biskof
Volume II, Column 112
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biskof m. a-St. Bischof, Priester, episco-
pus, sacerdos, lupercus
Var.: piscof, -couf,
-coph-, -cholf; biscof, -coff-, -cofh, -coph,
-cop, -gof, -goff-, -chof, -cuoff-, -couf, -scoff-.
Mhd. bischof, -ves; nhd. Bischof.

Ahd. Wb. I, 1112 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 70; Schütz-
eichel⁴ 76; Starck-Wells 59. 793; Graff III, 353; Scha-
de 682; Lexer I, 283; Benecke I, 167; Dt. Wb. II, 46;
Kluge²¹ 79; Kluge²² 87; Pfeifer, Et. Wb. 179; Wei-
gand, Dt. Wb.⁵ I, 242 f. Zur Bed. Priester s. bes.
M.-L. Rotsaert, Sprachwissenschaft 2 (1971), 197 ff.

Die westgerm. Verwandten dieses Lehnworts
scheinen von einer gemeinsamen Grundform
*biskop zu stammen: as. biskop, mndd. bischop;
mndl. nndl. bisschop; afries. biskop; ae. bisceop.
Aisl. biskup, byskup, norw. bisp, dän. schwed.
biskop kommen vom Ae. her. Got. aipiskaupus
wurde direkt aus dem Griech. entlehnt. Um die
mhd. Form bischof, -ves zu erklären, hat man
eine zweite, nur hochdt. Variante mit *-f- statt
*-p- vorgeschlagen (s. u.).

Holthausen, As. Wb. 8; Sehrt, Wb. z. Hel.² 53; Berr,
Et. Gl. to Hel. 53; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb.
I, 1, 282; Verdam, Mndl. handwb. 100; Franck, Et.
wb. d. ndl. taal² 67; Vries, Ndls. et. wb. 60 f.; Holt-
hausen, Afries. Wb.² 9; Richthofen, Afries. Wb. 646 f.;
Holthausen, Ae. et. Wb. 24; Bosworth-Toller, AS
Dict. 103; Suppl. 92; Suppl. II, 10; ME Dict. AB,
895 f.; OED² II, 222 f.; Oxf. Dict. of Engl. Et. 96;
Vries, Anord. et. Wb.² 38; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
952; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 16; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 75; Torp, Nynorsk et. ordb.
25; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 72 f.; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 24; Lehmann, Goth. Et. Dict. A-81.

Ursprünglich geht ahd. biskof auf gr. ἐπίσκοπος
Aufseher zurück, das ins Lat. als episcopus auf-
genommen wurde. Man ist sich aber uneins dar-
über, auf welchem Weg das Wort ins Althoch-
deutsche gekommen ist, da es noch keine ein-
leuchtende Erklärung der Entwicklung der zwei
p-Laute gibt. F. P. Knapp (Sprache 19 [1973],
180 ff.) faßt die vorgeschlagenen Möglichkeiten
zusammen: 1. Das Wort kam mit der gotischen
Missionstätigkeit ins Hochdeutsche (so z. B.
F. Kluge PBB 35 [1909], 196; sehr unwahr-
scheinlich). 2. Man entlehnte das Wort direkt
aus dem Kirchenlat. 3. Zu den Germanen kam
das Wort in vulgärgriechischer Gestalt, und
zwar im Römischen Reich in der Gegend um
Trier. 4. Ahd. biskof stammt durch roman. Ver-
mittlung aus dem Kirchenlat.

Am wahrscheinlichsten ist der letzte Entleh-
nungsweg, also Herkunft aus dem Kirchenlat.
durch roman. Vermittlung. Diese These findet
vielfache Zustimmung, wenn auch verschiedene
altroman. Vorformen für ahd. biskof angenom-
men werden: roman. *ebscobu (Pogatscher,
Gr., lat. u. rom. Lehnw. im Ae. 194; A. Waag,
Teuthonista 8 [193132], 29; Streitberg, Gesch.
d. idg. Sprachwiss. II, 2, 1, 103); *(e)piscopu
(Frings, Germania Romana II, 235 ff.).

Nach M.-L. Rotsaert, a. a. O., handelt es sich um zwei
verschiedene Entlehnungen aus gallo-roman. *(e)be-
scobo, *(e)bescobǝ, die erste zwischen dem 5. und dem
7. Jh., die westgerm. *biskop, ahd. biskof, -ffes ergab,
die zweite nach dem 7. Jh. über amfrk. *biskof, *bi-
skoes, die ahd. biskof, -fes, mhd. bischof, -ves ergab.

P. Kretschmer (Glotta 31 [194851], 103 f.) ver-
tritt dagegen die Ansicht, daß ahd. biskof eine
Anlehnung an eine vulgärgriechische Form ἐβί-
σκοπος mit β statt π darstellt; zustimmend
S. Sonderegger (AfdA 71 [195859], 153), F. P.
Knapp, a. a. O. 184, und Braune, Ahd. Gr.¹⁴
§ 133 Anm. 3.

Nach Schatz, Abair. Gr. § 69 und Lessiak, Konsonan-
tismus 173 wiederum blieb das erste b unverschoben,
weil das Wort volksetymologisch als Zusammenset-
zung verstanden wurde. Schon P. Kretschmer lehnte
diese Erklärung zu Recht ab.

Boisacq, Dict. ét. gr.⁴ 873 f.; Frisk, Gr. et. Wb. II, 725;
Chantraine, Dict. ét. gr. IV, 1, 1014; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 410; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 199.

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