde. Vom West-
nordischen aus gruppiert sich der Gebrauch
des Großhunderts vorwiegend um die be-
nachbarte See (Engl., Fries., ndsächs.
Sprachgebiet, Salfrk.). Wahrscheinlich hat
sich dabei der Seehandel mit dem Norden
auf die Lebendigkeit dieser Rechenweise
fördernd ausgewirkt (im Ostnord. ist der Ge-
brauch des Zahlwortes häufiger dekadisch
als duodekadisch; F. Sommer, SbBAW
[1950]: 7, 65 ff.).

Weitere Bezeichnungen für 100 sind got.
taíhuntehund (1. Kor. 15, 6 fimf hundam [mit
nachträglicher Glosse:] taíhuntewjam
πεντακοσίοις ἀδελφοῖς), ahd. zehanzug, ze-
hanzo (s. d.), ae. hundtēontig, aisl. tíu tigir
100. Aufgrund dieser die Zahl 100 ver-
deutlichenden Ausdrücke hat man ange-
nommen, daß auch urgerm. *χunđa- 120
bedeutet hat (Frings 1960: 7 ff.). Wie aber
H.-Fr. Rosenfeld (WZUG 3 [1956/57], 203 ff.)
gezeigt hat, hatte *χunđa- die Bedeutung
Dezimalhundert (F. Sommer, SbBAW
[1950]: 7, 64 ff. gegen Schmidt 1890: 40, 49;
Brugmann, Grdr.² 2, 2, 4; vgl. R. Lühr, MSS
36 [1977], 60).

Im Mittelalter wird die hervorragende Rolle der Hun-
dert im Zahlensystem durch die Fingerzeichen bestä-
tigt, von denen die Einer und die Zehner mit der lin-
ken Hand gebildet werden, so daß die Zahl Hundert
als erste Zahl auf der rechten Hand erscheint (Meyer-
Suntrup 1987: 784 ff.).

Die Bedeutung centena von ae. hundred
weist auf die Einteilung des Volkes in Reihen
von Hundertschaften und das von einer sol-
chen Reihe bewohnte Land, schließlich auf
eine Schar von hundert (vgl. ae. hundredes
ealdor, hundred-mann centurio), dann eine
Zahleneinheit in Bezug auf Gegenstände; in
dieser letzten Bedeutung ist das Wort im
Anord. und As. gebräuchlich. Da die Bezeich-
nung einer Volksmenge der Ausgangspunkt
für diese Bedeutungsentwicklung gewesen
sein dürfte und nicht die bloße Zahleneinheit,
hat man für die Etymologie die kollektive Be-
deutung zu beachten (s. u.).

hundert bezeichnet auch nichts als eine große Menge;
vgl. nhd. veraltet hundertschön, aisl. hundvíss
außerordentlich kundig.

Fick 3 (Germ.)⁴ 93; Holthausen, As. Wb. 38; Sehrt, Wb.
z. Hel.² 279; Berr, Et. Gl. to Hel. 205; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 24. 29. 32. 195; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 386; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2,
332 f.; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 540; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 258; Suppl. 72; Vries, Ndls. et. wb. 264;
Et. wb. Ndl. F-Ka 450; Holthausen, Afries. Wb.² 48;
Richthofen, Afries. Wb. 830 f.; Fryske wb. 9, 132;
Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. 2, 115;
Dijkstra, Friesch Wb. 1, 536 f.; Holthausen, Ae. et. Wb.
178; Bosworth-Toller, AS Dict. 566; Suppl. 570 f.; ME
Dict. s. v.; OED² s. v.; Vries, Anord. et. Wb.² 267. 275;
Bjorvand, Våre arveord 406 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
32 ff. 478; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 94 f.;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 132; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 1, 432; Nielsen, Dansk et. ordb. 190;
Ordb. o. d. danske sprog 8, 683 ff.; Torp, Nynorsk et.
ordb. 228; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 370; Svenska
akad. ordb. s. v.; Baetke 2005: 281; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 275 f.; Lehmann, Gothic Et. Dict. H-107;
Stearns, Crimean Gothic 150. Helten 1890: § 120;
Streitberg 1920: 137; O. S. Reuter, Arkiv 49 (1933), 36
67; Szemerényi 1960: 139 f.; H. Haarmann, IF 101
(1996), 11 f.; A. S. C. Ross/J. Berns, in Gvozdanovi
1992: 620.

