balz
Band I, Spalte 447
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balz m. a-St., nur in Gl. vom 10. Jh. an belegt,
häufig im Bair.: Gürtel, balteum; Wehrgehenk,
cingulum; Halskette, ba(h)en (= ornamentum
colli); um den Hals getragenes Amulett, bulla

Var.: p-, einmal balta akk. pl., wohl beeinflußt
durch das daneben stehende lat. Lemma bal-
teus. Im späteren Mittelalter wurde balz
durch beldi- (balde-)rh st. m. im Sinne von
Gürtel verdrängt (s. d.); in den Gl. des
12.13. Jh.s verdeutscht das jüngere Wort stets
balteus, -eum.

Ahd. Wb. I, 801; Starck-Wells 41; Graff III, 114;
Schade 38; Lexer I, 115 (balderich); Benecke I, 79;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 67 (balteus); Grimm, Dt.
Gr.a III, 448. Vgl. auch Schultz, Das höfische Leben²
I (1889), 182.

Kein Zweifel, die ahd. Bezeichnung für eine Sa-
che, die wohl von römischen Vorbildern abhän-
gig war, ist aus lat. balteus oder balteum ent-
lehnt. Nach Braune, Ahd. Gr.¹³ § 159 Anm. 1,
geht die Affrikata -z- über die hochdt. Lautver-
schiebung auf vorahd. -t- zurück wie -z in ahd.
salz auf germ. -t-; der zu erwartende Palatal-
umlaut des -a- vor der Nachsilbe -eus wie in
ahd. puzzi (< *putj-, puteus), nhd. Pfütze
wurde jedenfalls im Obd. durch die Verbin-
dung von l mit Konsonant gehemmt, Braune
§ 27 Anm. 2 b.

Wohl mit Recht hat aber H. Götz, PBB 77
(Halle, 1955), 244 ff., darauf aufmerksam ge-
macht, daß bei früher Entlehnung aus einem
lat. Nomen auf -eus auch für ahd. balz eine
Form mit ausl. -i zu erwarten wäre sowie mit
Umlauts-e in allen nicht-obd. Belegen. Daher
sein Ansatz einer jüngeren Entlehnung ahd.
balz ist erst seit dem 10. Jh. nachweisbar und
zwar zu einer Zeit, als lat.-roman. -t- vor nicht-
silbischem i (oder e) bereits mit Annäherung
an [ts] ausgesprochen wurde (vgl. das spätere
italien. balza Saum), vergleichbar der Entwick-
lung von ahd. linz Leinentuch (s. d.) aus lat.
linteum.

Auch ae. belt m. (me. ne. belt) ist in seinem Vo-
kalismus nicht ohne Unregelmäßigkeiten (s.
Campbell, OE Gr. § 512 Fn. 3), weshalb man
das Wort teils als aus dem Anord. übernommen
betrachtete, während andere umgekehrt in a-
nord. belti trotz seines neutralen Geschlechts
aengl. Herkunft vermuteten; im Neuskand. gel-
ten heute norw. belte, dän. bælte, schwed. bälte,
auch ins Lappische ist es als bellte, billte weiter-
gewandert.

S. Pogatscher, Gr., lat. u. rom. Lehnw. im Ae. § 205.
233. 287. 323; Fischer, Lehnw. d. Awestnord. 15. 47.
Vgl. auch Falk, Awestnord. Kleiderkunde 85 und
Quigstad, Nord. Lehnw. im Lapp. 104; der enge Zu-
sammenhang des Wortes mit der geogr. Bezeichnung
von Belt und Mare balticum ist ausführlich erörtert
von J. Svennung in Uppsala Universitets Årsskrift 1953,
Bd. 4.

Fick III (Germ.)⁴ 268; Holthausen, Ae. et. Wb. 19;
Bosworth-Toller, AS Dict. 82; Suppl. 77; ME Dict.
AB, 705; OED I, 792; Vries, Anord. et. Wb.² 32; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 946. 950; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 14; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb.
124; Torp, Nynorsk et. ordb. 21; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 77.

Der lat. Prototyp balteus m. seinerseits (meist
in der Pl.form baltii gebraucht) ist etymolo-
gisch nach wie vor dunkel. Schon im Altertum
rätselte man an seiner Herkunft herum, schob
das Wort dem Etruskischen zu, so Varro in
Charisius, Ars gramm. (bei Keil, Grammatici La-
tini I, 77, 5), so wie man es in neuerer Zeit ver-
gebens mit dem Hethitischen zu erhellen ver-
suchte (F. Ribezzo, Rivista indo-greco-italica 4
[1920], 129); vgl. Friedrich, Heth. Wb. 156 f.
(paltana). Völlig verfehlt R. Meringer, IF 18
(1905/06), 285.

Mittellat. Wb. I, 1332 f.; Thes. ling. lat. II, 1711 f.;
Pauly-Wissowa, Realenzykl. II, 2841 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 95; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.
65.

In der Hochsprache der Gegenwart wie auch in
den dt. Mdaa. ist das Wort wohl mit der
Sache verschollen; fraglich bleibt, ob die
Konkurrenz des spätmittelalterlich gängigen
beldi- (balde-)rh (s. d.) und der Gleichklang
mit dem Jägerwort Balz (balzen) seinen Unter-
gang beschleunigt haben.

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