alant
Band I, Spalte 147
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alantAWB m. a-St. Alant, inula (hin[n]ula, enula,
elna), helenion, elinion
(Inula helenium L.); nur
in Gl., aber in diesen sehr häufig belegt vom 10.
bis 15. Jh., einmal alent 12. Jh. (Gl. 3, 604, 40).
Die meistbezeugte Form im Mhd. ist alant,
desgl. nhd. Alant.

Ahd. Wb. I, 188; Starck-Wells 20; Graff I, 240;
Schade 10; Lexer I, 33; Benecke I, 21 (alant = elna,
enula, helenium); Diefenbach, Gl. lat.-germ. 203
(enula); Dt. Wb. I, 200; Kluge²¹ 12. Vgl. Marzell,
Wb. d. dt. Pflanzennamen II, 1007 ff. (Etym. dun-
kel
); ders., Dt. Heilpflanzen 262 ff.

Das Wort ist, wenn auch in sehr verschiedener
Form, über den ganzen germ. Sprachenkreis
verbreitet: mndd. ālant (-d-), daneben alne,
elne; mndl. alaen, alant, nndl. alant; die skand.
Formen ält. dän. und schwed. aland, ndän.
nschwed. nnorw. alant gehen wohl allesamt auf
das Mndd. zurück, wie letzten Endes auch
tschech. alant, während die engl. Entsprechun-
gen ihre eigene Geschichte haben (s. u.): ae.
eolone, eolene, daneben elone, elene f., me. elena
campana, auch elecampana (Wiesenalant oder
in Kampanien wachsend?), ne. elecampane.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 53; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 50. 58; Verdam, Mndl. handwb.
33; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 13; Vries, Ndls. et. wb.
12; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 19 f. 187 (ellens-
rod); Ordb. o. d. danske sprog I, 417; IV, 291 (ellens-
rod); Svenska akad. ordb. A896; Norsk ordb. I, 34;
Holthausen, Ae. et. Wb. 92; Bosworth-Toller, AS
Dict. 253; Suppl. 191; ME Dict. EF, 61 f. 200; OED
III, 2, 74 (elecampane).

Die Herkunft von ahd. alant und seinen germ.
Verwandten ist noch immer nicht eindeutig ge-
klärt. Jedenfalls scheint der wiederholt ver-
suchte Ansatz eines germ. Erbworts *aland-
der (Hoch)Wachsende verfehlt (trotz F. Kluge,
Arch. Roman. 6 [1922], 300 [später zurückge-
nommen]; R. Loewe, PBB 59 [1935], 254 f.;
Trübners Dt. Wb. I, 60): das Verbum alan wird,
zumal westgerm., in transit. Sinne von nähren
gebraucht, ein Part. Präs. der wachsende als
Bez. einer bestimmten Pflanze ist höchst un-
wahrscheinlich, und wie wird man so den -t-lo-
sen ae. Formen gerecht?

Auch ist nicht zu übersehen, daß sowohl die
mlat. Bez. derselben Pflanze, inula, wie deren
gr. Prototyp ἑλένιον (βοτάνη τις Hesych II, 64
Z. 93; vgl. Dioskorides, Materia med. [ed. Well-
mann] I, 27 f.) sich lautlich eng mit den germ. Na-
mensformen berührt; gr. ἑλένιον gehört wohl zu
ἕλος feuchte Wiese, allwo der Alant mit Vor-
liebe gedeiht (Frisk, Gr. et. Wb. I, 501 f.; Boi-
sacq, Dict. ét. gr.⁴ 246), jedenfalls wahrscheinli-
cher als zu gr. ἑλένη geflochtener Korb, im
Hinblick auf die großen Blütenkörbe, oder gar
zum Eigennamen Helena, mit dem die Bez. seit
Plinius, Nat. Hist. 21, 59 immer wieder volkse-
tymologisch assoziiert worden ist (Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. I, 187; Dt. Wb. IV, 2, 949
[nhd. Helenenkraut]; Frisk, Gr. et. Wb. I, 481).
Die Form von lat. inula ist der so häufigen
Metathese von Nasal und Liquida zu verdan-
ken, vielleicht unter Anlehnung an lat. inulus
Hirschkalb (Keller, Lat. Volksetym. 59. 163;
Friedmann, Jon. u. att. Wörter im Alat. 79 Fn.;
Meringer, Versprechen u. Verlesen 20); dazu die
vielzitierten späteren Varianten en-, æn-, innula
sowie el(e)na, ella, von denen roman. Formen
stammen wie italien. enola, ella, lella, span. port.
enula, afrz. ialne, eaune.