In ahd. -hunt, mhd. hund(ert) lebt das uridg.
Wort für hundert, *tóm, fort. Wegen des
Bezugs auf uridg. *de zehn handelt es
sich wohl um eine schwundstufige Ableitung
*dt-ó-m das zehnte (Glied der Zehner)
des Kardinales *det 10; zu *det- vgl.
lat. -gintī, -gintā in vīgintī 20, trīgintā 30
usw.; gr. -κοντα in τρικοντα 30 usw. Die
Indogermanen haben also nach dem Dezi-
malsystem gezählt. Das Wort kommt in fast
allen idg. Sprachen vor: lat. (indeklinabel
und syntaktisch als Adj.) centum (daraus ent-
lehnt alb. qind mit Umlaut < *centī), aber ab
200 als komponiertes Adj. (ducentī virī),
span. ciento, port. cento, katal. cent, frz.
cent, italien. cento (dagegen rum. suta ent-
lehnt aus aksl. sъto; s. u.); gr. (indeklinabel
und syntaktisch als Adj.) ἑ-κατόν (ἑ- aus *ἁ-
< uridg. *s eins mit Anlehnung an ἕν [K.
Brugmann, IF 21 (1907), 7], aus ἕν [E.
Risch, IF 67 (1962), 133] oder aus *sem mit
Schwund von *m [R. Loewe, IF 48 [1930],
179 f.]), τετρα-κάτιοι 400 usw. (Schwyzer,
Gr. Gramm.² 1, 592 ff.); (im Dual und Pl. für
die Zahlen ab 200, mit häufigem Genitiv
für den gezählten Gegenstand); ai. atám
(dvé até 200, trni atni 300 usw., atám
purm 100 Burgen usw.), av. satǝm; lit.
itas (imtù 200, penkì itai 500),
lett. sìmts (im Balt. mit Umbildung nach der
Nom./Akk.-Endung der neutralen o- und s-
stämmigen Substantive); aksl. sъto (zu irre-
gulärem ъ; s. u.), russ., bulg., poln., sorb.,
tschech. sto; toch. A känt, B känte, kante (A
we-känt, B wī-känte 200 usw.), gall.
*canton, wovon Columella, Isidor, Origines
candetum spatium centum pedum (für
*cantedum), air. cét (pl.gen. cét, dat. cétaib;
trí chét 300), kymr. cant, korn. cans, bret.
kant (aber arm. hariwr hundert anstelle von
*satՙ, *sand, *san). Zu dem Numerale lyk.
sñta (< *tóm) in kbisñta 200 s. H. C.
Melchert, GS Cowgill 1987: 202 f.

Anders zu ἑ- in ἑ-κατόν Meiser 1998: § 116, 14: ἑ- <
*h₁ wegen gr. πεντήκοντα, ai. pañcāát- 50 (so auch
F. M. J. Waanders, in Gvozdanovi 1992: 376 f.).

Das idg. Wort für 100 spielt bei der Einteilung der
idg. Sprachen in Kentum- und Satem-Sprachen die
entscheidende Rolle (J. Tischler, IF 95 [1990], 66
Anm. 15: zur Wahl der av. Lautform als Kennwort).

