bintan
Band II, Spalte 72
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bintan st. v. III, prät. sg. bant, prät. pl.
buntun, part. prät. (gi)buntan: binden, ver-
binden, verknüpfen, umwinden, fesseln; (al-),
(col-)ligare, vincire, nectere
; (schlüssig) über-
führen, ligare
(Notker) Var.: p-; -nd-; zum
Wandel -nt- > -nd- (schon bei Notker) vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 163 Anm. 5; Paul, Mhd.
Gr.²³ § 146. Mhd. binden binden, fesseln,
verbinden, umwinden
. Nhd. binden.

Ahd. Wb. I, 1063 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 63; Schütz-
eichel⁴ 76; Starck-Wells 56; Graff III, 132; Schade 65;
Lexer I, 278 f.; Benecke I, 129 f.; Dt. Wb. II, 31 ff.;
Kluge²¹ 78; Kluge²² 86; Pfeifer, Et. Wb. 176.

Das Wort hat Entsprechungen in sämtlichen
germ. Dialekten und ist mit den verschiedensten
gram. Formen reichlich vertreten: as. bindan,
mndd. binden; andfrk. bindan (s. Helten,
Aostndfrk. Psalmenfrg. 44, 34), mndl. nndl. bin-
den; afries. binda; ae. bindan, me. binden, ne.
bind; aisl. binda, nnorw. nschwed. binda, ndän.
binde; got. bindan.

Fick III (Germ.)⁴ 259; Seebold, Germ. st. Verben
102 ff.; Holthausen, As. Wb. 7; Sehrt, Wb. z. Hel.²
51 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 52; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 278; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
337; Verdam, Mndl. handwb. 99; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 67; Vries, Ndls. et. wb. 60; Holthausen,
Afries. Wb.² 9; Richthofen, Afries. Wb. 640 f.; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 24; Bosworth-Toller, AS Dict.
102; Suppl. 92; ME Dict. AB, 865; OED² II, 199 f.;
Oxf. Dict. of Engl. Et. 95; Vries, Anord. et. Wb.² 37;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 611; Holthausen, Vgl. Wb.
d. Awestnord. 16; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 74;
Torp, Nynorsk et. ordb. 24; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 42; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 79. 80 f. 93; Leh-
mann, Gothic Et. Dict. B-62.

Aber auch außergermanisch sind die etym.
Zs.hänge reich belegt und sowohl formal wie in-
haltlich überzeugend, vielleicht mit der einen
Besonderheit, daß unter den sprachlichen Ver-
wandten die nominalen Bildungen weit überwie-
gen (vgl. A. Meillet, Cinquantenaire de l’école
pratique des hautes études [Paris, 1921], 177).
Schon im Aind. erweist sich die Verbalform
badhnti bindet (< *bhdh-, vgl. got. [and]-
bundnan) als eine indische Neubildung, die im
Ved. selten belegt ist (s. A. Meillet, MSLP 17
[191112], 194); noch später erscheint bandhati
bindet, fesselt, nimmt gefangen, fügt zusam-
men
, all dies im Gegensatz zu den zahlreichen
Nominalbildungen wie bándhana- n. Stiel (ei-
ner Frucht)
, bandhá- Binden, Band, bándhu-
Verwandter u. a. mehr, die auf eine idg. Basis
*bhendh-: *bhondh-: *bhdh- mit der Grundbed.
binden zurückführen.

