bano m. n-St., einmal Hildebr. (um 800): ti
banin werdan ‚(dem andern) zum Töter wer-
den‘, einmal Gl. 1, 79, 33 (R, 11. Jh.): pano ‚Fol-
terknecht, Scharfrichter, carnifex‘. Daneben
bana f. n-St., einmal Hildebr.: banun ni gifasta
‚den Tod nicht beibrachte‘, einmal Gl. 1, 458, 16
(Rb, 8./9. Jh.): ‚Hinrichtung‘, panono stat = cal-
varia (aber s. Ahd. Wb. I, 803). — Infolge des
Zusammenfalls von unbet. -o und -a im Mhd.
setzt späteres bane sw. m. f. sowie ban st. m.
beides fort im Sinne von ‚Untergang, Verder-
ben, Tod‘; damit konkurriert nun aber auch
ban(e) st. f. m. mit der Bed. ‚(zum Gehen oder
Fahren) geschlagener (oder gebahnter) Weg,
Bahn‘; wohl frühester latinisierter Beleg dafür
in einer nachkarol. Urkunde: de media bana, s.
F. Kluge, Zfrom. Ph. 41 (1921), 679; vgl. mndd.
bāne; mndl. bāne, nndl. baan. Parallelen für die-
sen Bedeutungswandel sind mhd. slage, slâ
‚Fährte, Straße‘, frz. chemin battu, lat. via trita
u. a. — Nhd. lebt nur noch Bahn f. als Bez. eines
geh- oder fahrbar gemachten oder auch regel-
mäßig (etwa von Gestirnen) durchmessenen
Weges (die entsprechenden skand. Formen mit
dieser Bedeutung sind wohl allesamt vom
Mndd. beeinflußt); dazu kommt noch die Son-
derbedeutung ‚schlagende Fläche eines Werk-
zeugs‘ (woraus wohl auch frz. panne abzuleiten
ist, s. Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 931; aber
vgl. auch F. d’Ovidio, Zfrom. Ph. 28 [1904], 539
Fn. 2).
Ahd. Wb. I, 806 f. 803 (bana); Schützeichel³ 12;
Starck-Wells 41 f.; Graff III, 125 f.; Schade 38 f.; Le-
xer I, 119; Benecke I, 82 f.; Dt. Wb. I, 1076 ff. (Bahn);
Kluge²¹ 44 (Bahn).
Ahd. bano hat formal und inhaltlich seine Ent-
sprechungen in sämtlichen germ. Dialekten: as.
bano; afries. bona; ae. bana, bona, me. bāne
‚slayer‘; ne. bane ‚murder(er), death‘; langob.
Zuname Bano a. 772 (Bruckner, Spr. d. Langob.
202 [Wb.]. 232 [PN-Index]); aisl. bani ‚Tod‘;
auch ‚der (den andern) erschlägt‘, nnorw. ndän.
nschwed. (veraltet) bane m. ‚Tod‘. Desgl. dem
ahd. bana f. entsprechend: mndd. bāne f.
‚Mordbuße‘; mndl. bane ‚Verwundung, Tot-
schlag, Verderben‘. Darüber hinaus finden sich
Bildungen nach den jō-St. wie in dem ahd. PN
Baniger (Förstemann, Adt. Namenbuch2—3 I,
244); in der as. Zss. beniwunda (Hel. 4879:
ben- Cott.) ‚Todeswunde‘; afries. bene ‚Klage
wegen Verwundung oder Mord‘; ae. ben(n) (s.
Sievers-Brunner, Ae. Gr.³ § 258, 1); aisl. ben f.
n., auch in PN und Zunamen wie Bengeirr,
-teinn (s. Naumann, Anord. Namenstudien 82),
nnorw. dial. ben ‚Wunde‘; got. banja ‚Schlag,
Wunde = πληγή; Geschwür = ἕλκος‘; und
solche auf germ. *-iđ(j)ō/ *-iþ(j)ō wie as.
baneđi (beneđi) ‚Mord, Tod‘; afries. benethe;
aisl. bend ‚Wunde‘ (vgl. den parallelen Bed.-
wandel von italien. ferita ‚die geschlagene‘ zu
‚Wunde‘).
Fick III (Germ.)⁴ 256; Holthausen, As. Wb. 5 f.; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 39; Berr, Et. Gl. to Hel. 41. 46 f.; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 141; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. I, 147; Verdam, Mndl. handwb. 53;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 25; Vries, Ndls. et. wb. 24;
Holthausen, Afries. Wb. 5; Richthofen, Afries. Wb.