E. Risch, IF 67 (1962), 129 ff. Anders Szemerényi
1960: 139: (10) der Zehnen (d. h. Gen.Pl. des Kardi-
nales). Zustimmend R. Coleman, in Gvozdanovi
1992: 403; als Alternative: *dt dtom 10 Zeh-
ner
. Wieder anders Szemerényi 1990: 239 f.:
*dm̥̄(t)-ómt zehn-zig > *ómt > *óm mit
Verlust von *-t wie antekonsonantisch in *det >
*de > (Dissimilation) *tóm (dazu G. Schmidt,
IF 97 [1992], 217 f.). Zu G. Schmidts (ZVSp 84
[1970], 98 ff.) Herleitung der germ. Dekadenbildung
got. -tehund, aisl. -tán aus *tēhunda mit *tē- als Fort-
setzung von gedehntem *dē in *de und *-hunda als
Fortsetzung von uridg. *- s. R. Lühr, MSS 36
(1977), 62 ff. Zur germ. Lautverschiebung in dem
Wort hundert vgl. R. Normier, ZVSp 91 (1977), 192
Anm. 52. Die Argumente für den Ansatz *tóm für
100 von Chr. Peeters (ZVSp 92 [1978], 27 f.) über-
zeugen nicht. Zu einem Ansatz nach der Glottaltheo-
rie s. F. Kortlandt, MSS 42 (1983), 98.

Sofern die lautgesetzliche Fortsetzung des
uridg. Wortes für 100, *sto, im Slaw.
ebenfalls vorhanden war, könnte ebenso wie
*tysti 1000 (aksl. [bulg.] tysti anstelle
von *tyti < part. *tūstī) auf *sto bezo-
gen wurde, die Variante *tyssti 1000
(aksl. [maked.] tysti anstelle von *tyxti <
part. *tūsotī) mit einer ablautenden Varian-
te *sto assoziiert worden sein. In einem
nächsten Schritt müßte * in *sto als ante-
konsonantische Vertretung der Reduktions-
stufe *ьm aufgefaßt worden sein, was dann
eine Deutung von * in *sto als Fortsetzung
von *ьm hervorrief. Mit schwachtonigem
Nasalschwund hätte sich dann ъ ergeben (R.
Lühr, FS op 1993: 126 f.).

Anders zum balto-slaw. Wort 1000 Szemerényi
1990: 240; H. Rix, GS Windekens 1991: 225 f. (Vor-
form: *tuhso-[d]tih₂ ein starkes, dickes Hundert;
G. Klingenschmitt, GS Pedersen 1994: 251; s. tûsent).
Eine Vorform *sumtom nimmt auch Shevelov (1964:
91) für das Slaw. an. Zu den Argumenten gegen die
Annahme einer uridg. Variante *utom oder einer
Entlehnung aus iran. *satam s. B. Comrie, in
Gvozdanovi 1992: 512. 783 f. Dagegen rechnet G.
Schramm (IF 84 [1979], 65 f.) offenbar mit einer Ent-
lehnung von iran. sata aus slaw. sъto.

Der zweite Bestandteil in mhd. hundert gehört
nach allgemeiner Auffassung zu Ableitungen
von der uridg. Wz. *reh₁- zählen, rechnen:
got. raþjo Zahl, Rechnung, ga-raþana
gezählt, lat. ratus berechnet < *rá-to- mit
Substantivierungsakzent aus *rǝ₁-tó- (analo-
gische Schwundstufe anstelle von *h₁-); zu
lat. reor, rērī berechnen, meinen (LIV²
499). Die Grundbedeutung von urgerm.
*χunđa-rađa- (mit *rađa- Zahl < *rǝ₁-tó-
lat. ratum) wäre in diesem Fall
Hundertzahl, da das primitivste Zählen von
Aufeinanderlegen oder -schichten der zu
zählenden Stücke begleitet wird.

Die alte kollektive Bedeutung von hundert
wie auch die Wortbildung mit dem Suffix
-ōd, die am deutlichsten im As. vorliegt,
führt aber auf eine andere Deutung: Von ur-
germ. *χunđāri Hundertschaft, eine Ablei-
tung mit dem Lehnsuffix lat. -rium (ahd.
huntri Hundertführer, Hauptmann [s. d.],
aschwed. hundari Volksstamm, 100 oder
120 Mann oder Familien
; vgl. lat. centuria,
aksl. sъtorica f. Hundertschaft), könnte ein
Kollektiv *χunđār-ōđa- mit dem Suffix
*-ōđa- abgeleitet sein. Auch die skand. und
übrigen westgerm. Lautformen können ein
solches Suffix fortsetzen. Dieses hätte diesel-
be Funktion wie in as. werod, ae. weorod
Volksmasse (Krahe-Meid 1969: 3, § 118,
2) und *χunđār-ōđa- so Hundertgliederung,
Hundertschaft
bedeutet. Für diese Etymolo-
gie des Elements -ert in hundert und nicht für
die Deutung als Hundertzahl spricht nicht
nur die urspr. kollektive Bedeutung des Nu-
merales, sondern auch die Tatsache, daß sich
ein Part.Prät. *rađa- < *rǝh₁tó- in as. hunde-
rod nicht nachweisen läßt. Die Funktion als
reines Numerale 100 wäre so eine Bedeu-
tungserweiterung aus Hundertschaft, wobei
die Bedeutung 120 eine weitere Entwicklung
darstellt.

