beinsegga
Band I, Spalte 518
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beinsegga f. n- (auch ō-[?])St., nur in Gl.:
Dienerin, pedisequa Var.: pein-; -seico (nom.
pl.), -scecca (nom. sg.).

Ahd. Wb. I, 851; Starck-Wells 44; Graff VI, 129. 143;
Köbler, Lat.-germanist. Lex. 304.

Lat. pedisequae nom. pl., Gl. 1, 393, 26, wird in einer
Hs. (S. Pauli XXV d/82, 9./10. Jh.) durch die schwa-
che Form -seggon glossiert (zur Endung s. Braune,
Ahd. Gr.¹³ § 221 Anm. 5), während in zwei anderen
Hss. (S. Gall. 9, S. Gall. 295, beide 9. Jh.) die starke
Form -segga vorkommt, es sei denn, das Wort ist als
eine ungenaue Übersetzung im Sg. zu verstehen;
auch die Verschreibung -seico (nom. pl.) hat eine
starke Endung (vgl. Braune, a.a.O., § 207 Anm. 6).
Die andere verschriebene Form -scecca (die lat. pedi-
sequus mask. glossiert!) könnte entweder stark oder
schwach sein.

Ein Personenname *Beinseggi oder *Beinseg
steckt nach J. Schnetz, PBB 49 (1925), 91 ff. in
dem dt. ON (Alt)-Bessingen (im unterfränk.
Bezirksamt Karlstadt), ältere Formen:
Beins(ge)sang (14. Jh.), Brinseggesuuang (802),
das für Bein- verschrieben sein soll, also Feld
oder Grasland des Beinseg(gi)
.

Das ahd. Wort ist eine Lehnübersetzung der
lat. Zss. pedisequa, deren erster Teil etwas frei
durch ahd. bein Bein, Knochen (s. d.) wieder-
gegeben wird (vgl. die wörtliche Übersetzung
fuozfolga Gl. 1, 289, 18) und deren zweiter Teil
ein dem lat. -sequa (sequor) etym. verwandtes
germ. Wort *sawjō(n) Folgerin darstellt.
Engverwandt sind as. seg(g), ae. secg, aisl. seggr
Mann, ursprl. Gefolgsmann (< *sawja-);
vgl. auch afries. siā m. Nachkommenschaft (<
*sehwō-). Weitere germ. Beziehungen sind un-
sicher: Nach R. Koegel, ZfdA. 33 (1899), 13 ff.
gehören hierher der erste Teil des Beamtenti-
tels sagi-baro in der Lex Salica (ein baro [ein
Königsdegen], der einem anderen, höheren
folgt, ... eine Art Untergrafen
) und das latini-
sierte westgotische Wort sagio, saio Gerichts-
bote, Büttel
, span. sayón Henker, ursprl. Ge-
richtsvollzieher
(zustimmend F. Wrede, Über d.
Spr. d. Ostgoten in Italien [1891] 109 f.), sowie
ahd. (Notker, M. Cap.) sekko und spelsekko (s.
d. d.), beides eine Übersetzung von lat. fauor
(Göttername, in Mart. Cap. I, 31 allein als Sohn
des Jupiter erwähnt). Am Anfang dieses 31. Ka-
pitels werden auch unter Göttertypen die fauo-
res genannt, die nach Remigius die Götter sind
per quos laus et fauor ministratur (vgl. Not-
ker, M. Cap. [hrsg. Sehrt-Starck] zu 68, 12);
sekko heißt also wohl der Günstige (vgl. lat.
secundus folgend, begleitend, günstig; zustim-
mend E. Schröder, ZfdA. 37 [1893], 253 Anm.
1).

Diese Etymologien sind aber alle umstritten;
sowohl sagi-baro wie auch sagio, saio könnten
ebensogut zu ahd. sagên (s. d.) gehören, im
Sinne von ansagen, kündigen (so u. a. Grimm,
Dt. Rechtsalt.⁴ II, 377 f.; Gamillscheg, Romania
Germanica I¹, 162. 358; I² 266; Kluge²¹ [s. v. sa-
gen]; Corominas, Dicc. crítico-etim. de la lengua
castellana IV, 167 ff. [sayón]); auch (spel)sekko
scheint Sehrt, Notker-Gl. 169. 197 mit sagen
zu verknüpfen, was aber eine sehr ungenaue
Wiedergabe von lat. fauor voraussetzen würde
(vgl. Sehrts etwas forcierte Definition von
sekko: ein den Göttern gefälliger Erzähler, Sa-
ger günstiger Zaubersprüche
.

Fick III (Germ.)⁴ 424; Holthausen, As. Wb. 62; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 447; Berr, Et. Gl. to Hel. 331; Holthau-
sen, Afries. Wb. 92; Richthofen, Afries. Wb. 1010;
Helten, Lex. d. Aostfries. 294; Holthausen, Ae. et. Wb.
288; Bosworth-Toller, AS Dict. 855; Vries, Anord. et.
Wb.² 467; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 778 f.; Holthau-
sen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 239. Zu sagio, saio Du
Cange VI, 31; Forcellini, Totius lat. lex. V, 302; Nier-
meyer, Med. Lat. Lex. 929.

Die ziemlich weit verbreitete idg. Wz. *sek-
folgen, die in lat. sequor folge, socius gemein-
sam; Gefährte, Genosse
(< *sokos = germ.
*sawja-); gr. ἕπομαι folge, wohl auch ἀοσ-
σέω helfe, stehe bei (< *s-sok-eō?); aind.
sácate, av. haaite begleitet, folgt; air. sechithir
folgt; lit. sekù, sèkti, lett. seku, sekt folgen, spü-
ren
usw. enthalten ist, hat sonst keine nach-
weisbaren Reflexe im Germ. Zur Wz. *sek-
bemerken, sehen, zeigen, die im Germ. reich-
lich bezeugt ist und viell. ursprl. mit der ersten
Wz. identisch war (s. Pokorny 896 f.; Kluge²¹
697 f. [sehen]) sehan, sagên.

Walde-Pokorny II, 476 f.; Pokorny 896 f.; Mayrho-
fer, K. et. Wb. d. Aind. III, 417 f.; Bartholomae, Airan.
Wb.² 1739 [s. v. hak-]; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 66. 269;
Frisk, Gr. et. Wb. I, 117. 544 f.; Chantraine, Dict. ét.
gr. 95. 361; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. II, 519 f.
551 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 616. 631; Fraen-
kel, Lit. et. Wb. 773; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-Dt.
Wb. III, 815; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. S62.

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