Thes. ling. lat. VII, 2, 239 f.; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. I, 714; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 5116; Meyer-
Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 4522; Wartburg, Frz. et.
Wb. IV, 784 f. Vgl. auch G. Gröber, Arch. f. lat. Lex.
3 (1886), 267; C. H. Moore, ebd. 10 (1898), 266.

Im germ. Bereich ist für das Altengl. eine
Grundform *iluna anzusetzen (so auch Frings,
Germania Romana² I, 90), abermals mit Meta-
these aus inula (oder nach Meyer-Lübke,
a.a.O. Kontamination aus inula + helenium
[?]), und daraus mit u-Umlaut ae. eolone (Sie-
vers-Brunner, Ae. Gr.³ § 111; Campbell, OE Gr.
§ 541, 7 und Fn. 2; ae. elene unmittelbar aus
(h)elenium? Außerdem Kompromißformen, s.
Pogatscher, Gr., lat. u. rom. Lehnw. im Ae. 62).
Dagegen führt weder von diesem *iluna noch
auch von allen sonst überlieferten Formen ein
plausibler Weg zu ahd. alant (Schrader, Reall.
d. idg. Alt.² I, 39; Wartburg, a.a.O. IV, 785
Fn. 1; E. Björkman, Archiv f. d. St. d. neueren
Spr. 107 [1901], 377 ff.). Kein Wunder, daß
man seine Zuflucht nahm zu der schon bei Isi-
dor, Etym. XVII, 11, 9 zitierten volkstümli-
chen
Bez. ala (inula, quam rustici alam vo-
cant
); auch in den lat. Gl. wird elenium mit
enula siue ala gleichgesetzt (Corp. gloss. lat. 3,
560, 71) und im Span. lebt dieses etymologisch
noch immer ungeklärte ala in derselben Bed.
bis heute fort (Corominas, Dicc. et. de la lengua
castellana I, 72; ob zu lat. alum, Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 33? Im Thes. ling. lat. I,
1792, 31 wird ala zu alum emendiert, was aber
J. Sofer wohl mit Recht zurückgewiesen hat,
Glotta 18 [1929], 114).

Für die gleichfalls noch immer ungelöste Frage
der Endung bleibt dann nur der Ausweg analo-
gischer Anlehnung an die allerdings nicht sehr
zahlreichen ahd. Ableitungen auf -ant, die
durchaus nicht immer auf Part. Präs. zurück-
führen, sondern wie etwa die Pflanzenbez. zî-
lant
Seidelbast (s. d.) oder der Tiername wi-
sant
: wisunt (s. d.), alunt : alant (s. d.) teilweise
reine Nominalbildungen sind (s. auch fîant und
vgl. Wilmanns, Dt. Gr. II § 266, 2).

Wohl ganz verfehlt waren so verzweifelte Vorschläge
wie die von R. Thurneysen, Gött. Gel. Anz. (1907),
801 (zu aind. ālu-, ālukám, s. jetzt Mayrhofer K. et.
Wb. d. Aind. I, 81), oder J. Sofer, a.a.O., 113 ff. (Lehn-
wort aus dem Kelt., zu der idg. Wz. *al-, ernährende,
inulinhaltige Pflanze
), oder H. Reichelt, Zfvgl. Spr.
46 (1914), 311 (Erbwort aus idg. *anghslo- Zus.-
schnürendes, Zuheilendes
) oder Marzell, a.a.O.,
1012 f. (Kreuzung von mlat. el[e]na und ala > *alan
+ angefügtes -t wie in ahd. samant).

Da der Alant von jeher als volkstümliches Heil- und
Gewürzmittel sich großer Beliebtheit erfreut hat, so
ist der Name bis heute mdartl. in weitem Umfange le-
bendig geblieben: Schweiz. Id. I, 173 (Alet); Fischer,
Schwäb. Wb. I, 124 f. (auch Alantwein, -wurz);
Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. I, 124;
Müller, Rhein. Wb. I, 90; Crecelius, Oberhess. Wb. 22;
Westfäl. Wb. I, 88 f.; Mensing, Schleswig-holst. Wb. I,
99; Wossidlo-Teuchert, Mecklenb. Wb. I, 245; Ziese-
mer, Preuß. Wb. I, 105 (Alant, auch Helenenkraut;
dazu -bier, -met, -wein, -wurzel).

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