armbrust
Band I, Spalte 336
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armbrust st. n.(?) Armbrust, balea, ballista, la-
certum
, erst von ihrer Verwendung in den
Kreuzzügen, 12. Jh., an bezeugt, die älteren Be-
lege nur im Nom. Sg. und ausschließlich in Gl.
(einmal arnbrust). Auch spätmhd. und frühnhd.
wird armbrust weiterhin vorzugsweise als st. n.
gebraucht und mit einer Vielfalt von lautlichen
Varianten wie armbrost, -brast, arbrost, armst,
md. armburst und -borst, die verraten, daß das
Wort in seiner volksetymologischen Entstel-
lung: man muß zum Spannen mit Brust und
Armen arbeiten
(Svenska akad. ordb. A2310)
aus afrz. arbaleste nicht mehr verstanden
wurde. Das zeigt sich auch in der Unsicherheit
des gram. Geschlechts: anfangs gilt meist das
bei Gerätenamen beliebte Neutrum (mit -er-
Plural), gelegentlich auch Mask.; später in for-
maler Anlehnung an -brust immer häufiger
Fem. (pl. -brüste). So ist es auch in die dt.
Hochsprache der Gegenwart eingegangen.

Ahd. Wb. I, 652; Starck-Wells 34; Graff I, 475;
Schade 29; Lexer I, 93 f.; Benecke I, 61; Dt. Wb. I,
556 f.; Kluge²¹ 30. O. B. Schlutter, Zfdt. Wortf. 14
(1912/13), 139 vermutet völlig unbegründet ein älte-
res heimisches Vorbild.

Das Wort hat sich auch in allen anderen germ.
Sprachen eingebürgert, unter dem direkten
oder indirekten Einfluß des in ritterlicher Be-
waffnung führenden Frankreichs, so mndd.
armborst mit ndd. Metathese des zweiten -r-,
auch mit dissimilatorischem Schwund dieses
-r-: armbost n. (m. f.); mndl. nndl. armborst m.
n.; afries. arm-, ermburst, auch -borst, -berst; ae.
mit Anlehnung an blast: arblast m., älter arba-
lest, -list (< afrz. arbaleste), me. dasselbe, aber
auch volksetym. arowblast(er); dagegen sind
alle skand. Entsprechungen über die mndd.
Zwischenstufe entlehnt, so anord. armbrist, ar-
byst f., nnorw. ar(m)bøst, ält. dän. armbø(r)st, ar-
borst, ndän. armbrøst, nschwed. armborst, selte-
ner -bost.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 122; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. I, 126 ff.; Verdam, Mndl.
handwb. 44; Wb. d. ndl. taal II, 1, 673; Holthausen,
Afries. Wb. 21; Richthofen, Afries. Wb. 608; Holthau-
sen, Ae. et. Wb. 7; Bosworth-Toller, AS Dict. Suppl.
46; ME Dict. AB, 354 f.; OED I, 425; Vries, Anord.
et. Wb.² 14 (erst in Fornaldar sagas); Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 941; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 6;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 32; Hellquist, Svensk
et. ordb.³ 32; Fischer, Lehnw. d. Awestnord. 57.

Das auch in der Romania weitverbreitete Wort:
italien. arcobalestra, frz. arbalète, katal. span.
(arca)ballesta geht auf spätlat. arcu-balista mit
Bogen versehene Schleuder
zurück, einer Zss.
aus arcus Bogen und ballista (auch -stra), aus
gr. *βαλλιστής.

Thes. ling. lat. II, 474; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
I, 64 (arcus). 95 (ballista); Mittellat. Wb. I, 906; Kör-
ting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 817; Meyer-Lübke, Rom. et.
Wb.³ Nr. 618 a. 911; Wartburg, Frz. et. Wb. I, 129.

Da das mittelalt. Schießgerät heute nur noch als Mu-
seumsstück oder Kinderspielzeug bekannt ist, so bie-
ten die mod. Mdaa. noch immer sehr schwankend
im gram. Geschlecht wenig Bemerkenswertes; nur
im Österr.-Bair. wird einmal die Konkurrenzform Pa-
léster (< *arbalestre) notiert (Kranzmayer, Wb. d.
Bair. Mdaa. in Österr. I, 343), des öfteren auch
Schrumpfformen wie armest, arm(b)st, oder aber Er-
satzwörter wie Flitzbogen u. a.; so vielfach im Md.
und Ndd., vgl. die wortgeogr. Karte bei Christmann,
Pfälz. Wb. I, 327/8; Scheel, Hamb. Wb. I, 166 u. a.

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