agedoht
Band I, Spalte 91
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agedoht m. a- (oder f. i-)St. (nur zweimal be-
legt: agedoht nom.sg. Gl. 3, 382, 47; 13. Jh.
rheinfrk.; ... -e acc.pl. Gl. 5, 4, 13; 10. Jh. alem.)
Abzugsgraben, Röhre, cuniculus, fistula.
Mhd. aducht, adich st.m. (hageducht st.f.? s. u.)
meatus, lacuna, fovea. Nhd. nur in volksetym.
Entstellung wie Abzucht f., Abzug m. bezeugt,
ähnlich und weitverbreitet in den Mdaa. von
heute (s. u.).

Ahd. Wb. I, 61; Starck-Wells 17; Lexer I, 22. 1141
(ndl.? mit falschem -u-); Diefenbach, Gl. lat.-germ.
43 (aquaductus). 315 (lacuna). 352 (meatus); Götze,
Frühnhd. Gl.⁶ 6 (adauche); Dt. Wb. I, 160; Kluge, Et.
Wb.¹⁵ 6 (Abzucht).

Entsprechungen außerhalb des Ahd. finden sich
nur im Mndd. und zwar age-, akeducht, -tucht,
āducht, -tucht und volksetym. angelehnt
af(fe)tucht, sowie mndl. hagedochte, age-, haeh-,
ave-, auedocht; dazu kommen die in Flurnamen
erstarrten Formen wie Aderuf (1675 Ahdruht),
Abteicher [oudoiçǝr], H. Dittmaier, Rhein. Flur-
namen (Bonn, 1963), 8. 10. 12. Lautform, Be-
deutung und hauptsächliche Verbreitung zumal
in älterer Zeit legen Ableit. aus gallo-roman.
aquaeductus Wasserleitung nahe (gegen Ent-
lehnung aus roman. aquiductus spricht das Feh-
len des Umlauts, s. J.Jud, Zfrom.Ph. 38
[1914/17], 34 f.; P. Aebischer, ebd. 66 [1950],
422 ff.; seine Weiterentwicklung in den roman.
Sprachen spiegelt sich in afrz. avidotz, italien.
acquidotto, aspan. aquaducho). Aber allgemein
fanden später gelehrte Neuentlehnungen wie
frz. aqueduc, dt. Aquädukt statt. In ahd. agedoht
geht das intervok. -g-, mit dem üblichen Ausfall
des labialen Elements ( agari) wohl auf ein
bereits aus -k- erweichtes -g- zurück, wenn
nicht auch dafür volksetym. Angleichungen
verantwortlich sind.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 47 f.; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 16 f.; Verdam, Mndl. handwb.
31. 234; Verwijs-Verdam, Mndl. Wb. III, 24 f. Thes.
ling. lat. II, 364 f.; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 782;
Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 571; Wartburg, Frz.
et. Wb. (Neubearb.) XXV, 68; Frings, Germania Ro-
mana² I, 129 und Fn. 1.

In den heutigen Mdaa. gehen Formen mit -g- und mit
-k- willkürlich durcheinander, so Schweiz. Id. I, 165:
Ackt(e), Acke (a. 1303 Agtōt); Westf. Wb. I, 49 f.: ke-
ducht, ke(l)druft, auch abgekürzt einfach ak(e) und
gar lothr. at (Follmann, Wb. d. dt.-lothr. Mdaa. 15);
oder mit Kontraktion des ersten Wortteils duch(t),
Müller, Rhein. Wb. I, 63 f.; Vilmar, Id. von Kurhessen
4; und, wohl mit nachträglicher Umdeutung des anl.
ā- in ab- (af-), an-, Formen wie Abteich, Ochs, Bad.
Wb. I, 19 (vgl. F. Pfaff, PBB 15 [1891] 182); Christ-
mann, Pfälz. Wb. I, 104; oder Abdäuche Maurer-
Mulch, Südhess. Wb. I, 13; oder Abzucht Mitzka,
Schles. Wb. I, 25; Aftucht Jungandreas, Ndsächs. Wb. I,
246; und schließlich Andauch(e) Crecelius, Oberhess.
Wb. 17 f. oder gar Aũ (Anthau) Schmeller, Bayer.
Wb.² I, 606. 97. Vgl. auch die erheiternde Sammlung
bei Diefenbach, Hoch- u. nd. Wb. 33 (andacht, ayter-
sucht!).

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