*antiphonri m. ja-St. ‚Antiphonar, Antipho-
nensammlung‘ ist einmal, Gl. 3,394,66/67,
rhfrk., 13. Jh., bezeugt, und zwar in der Form
antiphenere. Andere, etwas später überlieferte
mhd. Schreibungen sind antifener st.m. (um
1300), auch antiffnar pl. (um 1400); im Nhd.
heißt es Antiphonar n. mit erneuter Anlehnung
ans Lat.
Ahd. Wb. I, 547; Starck-Wells 30; Lexer Nachtr. 27;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 38.
Entsprechende Lehnformen aus dem Lat. fin-
den sich häufig auf germ. Sprachgebiet, so
mndd. antifener; mndl. antiffenaer (daneben an-
tifenael) und neuentlehnt nndl. antifonarium;
ae. antefnere, me. antiphonēr(e), -ary, antefenar,
auch zusammengeschoben anfenere, Formen,
die vielfach afrz. Einfluß widerspiegeln (s.u.);
ne. antiphonary ist jüngere Entlehnung, seit
dem 17. Jh. belegt.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 109; Verdam,
Mndl. handwb. 41; Bosworth-Toller, AS Dict. Suppl.
44; ME Dict. A—B, 302; OED I, 372.
Ahd. antiphonri gehört zu den kirchlichen Lehnwör-
tern aus dem Lat., die nicht persönlichen, sondern
sachlichen Inhalts sind und deren Endung -ri schon
im Lat. vorgebildet war. Sie wurden im Dt. wie die
übrigen Nomina auf -ri (s. d.) weiterentwickelt,
mhd. -ære, -er(e), es sei denn, daß sie in jüngerer Zeit
einer erneuten (gelehrten) Adoption gewichen sind
wie im Falle von nhd. Antiphonar n.; mit Bezug auf
das Genus wurden sie — von späteren Neuentlehnun-
gen abgesehen — durchweg als Mask. behandelt, auch
wenn das lat. Vorbild ein Neutr. war oder, wie im
vorliegenden Falle, zwischen Neutr. und Mask.
schwankte: antiphonarium, -ius. Ein Ableger auf ro-
man. Boden ist frz. antiphonaire, daneben antiphonier,
afrz. antifon(i)er, -fen(i)er, das nicht ohne Einfluß auf
die me. Formen blieb.
Kluge, Nom. Stammbildung³ § 77; Wilmanns, Dt. Gr.
II § 227, 1. — Du Cange I, 305; Mittellat. Wb. I, 712 f.;
Gamillscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.² 41; Trésor de la lan-
gue franç. III, 163.
S. auch antiphona.