660; Holthausen, Ae. et. Wb. 16. 19; Bosworth-Tol-
ler, AS Dict. 67. 83; Suppl. 78; ME Dict. A—B, 631 f.;
OED I, 650; Vries, Anord. et. Wb.² 25. 32; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 609; Heggstad, Gamalnorsk ordb. 44.
50; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 11. 14; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 47; Torp, Nynorsk et. ordb.
16. 21; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 29; Feist, Vgl. Wb.
d. got. Spr. 80.
Im Gegensatz zu dieser intensiven Verbreitung
des Worts und seiner Verwandten im Germ.
sind Verknüpfungen mit anderen idg. Sprachen
dünn gesät und meist umstritten. Aus dem
Avest. gehört wohl bąnayǝn ‚sie machen krank‘,
banta- ‚erkrankt, siech‘ hierher (s. Reichelt, Aw.
El.buch 118. 462; vgl. auch W. Havers, IF 25
[1909], 380 ff., bes. 382 Anm. 3 über den
‚Schlag‘ eines göttlichen oder dämonischen We-
sens). Aus dem Balt. bietet sich, wenngleich
sehr isoliert, lett. beñde ‚Henker, Scharfrichter‘,
beñdêt ‚hinrichten, quälen, schlagen, prügeln‘ (s.
zuletzt B. Jēgers, Zfvgl. Spr. 80 [1965], 126 f.),
vielleicht auch aus dem Kelt. akymr. *bon-
‚Schlag‘ in der Zss. bonclust ‚Ohrfeige‘ (aber
von Pokorny 126 zu kymr. bon ‚Stock‘ gestellt),
während das häufig auch hierher gezogene air.
benim (mit Nasal nur im Präsens! E. Hamp
briefl.) besser bei der idg. Wz. *bhei̯(ǝ)- ‚schla-
gen‘ verbleibt (so schon Joh. Schmidt, Zfvgl.
Spr. 25 [1881], 168 ff., R. Thurneysen, ebd. 31
[1892], 83 ff. und H. Osthoff, IF 4 [1894], 273
mit Lit. — gegen Zupitza, Germ. Gutturale 30 f.).
So besteht auch kein Zusammenhang zwischen ahd.
bano und der ganzen durch aksl. bьjǫ, biti ‚schlagen‘
vertretenen Sippe, s. Berneker, Slav. et. Wb. I, 117, oder
mit lat. -fendo in dē-, offendo, das auf die Wz. *gu̯hen-
‚schlagen‘ zurückgeführt werden muß, vgl. gr. θείνω
< *gu̯hen-i̯ō (Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 332 f.),
ebenso wie gr. φόνος m. ‚Totschlag, Mord‘ (< idg.
*gu̯hón-os), ein Verbalnomen zu θείνω (Frisk, Gr. et.
Wb. II, 1035 f.: vgl. aind. ghaná- ‚erschlagend, tötend‘
oder, mit Schwundstufe, germ. *gunþ- ‚Kampf‘) — ge-
rade die oberflächliche Zusammenstellung von gr.
φον- und germ. *ban- hat die Forschung immer wie-
der irregeführt, s. etwa Lexer, Schade, Dt. Wb., OED
u. a., dagegen Persson, Stud. z. Wurzelerw. 73. — We-
niger ernst genommen wurde von jeher der äußere
Anklang von av. batá- (< *bhto-) ‚geschrotet, ent-
hülst‘ (s. Bartholomae, Airan. Wb. 924; J. Scheftelo-
witz, BB 29 [1905], 37) oder von arm. banam ‚öffne,
enthülle‘, banak ‚freier Platz‘ (s. Scheftelowitz
a.a.O.).
Bei dieser Sachlage und trotz der nur sporadi-
schen Verbreitung bleibt nichts übrig als eigens
einen Wortstamm *bhen-: *bhon- anzusetzen
und zwar im Sinne von ‚schlagen‘, was auch
noch bestätigt wird durch die spezielle Bedeu-
tung von weiterhin gebräuchlichen Verben wie
nndl. und westfläm. bānen ‚aushämmern‘, ndän.
dial. baane ‚(Sense) aushämmern, dengeln‘ (vgl.
Heinertz, Et. Stud. zum Ahd. 144 f.).
Walde-Pokorny II, 149; Pokorny 126 f.; Bartholo-
mae, Airanisches Wb. 925 f.; Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. I, 279; Dict. of Welsh 299.