-ilôn, -ilen
Band V, Spalte 56
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-ilôn, -ilen suff. Var.: -el-. Das
Suff. bildet urspr. denominale Verben. Be-
reits spätahd. tritt Schwächung der beiden
Vokale des Suff. zu -e- ein (vgl. Braune-
Reiffenstein 2004: §§ 59. 64 [S. 67]). Von
den denominalen Bildungen mit iterativer,
oft auch dimin. Bed. auf ahd. -il-ôn wurde
das Suff.konglomerat durch Metanalyse früh
abstrahiert und konnte dann zur Verbalbil-
dung auch ohne die urspr. notwendige Zwi-
schenstufe der nominalen Ableitung mit l-
haltigem Suff. verwendet werden. Charakte-
ristisch für derartige Bildungen zu st. Verben
ist die Schwundstufe oder o-Stufe in der
Wz.; vgl. grubilôn grübeln zu graban gra-
ben
(s.dd.) oder wandilôn wandeln, umher-
gehen
zu wintan winden, wenden (s.dd.).
Ahd. -ilôn steht im Ablaut zu den Suff. ahd.
-alôn, -ulôn/-olôn, die dieselbe Bed. aufwei-
sen (zum Ablaut in diesem Suff. s. auch -il).
Mhd. -elen, nhd. -el(e)n, (-il[e]n). Bereits
im Mhd. sind die denominalen Ableitungen
nicht mehr reihenbildend, die deverbalen
überwiegen klar. Ab dem Frühnhd. nehmen
die denominalen Bildungen wieder zu. Diese
sind zunächst nur im Obd. verbreitet, im Md.
treten sie erst ab dem 16. Jh. auf. Im Nhd.
können aber auch diese denominalen Verben
oft deverbal aufgefasst werden; es wird aus-
gedrückt, dass das, was das Grundwort aus-
sagt, wiederholt, aber in geringem Maße ge-
macht oder getan wird bzw. sich ereignet;
vgl. etwa nhd. tröpfeln wiederholt oder dau-
ernd ein wenig tropfen
zu tropfen (bzw. zu
Tropfen), spötteln immer wieder ein wenig
spotten
zu spotten (bzw. zu Spott), aber
noch mit rein nominaler Grundlage kränkeln
immer wieder etw. krank sein eher zu
krank als zu kranken (das im Nhd. fast aus-
schließlich in übertragener Bed. verwendet
wird) etc.

Splett, Ahd. Wb. 2, 282 f. Wilmanns [190630]
1967: 2, §§ 7477 (S. 96101); Schatz 1927: § 108
(S. 76); Henzen 1965: § 147; Dt. Wortb. 1, 2027.
34 f. 41134 passim; Bergmann 1991: 107 f.; Prell
1991: 4244. 85. 88 f. 125 f. 156 f. 172. 182 f. 190.
197. 204. 215. 218; Prell-Schebben-Schmidt 1996:
5355. 68. 102. 155. 234. 244. 262 f. 276. 288. 345.
353. 365367; Klein-Solms-Wegera 2009: 497499.

Das Suff. hat in weiteren west- und nord-
germ. Sprachen Entsprechungen: as. -(i)lon,
mndd. -eln, -len; afries. -elia; ae. -lian,
me. -le, ne. -le; aisl. -la, ndän. -le, nnorw.,
nschwed. -la: < urgerm. *-ilōe/a-.

Auch in diesen Sprachen bildet es iterati-
ve denominale und deverbale Verben, oft mit
zusätzlicher dimin. Konnotation. Grundlage
sind nominale Ableitungen auf urgerm.
*-ila- (bzw. *-ala-), von denen mit dem Suff.
urgerm. *-ō- (< uridg. *-eh₂-) denominale
Verben abgeleitet wurden. Bei dem Suff.
handelt es sich um eine Neuerung des West-
und Nordgerm., im Got. sind solche Bildun-
gen nicht nachweisbar. Strukturell vergleich-
bar sind die Suff. ahd. -igôn (zur Bildung
deadj. Verben) und -isôn (zur Bildung de-
subst. Adj.) (s. d.).

ME Dict. s. v. -el- suff.³; OED² s. v. -le suff.³; Nielsen,
Dansk et. ordb. 257; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 553
(-la²). Schuldt 1905: 60; Jóhannesson 1927: 63 f.;
Guchman 196266: 4, 201 f.; Krahe-Meid 1969: 3,
§ 195.

S. -il, -isôn.

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