amban
Band I, Spalte 197
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amban m. a-St. Fettwanst, Schmerbauch,
Bauchstück des Schweins, (porci) abdomen
.
Var.: amb-, ampan; zweimal ambana, eine pl.-
Form, die zu einem Fem. Sg. umgedeutet wor-
den war in einem Falle, Gl. 3, 349, 40, findet
sich ambana als Lemma zusammen mit der von
anderer Hand beigeschriebenen ndd. Gl. amme
(13. Jh.). Außerdem erscheint in Gl. 2, 348, 20
in der mfrk. Hs. Bonn 218; 11. Jh., ein dat. sg.
ambin, zu einem m. n-St. *ambo (s. u.); sonst
sind die sehr zahlreichen hd. Belege fast alle
aus bair.-alem. Hss. des 11. Jh.s.. Das Wort be-
gegnet noch spätmittelalt. in regional be-
schränktem Gebrauch, so hessisch am(m)en
1497. 1553. 1569 und am Niederrhein (s. u.);
Überschneidung mit ahd. hamma (s. d.), mndd.
hamme Schinken in Form und Sachgehalt hat
wohl seinen Untergang beschleunigt.

Ahd. Wb. I, 323 f.; Starck-Wells 23; Graff I, 263; Le-
xer I, 50; Vilmar, Id. von Kurhessen 9.

Dem ahd. Wort, das nur auf dt. Sprachgebiet
bezeugt ist, entspricht im Asächs. ein zweimal
belegtes ambon abdomina in einer Werdener
Hs. und einem Werd. Fragment der Pruden-
tius-Gl. (10. Jh.; s. Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
96, 26 und 105, 4): kein Zweifel, hier handelt es
sich um (nom. oder) acc. pl.-Formen eines m.
n-St. *ambo (s. E. Wadsteins Entgegnung,
ZfdA. 75 [1938], 282 auf E. Steinmeyers Kritik,
AfdA. 26 [1900], 208). Und dazu gehören aus
spätmittelalt. Zeit Formen wie mndd. ame,
amen Fleischstück aus dem Bauch eines Ferkels
geschnitten
. Das Nebeneinander von ursprl. n-
Stämmen (mfrk. as. *ambo) und sekundären a-
St. (ahd. obd. amban) ist nicht ungewöhnlich,
zumal bei dem elementaren Wortschatz für
Tiere sowie menschliche oder tierische Körper-
teilbezeichnungen, vgl. germ. *hraan *hra-
naz, ahd. rabo-raban u. a. (s. Wilmanns, Dt. Gr.
II § 236 Anm. 2).

Holthausen, As. Wb. 2; Gallée, As. Gr.² § 331; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 72 (unzulänglich);
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I, 74; Richey, Id. Ham-
burgense 444 (amen); Kosegarten, Wb. d. ndd. Spr.
316; Schueren, Teuthonista 139 (hame[n]).

Um so reicher und eindeutiger fließen die
sprachlichen Parallelen aus nichtgerm. Berei-
chen wie gr., lat. und kelt.: da ist gr. ὀμφαλός
Nabel, übertr. Schildbuckel, lat. umbilicus
dss. (beide < idg. *ombh- < *onbh- mit Nor-
malstufe der ersten Silbe und -l-Erweiterung, s.
Schwyzer, Gr. Gram. I, 484; Leumann, Lat.
Laut- u. Formenlehre § 45 c; zum -co-Formans
im Lat. vgl. H. Hirt, IF 31 [1912/13], 15; anders
Brugmann, Grdr.² II, 1 § 379); dem Lat. beson-
ders ähnlich ist, mit -l-Suffix, air. imbliu (<
urir. *VmbVliū < idg. *bh- oder *embh-
[**(H)bh- oder **(H₁)enbh-]), nir. imlecán.
Mit adt. amban: *ambo berührt sich am näch-
sten lat. umbo, -ōnis m. Schildbuckel, beide mit
Nasalerweiterung und demselben Ablaut in der
Stammsilbe: *ombh- (zum Wechsel -l-/-n- vgl.
Benveniste, Origines 43; zu lat. u- < o- s.
Kent, Sounds of Latin³ § 91, 4 b). Unter der Vor-
aussetzung, daß diese Wz. eine Variation von
*onobh- (Hirt) ist, mit Schwundstufe der zwei-
ten Silbe und anschließender Assimilation von
-n- zu -m-, gehört hieher auch die ahd. durch
naba Radnabe und nabala Nabel vertretene
Sippe (s. d.). Zu anderen Rekonstruktionen
der idg. Wz.-Varianten s. Beekes, Develop. of
PIE Laryngeals 44; Szemerényi, Syncope in Gr.
and IE 23849 (der aber ahd. amban von gr.
ὀμφαλός trennen möchte); H. Rix, Mü. Stud. z.
Spr.wiss. 27 (1970), bes. 94 ff.

Walde-Pokorny I, 130; Pokorny 314 f.; Frisk, Gr. et.
Wb. II, 391 f.; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 702; Chantraine,
Dict. ét. gr. 800 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II,
814; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 745; Fick II (Kelt.)⁴
35; Dict. of Irish I98 f. Brugmann, Grdr.² II, 1, 298.
364. 606 f.; Hirt, Idg. Ablaut § 639; Pedersen, Vgl. Gr.
d. kelt. Spr. I § 31. 94; II § 397, 5.

Zum Bedeutungswandel Nabel Wanst vgl. lit.
bámba Nabel babalas Dickbauch: Fraenkel, Lit.
et. Wb. 33; und in dt. Mdaa. der dicke Nabel =
Bauchfleisch (vom Rindvieh): Schmeller, Bayer. Wb.²
I, 1712; Schmalznabel = Dickwanst: Martin-Lien-
hart, Wb. d. els. Mdaa. I, 749; weitere Beispiele s. E.
Lidén, Zfvgl. Spr. 61 (1933/34), 18.

Zum Bedeutungsübergang Nabe Nabel s. R. Me-
ringer, WuS 5 (1913), 43 ff. (der aber die Grundbe-
deutung von gr. ὀμφαλός als Nabelschnur ansetzt
und die ganze Wortfamilie auf eine Wz. *enebh- net-
zen, befeuchten, [nähren]
zurückführen will mit
Recht dagegen P. Kretschmer, Glotta 7 [1916], 355);
Kluge²¹ 498; W. H. Roscher, Abh. d. Sächs. Akad. d.
Wiss. 29, 9 (1913) und 31, 1 (1915) wieder anders
Muller, Aital. Wb. 299. Vgl. auch ahd. ahsa ahsla
(s. d. d.).

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