Denkbar wäre auch eine Vermittlung über ein Verb
urgerm. *χunđ-arōn mit der faktitiven Bedeutung in
Gruppen von hundert gliedern
; vgl. nhd. fünfern von
fünf, sechsern von sechs, zehnern von zehn (Dt. Wb. 10,
1923), da mit dem Suffix urgerm. *-ōđa- auch neutrale
Verbalsubstantive gebildet werden (ahd. mêrôd aug-
mentatio
von mêrôn augere, hantalôd tractatio von
hantalôn tractare, opfarôd sacrificium von opfarôn
sacrificare, got. witoþ, ahd. wizzôd Gesetz ohne be-
zeugtes Grundverb). Das Suffix *-arōn hätte dabei An-
schluß an Verben wie ahd. smecharôn polire (zu smec-
har elegans). Doch ist ein Verb *χunđ-arōn nicht be-
zeugt. Zu den Suffixen ahd. -ri, urgerm. *-arōn (als
Ablösung aus Verben wie ahd. wacharôn vigilare zu
ahd. wachar wach) und urgerm. *-ōđa- vgl. Wilmanns
[190630] 1967: 2, §§ 72. 227. 261; Krahe-Meid 1969:
3, §§ 85 (S. 83). 118 (S. 144). 196.

Da -o- in as. hunderod nur als Fortsetzung von *ō er-
klärt werden kann, erwägt Helten (1890: § 82e) eine
ablautende Form *rōđa- von *rađa- (akzeptiert von A.
S. C. Ross/J. Berns, in Gvozdanovi 1992: 620).

Walde-Pokorny 1, 73. 785 f.; Pokorny 192; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. 3, 293; ders., Et. Wb. d. Altindoar. 2,
606; Bartholomae, Airan. Wb.² 1555; Frisk, Gr. et. Wb.
1, 475; Chantraine, Dict. ét. gr. 329; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. 1, 200 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.
113 f.; Orel, Alb. et. dict. 361; Trautmann, Balt.-Slav.
Wb. 305; Sadnik-Aitzetmüller, Handwb. zu den aksl.
Texten 131. 313 (Nr. 917); Vasmer, Russ. et. Wb. 3,
15 f.; Schuster-ewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb. 1358;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 984; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-
dt. Wb. 3, 841; Fick 2 (Kelt.)⁴ 94; Holder, Acelt. Spr. 1,
989; Delamarre, Dict. gaul. 88; Vendryes, Lex. ét. de
l’irl. anc. C-82; Dict. of Irish C-151 f.; Dict. of Welsh
418; Adams, Dict. of Toch. B 6163. 139. 619. H. Rix,
GS Windekens 1991: 225; Meiser 1998: § 50, 2; Mat-
zinger 2006: 116. R. E. Emmerick, in Gvozdanovi
1992: 176 ff. 314 ff.; W. Winter, in Gvozdanovi 1992:
122 ff. 353; G. Price, in Gvozdanovi 1992: 470 f.; D.
Green, in Gvozdanovi 1992: 512; E. P. Hamp, in
Gvozdanovi 1992: 918 f.

In den Bereich der glottogonischen Spekulation gehö-
ren Deutungen von *de-t- als zwei Hände (J. D.
Bengtson, Diachronica 4 [1987], 257262: *de-
Hand zu *de- nehmen). Unhaltbar auch V. Pisani,
IF 88 (1983), 97.

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