agalstra
Band I, Spalte 79
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agalstraAWB f. n-St. Elster, pica; einmal Gl. 2,
407, 4 wohl falsche Zuordnung = Specht, pi-
cus
, außerdem = g(r)aia und piales(?), s. Ahd.
Wb.
I, 59
und Neuß, Stud. z. d. ahd. Tierbez. 61.
Var.: agal-, agel-, agil-; agl-; -st(e)ra, -ster(e),
-stre, -ast(a)ra, -estra, (e)ist(e)ra, -ustra, -uster;
auch ailster (13. Jh.), alstra (13. Jh.), -(i)ster u.
ä.; dazu mit Umlaut egelstere, -estra (12. Jh.).
Mhd. heißt es (mit -l-) agelster sw.f., auch
ag(e)leister, ag(e)laster, agelstrun (gen.sg.)
Nhd. hat sich die im Ostmd. heimische Lautge-
stalt Elster (wohl aus eilster < agil-) durchge-
setzt.

Ahd. Wb. I, 59; Starck-Wells 17; Graff I, 131; Schade
6; Lexer I, 27; Nachtr. 15; Benecke I, 12; Diefenbach,
Gl. lat.-germ. 16. 432 (pica); Dt. Wb. I, 189 (Agala-
stra); III, 417 (Elster); Kluge²¹ 164. Paul, Mhd. Gr.²⁰
§ 86; Michels, Mhd. El.buch34 § 170 und Anm. 3;
Moser, Frühnhd. Gr. § 67 Anm. 4; § 79 Anm. 27.

Die ahd. Formen mit -l-, agalstra und seine Va-
rianten, die vor allem in den bayer.-österr.
Mdaa. und im md. Osten, heute meist mit kon-
trahierter Anfangssilbe Al- bzw. El- beheimatet
sind, decken sich in ihrer sprachgeschichtlichen
Analyse weitgehend mit der von aga und aga-
stra
(s.d.d.).

Zur Diskussion steht also nur noch die Frage
des zusätzlichen inlautenden -l-. Zwei Antwor-
ten sind denkbar: entweder wurde das Suffix
-stra (< *-strōn) an eine Stammform agal- an-
gefügt, wie sie einmal auch in dem (nicht sicher
gedeuteten as.?) Komp. agalthorn (Wadstein,
Kl. as. Spr.denkm. 77, 13) zutage tritt. Doch will
dieser vereinzelte Beleg wenig sagen, zumal er
aus dem Asächs., also gerade aus demjenigen
Sprachbereich kommt, in dem die -l-haltigen
Formen so gut wie gar nicht anzutreffen sind.
All das legt nahe, wie im Falle von aga-stra und
noch eindeutiger bei einem Komp. wie aga-bero
(s.d.d.), daß der sprachgeschichtliche Trenn-
strich unmittelbar hinter aga- zu ziehen und
-lstra- als ein um -l- erweitertes Suffix zu fas-
sen ist, das sich aus Wortbildungen wie ahd.
galstar, gelstar, bolstar, ae. heolstor (got. hulistr)
entwickelt haben dürfte, s. Wilmanns, Dt. Gr. II
§ 219, 3. Eine genaue Parallele zu dieser Suffix-
erweiterung bietet das Formans -ahi (s. d.), das
im Mhd. vorzugsweise als -lach erscheint, Wil-
manns II § 276, 4.

Da die Formen mit und ohne -l- gleichermaßen
schon sehr früh belegt sind (10. Jh.), so spricht wenig
für eine nachträgliche Reduktion der Konsonanten-
häufung -lstr- zu -str-; die zwei Formen scheinen
beide schon seit frühhistorischer Zeit ihr Eigenleben
gehabt zu haben. Die Verbreitung der -l-haltigen Va-
rianten im Ostmd., die der Form Elster zur hoch-
sprachlichen Norm verhalf, sowie im Bayer.-Österr.
wird von den gegenwärtigen Mdaa. bestätigt: Müller-
Fraureuth, Wb. d. obersächs. Mdaa. I, 291: Alaster,
Aglester, Aglaster; Weinhold, Beitr. z. einem schles.
Wb. 5: Agláster, Aláster, Schaláster; Hertel, Thür.
Spr.schatz 89: Gàkàlsder; Kranzmayer, Wb. d. bair.
Mdaa. in Österr. I, 154 ff.: Alster, Agalster, Galster u. ä.;
Unger-Khull, Steir. Wortschatz 13 und 264: Aglaster,
Aglister, Agalster, Galster; Lexer, Kärnt. Wb. 84;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 69; Schöpf, Tirol. Id. s. v. El-
ster: Agláster. Vgl. auch die Übersicht bei Suolahti,
Dt. Vogelnamen 1957 und J. W. Bruinier, Zfvgl.Spr.
34 (1897), 35866 (spr.wiss. unzuverlässig). Dazu die
Wortkarte Elster in Mitzka-Schmitt, Dt. Wortatlas
XV (1966), Karte 3, Text 3241 (mit fast 1400 Va-
rianten).

S. auch aga, agastra, agaza.

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