bôna
Band II, Spalte 237
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bônaAWB f. ō- und n-St., nur in Gl.: Feld-
bohne, Saubohne, faba, kymus
(= gr. κύαμος;
vgl. Corp. Gl. Lat. III, 564, 51. 584, 4; Diefen-
bach, Gl. lat.-germ. 119) (Vicia faba L.); Ki-
chererbse, cicer
(Cicer arietinum L.) Var.: p-;
-ao-. Mhd. bône, nhd. Bohne (die heutige
Gartenbohne, Phaseolus vulgaris L., stammt
aus Amerika).

Ahd. Wb. I, 1258; Splett, Ahd. Wb. I, 86; Starck-
Wells 69; Graff III, 127; Schade 79; Lexer I, 325 f.;
Benecke I, 222; Diefenbach, a. a. O. 116. 221; Dt. Wb.
II, 224; Trübners Dt. Wb. I, 384 f.; Kluge²¹ 89; Klu-
ge²² 96; Pfeifer, Et. Wb. 196. Vgl. auch Marzell, Wb.
d. dt. Pflanzennamen I, 986; IV, 1122 ff.

Entsprechende Wörter, die wie ahd. bôna ver-
schiedene Hülsenfrüchte bezeichnen, sind in
fast allen germ. Sprachen belegt (nur im Got.
nicht überliefert): as. bōna, bāna (Wadstein, Kl.
as. Spr.denkm. 174), mndd. bōne; mndl. bone,
boon, nndl. boon; afries. bāne; ae. bēan, bīen,
me. bēn(e), bi(e)n, bean(e), ne. bean; aisl., nisl.
baun, nnorw. bauna, ndän. bønne, nschwed.
böna (aus dem anord. Pl. baunir entlehnt air.
ponair Bohnen[Pflanze]). Hierher gehört wohl
auch der bei Plinius, Nat. hist. 4, 94 vorkom-
mende Name einer fries. Insel Baunonia Boh-
neninsel
(vgl. die auch von ihm erwähnte Insel
Fabaria 4, 97, zu lat. faba).

Fick III (Germ.)⁴ 257; Holthausen, As. Wb. 9; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 315; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. I, 384 f.; Verdam, Mndl. handwb.
108; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 82 f.; Vries, Ndls. et.
wb. 77; Holthausen, Afries. Wb.² 5; ders., Ae. et. Wb.
17; Bosworth-Toller, AS Dict. 72; Suppl. 65; OED²
II, 17; Oxf. Dict. of Engl. Et. 83; Vries, Anord. et.
Wb.² 29; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 12;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 128. 1446; Torp, Ny-
norsk et. ordb. 18; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 124.
Vgl. auch Hoops Reallex.² III, 183 ff.

Aufgrund dieser Formen läßt sich eine urg.
Grundform *aunō(n-) ansetzen, aber außer-
germ. Vergleiche und Etymologie sind höchst
unsicher.

Es wäre verlockend, einen Zusammenhang mit
lat. faba, russ., tschech. bob, poln. bób usw.,
apreuß. babo Bohne, alb. bathë Saubohne, gr.
φακός Linse herzustellen, jedoch die lautlichen
Schwierigkeiten scheinen beinahe unüberwind-
lich. Man müßte eine idg. Grundform *bh-
voraussetzen, die etwas Schwellendes bezeich-
net (lautnachahmend? nach Kluge²¹ von den
aufgeblähten Backen auf die geschwollene
Schote übergegangen
) und in den lat. und slav.
Wörtern redupliziert (*bhabhā-), im Alb. und
Gr. dagegen ohne Reduplikation und mit --
Suffix (*bhaā-) vorkommt. Um eine Brücke zu
den germ. Formen zu schlagen, hat man mei-
stens eine urg. Form *anō- angesetzt, die
dann zu *aunō- dissimiliert wurde, aber solch
eine Dissimilation wäre ein Einzelfall im Germ.
(eher würde man *amnō- erwarten, wie in ahd.
stimna, stimma < *stenō-; s. Lühr, Stud. z.
Hildebrandlied 560 f.). Lautlich plausibler
C. Marstrander, Norsk tidsskrift f. sprogv. 3
(1929), 302: urg. *aunō- < *aunō- aber
woher kommt das -u-?

Eine andere Möglichkeit wäre (trotz V. Pisani,
Paideia 13 [1985], 192), germ. *aunō- von idg.
*bhabhā- zu trennen und zu einer anderen Wz.
mit der Bed. schwellen zu stellen, u. zwar zu
*b(h)e- ( biost, bûh, bla, blla); *bho-nā-
wäre dann das Aufgeschwollene. Zur Bezeich-
nung der dicken Bohne als etwas Aufgeschwol-
lenes
vgl. auch gr. κύαμος Bohne, das viell. an
κυέω bin schwanger (idg. *e[ǝ]- schwellen)
anzuschließen ist (oder Fremdwort? vgl. Frisk,
Gr. et. Wb. II, 37; Chantraine, Dict. ét. gr. 593).
Neuerdings hat Seebold (Kluge²² 96) für bôna
auch die Möglichkeit einer Entlehnung aus einer
nicht-idg. Sprache erwogen. Vgl. auch I. M.
Diakonoff, Altorientalische Forschungen 8 (Ber-
lin, 1981), 47 Fn. 64.

Abzulehnen A. Bezzenberger, ZfdPh. 5 (1874), 229: zu
beben; H. Hirt, PBB 22 (1897), 235: < idg. *bhaghn
oder *bhakn; daraus entsteht zwar lautgesetzlich
germ. *aunō, vgl. got. siuns Gesicht, Gestalt <
germ. *sewni- (s. Lühr, Expressivität 192); doch ist
eine Wz. idg. *bhagh- oder *bhak- nicht bezeugt; Fr.
Specht, Zfvgl.Spr. 69 (1951), 135 f.: idg. *pou-mn-,
*p(o)u-p- und mit Anlautwechsel *bh(o)u-mn-.

Walde-Pokorny II, 131; Pokorny 106; Boisacq, Dict.
ét. gr. 526 f. 1011; Frisk, Gr. et. Wb. II, 985; Chan-
traine, Dict. ét. gr. 1173; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. I, 436; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 208; Meyer,
Et. Wb. d. alb. Spr. 22; Berneker, Slav. et. Wb. I, 65;
Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 23; ders., Apreuß.
Spr.denkm. 310; Sadnik-Aitzetmüller, Vgl. Wb. d. slav.
Spr. Nr. 279; Vasmer, Russ. et. Wb. I, 97. Vgl. auch
H. Petersson, IF 23 (190809), 390.

S. auch fîgbôna.

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