-azzen (seltener -izzen) [-ts-], Verbalablei-
tung zur Bildung von intensiven oder iterativen
Verben; vgl. ât(u)mazzen, -izzen ‚tief atmen,
keuchen‘, bleckazzen ‚blitzen‘, flogarazzen ‚flat-
tern‘, lohazzen, -izzen ‚leuchten, glänzen‘, rûnaz-
zen, -izzen ‚flüstern, murren‘ usw. — Mhd. -ezen,
häufiger -zen (z. B. achzen, echzen ‚ächzen‘ [→
achizôt], blebzen ‚plappern‘, bleckzen [vgl. ahd.
bleckazzen], tropfezen ‚tröpfeln‘ usw.); nhd.
-zen und zur Erleichterung der durch Synkope
entstandenen Konsonantenverbindungen auch
-sen, -tschen (z. B. bäfzen, verhunzen, hopsen,
mucksen, rülpsen, rutschen, quietschen usw.);
mdartl., bes. bayer.-österr., auch noch -azen,
-ezen, -izen.
Wilmanns, Dt. Gr. II § 82 ff.; Henzen, Dt. Wortbil-
dung² § 153; zur spätahd. Vereinfachung der Affri-
kata nach nicht starktonigem Vokal s. Braune, Ahd.
Gr.¹³ § 159 Anm. 4.
Die Verbreitung dieser Verbalableitung im
Germ. ist sehr ungleich: während im Got. spär-
liche Reste begegnen (vgl. lauhatjan = ahd. lo-
hazzen, swōgatjan ‚seufzen‘ [iterat. neben ga-
swōgjan ‚dss.‘; s. Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 324.
469; A. L. Lloyd, Anatomy of the Verb (Amster-
dam, 1979), 127]), hat das ganze Nordgerm.
nichts Entsprechendes. Im Ae. findet sich eine
bescheidene Zahl (vgl. bliccettan ‚blitzen‘,
līc[c]ettan ‚heucheln‘, roccettan ‚rülpsen‘, sporet-
tan ‚spornen‘ usw.; s. Sievers-Brunner, Ae. Gr.³
§ 403 Anm.); innerhalb des Dt. sind sie auf das
Ostfrk., Alem. und vor allem das Bair. konzen-
triert.
Ahd. -azz-, -izz- gehen über wgerm. *-attj-,
*-ittj- auf germ. *-atj-, *-itj- zurück, die wohl
in dem Verwachsen der aus mehreren Quellen
entstandenen idg. Erweiterung *-di̯- mit einem
vorhergehenden Vokal ihren Ursprung hatten
und dann zu selbständigen Suffixen geworden
sind. Ähnlich im Griech., wo aber die parallelen
Bildungen auf -ιζω, -αζω (vgl. ἐρίζω ‚streite‘ <
*ἐρίδi̯ω oder νομάζω ‚weide‘ < *νομάδi̯ω) —
durch den Zusammenfall von *-gi̯- und *-di̯-
in -ζ- und durch die Beziehungen zum sigmati-
schen Aorist gefördert — viel zahlreicher sind; s.
E. Schwyzer, Pedersen-Festschrift 63 ff.; ders.,
Gr. Gram. I, 734 ff.; Risch, Wortbildung d. hom.
Spr.² 291 ff.
Die ältere Auffassung von diesen Formen sowohl im
Germanischen wie auch im Griech. als alte Denomi-
nativbildungen aus Nominalstämmen auf *-id-, *-ad-
(so z. B. Brugmann, Grdr.² II, 3 § 143 d. 152, 6. 157, 1;
Feist, a.a.O. 324) ist nicht stichhaltig. S. die oben an-
gef. Lit., bes. Schwyzer, Pedersen-Festschrift 63 ff.; we-
nig, und wenig Überzeugendes bei Meier, -ίδ-: Zur
Gesch. eines gr. Nom.suff., bes. 17.
Allerdings waren Grimm, Dt. Gr.a II 206, und
ihm folgend Wilmanns, Dt. Gr. II, § 82 Anm.
geneigt, sämtliche ahd. Formen mit -i- in der
Mittelsilbe als „fehlerhafte“ Schreibungen für
-a- abzutun. Dagegen spricht aber nicht nur die
große Zahl solcher -i-Varianten (über zwei
Dutzend bei Weinhold, Bair. Gr. § 208 und
Alem. Gr. § 250), sondern auch die hohen
Stammvokale in Formen wie mhd. schiu(h)zen,
spiuzen, bliczen (sw. m. blikize), sowie Umlaut
in umbege(n)gizar (< umbigangizari = ‚peripa-
teticus‘ Gl. 3, 144, 57 ff.), mdartl. alem. rülzen
(zu rul- ‚rollen‘), änzen (zu mhd. anden), Stal-
der, Versuch eines schweiz. Id. I, 93; II, 290 f.,
und dazu oben auch mhd. echzen (< *achizen);
desgl., in der Entwicklung genau parallel, nhd.
krächzen, frühnhd. krachitzen (Dt. Wb. V, 1925.
2348), älter grachkitzen (Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 120) < *krachizen.