Im Jungav. findet sich badaiieiti bindet, fes-
selt
, basta- gebunden. Gr. πεῖσμα Tau, Seil
(neben πέσμα und πάσμα) weist auf ursprl.
*πενθσμα zurück, s. Schwyzer, Gr. Gram. I,
287; K. Brugmann, IF 11 (1900), 104 f.; dazu
kommt gr. πενθερός Schwiegervater, auch
Schwager, Schwiegersohn, eigtl. der (durch
Heirat) Verbundene
(< *bhendh-ero-), was sich
mit einem u-St. wie aind. bándhu- m. Verwand-
ter
vergleichen und formal mit lit. beñdras m.
Teilhaber, Genosse (s. u.) identifizieren läßt
(zu dem -u-/ -ero-Wechsel in Nominalstämmen
s. Schwyzer, Gr. Gram. 482 Anm. 3 [mit Lit.];
Leumann, Hom. Wörter 115); und endlich gr.
φάτνη Krippe, später mit Aspirationsverset-
zung auch πάθνη (< *bhdh-nā), eigtl. ge-
flochtener Korb
, so E. Lidén, BB 21 (1896),
109 f.; anders F. Solmsen, Zfvgl.Spr. 42 (1909),
219 und Anm. 3: Stelle, wo das Tier im Stall an-
gebunden wird
. (Zum höchst problematischen
Anschluß von gr. πάσχω erfahre, erdulde, lei-
de
, s. Seebold, a. a. O. 104; Frisk, Gr. et. Wb.
II, 478 f.).

Auch aus dem Lat. meldet sich nur Nominales
wie offendīx das Kinnband an der Priestermüt-
ze
(Festus-Paulus 205), wohl aus *ob-fend-
(< *-bhendh-), neben dem vielberufenen offen-
dimentum dss., in dem wohl nur eine Verlesung
für offendit mentum zu vermuten ist (s. Leu-
mann, Lat. Laut- und Formenlehre [1953] 242);
dazu das umbr. ufestne operculātīs (< *op-
fe[n]st[i]no-?, s. Buecheler, Umbrica 167 f.;
Buck, Gr. of Oscan and Umbrian 86). Aber lat.
dē-, offendo gehört nicht hierher, s. Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. I, 332 f.

Auch im Kelt. kommen nominale Ableitungen
vor, z. T. mit n-Erweiterung: gall.-lat. benna
Art zweirädriger Wagen mit geflochtenem
Korb
, kymr. benn Fuhrwerk (noch in dt.-
mdartl. benne Wagenkasten sowie in ae.
binn[e] Kasten, Korb, Krippe, ne. bin) <
*bhendh-nā; mir. buinne Band, (Arm)Reif (<
*bhondhiā, s. Wh. Stokes, BB 23 [1897], 49).
Dagegen ist Zs.hang von air. bés Brauch, Sitte
(< *bhendh-tu-?) mit der idg. Wz. *bhendh-
sehr unsicher, s. Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc.
B43; Walde-Hofmann II, 204.

Wie K. F. Johansson, IF 19 (1906), 114 ff. wahr-
scheinlich gemacht hat, gehört alb. besë Ver-
trag, Glaube, Waffenstillstand
hierher. Ver-
wandt ist vielleicht auch toch. A B pānto Bei-
stand
(< *bhōndhō[n]), s. Windekens, Orbis 14
(1965), 502; ders., Le tokharien 352.

Aus dem Baltischen stellt sich hierher, sowohl
aus formalen wie semantischen Gesichtspunk-
ten, lit. bandà das (angebundene) Vieh sowie
das bereits erwähnte beñdras Teilhaber, Ge-
nosse
. Außerdem verzeichnet Detschew eine
ganze Anzahl von thrak. Eigennamen wie Bεν-
δῖς- (mit verschiedener Akzentuierung) sowie
Zss. mit Bενδι-.

Walde-Pokorny II, 152; Pokorny 127; Mayrhofer, K.
et. Wb. d. Aind. II, 406; ders., Et. Wb. d. Altindoar.
II, 208 f.; Bartholomae, Airan. Wb. 926; Reichelt,
Aw. El.buch 462; Hübschmann, Pers. Stud. 30; Frisk,
Gr. et. Wb. II, 492. 504; Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 758;
Chantraine, Dict. ét. gr. 871. 880; Walde-Hofmann,
Lat. et. Wb. II, 204; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.
459; Fick II (Kelt.)⁴ 168; Vendryes, Lex. ét. de l’irl.
anc. B115; Dict. of Irish B237 f.; Dict. of Welsh 271
(ben); Fraenkel, Lit. et. Wb. 34. 39; Detschew, Thrak.
Sprachreste 49 ff.; Kretschmer, Gesch. d. griech. Spr.
236.

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