-ichîn
Band V, Spalte 36
Symbol XML-Datei TEI Symbol PDF-Datei PDF Zitat-Symbol Zitieren

-ichîn dimin.suff., seit dem 8. Jh. in
Subst. Bereits im Ahd. trat vereinzelt ein
Suff.konglomerat -c(h)lîn auf, eine Konta-
mination der Suff. ahd. -ichîn und -ilîn.
Mhd. -(e)chîn, -(e)chen, -(e)kîn, ält. nhd.
-(i)chin, -chen neben seltenerem -gen, nhd.
-chen. Der Kurzvokal vor dem Guttural
schwindet ab Anfang des 14. Jh.s. Auch da-
nach tritt in der Regel Umlaut des Vokals der
Stammsilbe ein. Bereits in mhd. Zeit begeg-
net das Suff. nur noch in md. Texten, wäh-
rend sich zu dieser Zeit in den obd. Dial. be-
reits ahd. -ilîn (s. d.) > mhd. -(e)lîn > nhd.
-lein durchgesetzt hat. Neben der hd. Laut-
form -chîn, -chen treten in mhd. Texten auch
Bildungen auf -(e)kîn auf, ad-hoc-Entleh-
nungen aus dem Ndd., die teils zur Charakte-
risierung einzelner Personen in liter. Werken
dienen, teils das Ergebnis von Übersetzertä-
tigkeit sind. In PN finden sich Belege mit
dem unverschobenen Suff. ab Beginn des
13. Jh.s bis ins Südrheinfrk. Im Md. begeg-
net ab mhd. Zeit auch die Kompromissform
-elchen, die obd. -l- und md. -ch- vereinigt.
Solche dimin. Bildungen auf ndd. -k/g/je(n)
und hd. -chen des appellativen Wortschatzes
konnten zu ÜberN und schließlich als Fa-
milienN fest werden; vgl. nhd. FamN Hipp-
chen zu Hippe Sichelmesser (oder Patro-
nym zu Hubert), Liebchen zu lieb (oder Pat-
ronym zu Lieb[hard] o. ä.).

Splett, Ahd. Wb. 2, 268 f.; Dt. Wb. 2, 612 ff.; Kluge²¹
117; Kluge²⁵ s. v. -chen. Wilmanns [190630] 1967:
2, §§ 248250; Kluge 1926: § 62; Bach 1952 ff: 1, 1,
§ 154; Henzen 1965: §§ 92 f.; Krahe-Meid 1969: 3,
§ 154; Dt. Wortb. 2, 27. 124. 317; Klein-Solms-We-
gera 2009: 60 f. 136; Kunze-Nübling 2012: 366399.
532 ff.

In anderen westgerm. Sprachen entspre-
chen: as. -ikīn, mndd. -kn, -ken; andfrk.
-ikīn, mndl. -(e)kin, -(e)kijn, -(e)ken, nndl.
-ken, -tje; nfries. -ki; ae. -cen: < westgerm.
*-ikīna-.

Unpalatalisiertes me. -kin, ne. -kin, -ken ist
aus dem Mndl. entlehnt. Im Ne. kommen nur
noch wenige Appellativa mit dem Suff. -kin
vor (etwa ne. napkin Serviette), daneben
lebt das Suffix aber in zahlreichen FamN
weiter (Jenkins, Watkins, Dickens, Dickinson
etc.), bei denen das Suff. um genitivisches
-s oder patronymisches -son erweitert ist.

Dän. -ike ist aus dem Mndd. entlehnt.

Das Suff.konglomerat westgerm. *-ikīna- ist
aus zwei auch allein vorkommenden, jeweils
bereits Diminution ausdrückenden Suff., ur-
germ. *-(i)ka- (s. -ih, -îg) und *-īna- (s. -în²)
(dazu Krahe-Meid 1969: 3, §§ 95 [S. 110 f.
113]. 153, 3), gebildet. Die Bildung ist nur
westgerm.

Vries, Ndls. et. wb. 319. 736; Et. wb. Ndl. S-Z 390;
ME Dict. s. v. -kin suff.; OED² s. v. -kin suff.; Nielsen,
Dansk et. ordb. 204; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 401.

S. -îg, -ih, -în².

Information

Band V, Spalte 36

Zur Druckfassung
Zitat-Symbol Zitieren
Symbol XML-Datei Download (TEI)
Symbol PDF-Datei Download (PDF)

Lemma:
Referenziert in: