alb
Band I, Spalte 152
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alb m. oder n. a- (i-) St. Alb, (Nacht)Mahr,
gespenstisches Wesen, faunus
, dreimal belegt:
alb, alp (Gl. 2, 403, 33 zu einer Prudentius-
Stelle, Peristephanon X, 242: rusticorum monstra
deum) und alf (cod. sem. Trev. R III 13, mfrk.
[?]), sämtliche 11.12. Jh. Auch mhd. begeg-
nen die Formen alb und alp (vgl. Alberich), da-
neben ein fem. elbe st. f. (sowie elbinne sw. f.);
im Pl. wird elbe, aber auch nach Analogie der
alten s-St. elber gebraucht (s. H. Gürtler, PBB
38 [1913], 118). Im Nhd. wurde Alb, Alp m.,
pl. Alben im Laufe des 18. Jh.s durch das aus
dem Engl. entlehnte Elfe f., Elf m. verdrängt,
aber mdartl. halten sich die ursprl. Formen
(s. u.), desgl. in den Zss. Alpdruck, -traum; die
Schreibung mit -p dürfte eine stehengebliebene
Restform der mhd. Auslautsverhärtung sein.

Ahd. Wb. I, 193; Starck-Wells 20; Graff I, 242;
Schade 12; Lexer I, 41 (alp). 537 (elbe); Benecke I,
24; Dt. Wb. I, 200 (Alb). 245 (Alpe); III, 400 (Elbe);
Kluge²¹ 12.

Das Wort ist über den ganzen germ. Bereich
verbreitet, während außergerm. keine vergleich-
bare Wortbildung mit ähnlichem Sachgehalt
nachzuweisen ist: as. alf Alp, aber auch Narr
(wie noch heute im Ndsächs., s. Jungandreas,
Nds. Wb. I, 278), vgl. Alfrīk, Alverīk, Alving,
mndd. alf böser Geist, Alp, Mare; mndl. alf
und elf (pl. alve[n], elve[n]), nndl. elf; ae. ælf,
auch ielf m. Alp, Dämon (pl. ielfe, ylfe, Sievers-
Brunner, Ae. Gr.³ § 264), me. elf, elve(n) (pl. el-
ves, elven[e]), ne. elf; aisl. álfr (mit nachträg-
lich gedehntem á- vor -lf-), nisl. álfur (auch im
Sinne von alberner Mensch), nnorw. alv, dän.
elv (pl. elver, eller und daraus infolge von J. G.
Herders Mißverständnis [1778] volksetym.
nhd. Erl[könig]), daneben alf, ähnlich aschwed.
ælf, nschwed. alf; für das Got. zeugen PN wie
Albila, da in Wulfilas Bibelübersetzung kein
Anlaß zum Gebrauche des Appellativums war;
ähnlich fürs Langob. Eigennamen wie *Alb-
wini > Albuin, -oin, Albsuinda u. a.

Holthausen, As. Wb. 2; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 54; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 53;
Verdam, Mndl. handwb. 34. 162 (elf); Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 153; Vries, Ndls. et. wb. 12. 155; Holthau-
sen, Ae. et. Wb. 186; Bosworth-Toller, AS Dict. 14;
ME Dict. EF, 63; OED I, 88; Vries, Anord. et. Wb.²
5 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 40 f.; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 3. 49 (elfr); Falk-Torp, Norw.-dän.
et. Wb. 22 f. (alv); Torp, Nynorsk et. ordb. 3; Ordb. o.
d. danske sprog I, 440; IV, 317; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 10; Svenska akad. ordb. A912 f.; Holthausen,
Got. et. Wb. 5; Bruckner, Spr. d. Langob. 46. 149 f.
220.

Aus dieser reichdokumentierten Übersicht läßt
sich mit Sicherheit eine gemeinsame germ.
Grundform *alaz bzw. *aliz (daher der Um-
laut in vielen Pl.-Formen) erschließen. Die frü-
heren Versuche (etwa von A. Kuhn, Zfvgl. Spr. 4
[1855], 110), diese mit aind. bhu- (< *bhu-)
kunstfertig in Zusammenhang zu bringen, wa-
ren wohl in erster Linie davon inspiriert, daß
das aind. Wort als Bezeichnung dreier halb-
göttlicher Wesen diente und doch haben diese
mit der Bed. des germ. Wortes nicht das Ge-
ringste zu tun; vielmehr ist von der appellativen
Funktion auszugehen. Und da bleibt nur die
naheliegende und durchaus sinnvolle Anknüp-
fung an die idg. Wz. *albh- (**Helbh-?) weiß
( elbiz), also etwa weißliche Nebel- (oder
Gespenster- oder Halbgötter-) Gestalt
(so E.
Wadstein, Bugge-Festschrift [1892], 152 ff.).
Dies ist die heute wohl allgemein akzeptierte
Etymologie des Wortes; zu den unablässig sich
wandelnden Einzelzügen dieser bald feindli-
chen (vgl. nhd. Alpdruck), bald freundlichen
(Lichtelfen) Gestalten der niederen germ. My-
thologie vgl. J. Grimm, Dt. Mythol.² 411 ff.; F.
Ranke, im Handwb. d. dt. Aberglaubens I,
281305.

Walde-Pokorny I, 92 f.; Pokorny 30 f.; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. I, 124; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
I, 27.

In den Mdaa. von heute ist Alp vor allem im
Mitteldt. (Hessen, Franken, Thüringen, Sach-
sen, aber auch im Sudetenland, Siebenbürgen
und Ostpreußen) lebendig, während im Norden
meist der Mahr, im Südwesten und in der dt.
Schweiz Schrat, Schrättele, im bair. Südosten die
Trude (und der Trut) den Menschen zu schaf-
fen machen; gerade im Bair. mag der noch sehr
lebendige Glaube an eine feurige Lichterschei-
nung älteste Überlieferung bewahren (vgl.
Kranzmayer, Wb. d. bair. Mdaa. in Österr. I,
125 f.).

Müller, Rhein. Wb. I, 91 (Alb m. Nachtmahr
nicht rein mdartl., wie schon die Lautung zeigt);
Christmann, Pfälz. Wb. I, 157; Crecelius, Oberhess.
Wb. 25; Vilmar, Id. von Kurhessen 89; Hertel, Thür.
Spr.schatz 59; Müller-Fraureuth, Wb. d. obersächs.
Mdaa. 15; Woeste, Wb. d. westf. Mda. 66; Ziesemer,
Preuß. Wb. I, 108 ff. (alf Papierdrache, auch feuriger
Hausdrache
).

S. auch albe.

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