bismer, bismar
Band II, Spalte 115
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bismer, bismar n. a-St., nur Gl., Otfrid:
Verhöhnung, Spott, Spiel, improperium, in-
sultatio, irrisio, ludicrum
Var.: p-; zu a für e
vor r in Nebentonsilben, das in diesem Wort
nur in zwei spätbair. Glossen, in verwandten
Wörtern (bismarida, bismarôn, bismarunga)
nur im Tatian vorkommt, s. Braune, Ahd.
Gr.¹⁴ § 64. 235 Anm. 2. 285 Anm. 2; Schatz,
Ahd. Gr. § 106; ders., Abair. Gr. § 49, und vgl.
Tatian und spätbair. andar-, unsar- usw.. Das
Wort fehlt mhd. und nhd.

Ahd. Wb. I, 1116 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 884; Schütz-
eichel⁴ 77; Starck-Wells 59; Graff VI, 833; Schade 68.

Ahd. bismer hat nur im Westgerm. Entsprechun-
gen: as. bismer- (nur in der Zss. bismer-sprāka
Spottrede; vgl. ae. bismer-spræc); andfrk. bi-
smer (vgl. Helten, Aostndfrk. Psalmenfrg. Ps.
56, 4. 68, 10. 11; S. 62, 11. 97 [Index]; ae. bi-
smer, -mor, bysmer, -mor m.f.n. Spott, Beleidi-
gung, Vorwurf; Schmutz
, me. bismār(e), -mē-
r(e) (mit unerklärtem langem Vokal).

Fick III (Germ.)⁴ 521; Holthausen, As. Wb. 8; Sehrt,
Wb. z. Hel.² 53; Berr, Et. Gl. to Hel. 53; Holthausen,
Ae. et. Wb. 24. 301 (smǣre); Bosworth-Toller, AS
Dict. 105; Suppl. 94; ME Dict. AB, 905; OED² II,
224.

Zugrunde liegt die idg. Wz. *(s)me- lächeln,
hier mit Schwundstufe und r-Erweiterung, wie
auch mit zusätzlicher k-Erweiterung in ae.
smearcian, smercian lächeln, ne. smirk
schmunzeln, grinsen; mit Vollstufe *smo- ae.
-smaēre in der Zss. gāl-smaēre zum Lachen ge-
neigt
. Anscheinend gehören zur selben Wz. mit
l-Erweiterung die erst spät bezeugten Verben
nschwed. nnorw. smila, ndän. smile, me. smilen,
ne. smile (aus dem Skand.?) lächeln; dazu viell.
das nur einmal belegte ahd. Part. Präs. smilen-
ter: subridens Gl. 2, 646, 27 (11. Jh., bair.), so-
fern es sich nicht um eine spätahd. Schreibung
von *smielenter (s. u.) mit î statt ie handelt (vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 48 Anm. 3 und *bilio-
bo
). Nach E. Schwyzer, Streitberg-Festgabe
344 f. stellt schweiz. -miǝ(n), nur in Zss. mit
ǝr-, vǝr-, verblüfft werden, erstaunen, er-
schrecken
eine unerweiterte Form dieser Wz.
dar (oder der Variante *sme-?; s. u.).

OED² XV, 311, 789 f. (smile). 791 f. (smirk); Oxf.
Dict. of Engl. Et. 838; Hellquist, Svensk et. ordb.³
1002; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1082; Schweiz.
Id. IX, 821 f.

In ahd., ae. bismer hat sich die Bed. Verhöh-
nung, Spott
aus das Be-, Verlachen entwickelt;
zur gelegentlichen negativen Bed. des Präfixes
bi- vgl. bisprâcha Verleumdung, Mißgunst, bi-
suoh
Versuchung usw.

Außergerm. ist die Wurzel weitverbreitet: aind.
smáyate, -ti lächelt, smera- lächelnd, freund-
lich
; lat. mīrus (< *sme-ros) wunderbar, wohl
auch cōmis(?), alt cosmis gefällig, freundlich
(< *co-smi-s mitlächelnd); gr. mit d-Erweite-
rung μεῖδος γέλως Hesych, μειδιάω lächele,
φιλο(μ)μειδής hold lächelnd; air. miad n.
Ruhm, Stolz, mōidid rühmt sich; lett. smeju,
smiêt (ver)lachen, spotten, smaidît lächeln,
schmeicheln, spotten
; aksl. smijati s (směj)
lachen, směchъ das Lachen; toch. A, B smi-
lachen, lächeln.

Nicht zu *sme-, sondern zu einer Variante
*sme- gehören spätahd. smierên, -ôn (s. d.),
mhd. smieren, smielen lächeln.

Walde-Pokorny II, 686 f.; Pokorny 967 f.; Mayrhofer,
K. et. Wb. d. Aind. III, 548; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. I, 254; II, 94 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.
135. 406; Frisk, Gr. et. Wb. II, 193 f.; Chantraine,
Dict. ét. gr. 677; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. M-47
(miad). M-59 (mōid-); Mühlenbach-Endzelin, Lett.-
dt. Wb. III, 949. 968; Sadnik-Aitzetmüller, Handwb.
z. d. aksl. Texten 122. 305; Trautmann, Balt.-Slav.
Wb. 270 f.; Windekens, Lex. ét. tokh. 114; ders., Le
tokharien 65. 74.

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