bloh, bloc
Band II, Spalte 196
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blohAWB, blocAWB n. oder m. a-St.: Block, Pfahl,
cippus
Var.: pl-, -ch; mhd. bloch st. n.;
frühnhd. (Luther) Bloch m.; nhd. Block m.
(seit dem 17. Jh.; wohl aus dem Ndd.), in west-
mitteldt. und obd. Mdaa. noch bloch.

Das Wort ist erst seit dem 11. Jh. belegt, viermal
in Gl. und einmal bei Notker in der Form bloch,
dazu einmal in der Zss. *wellibloh cylindrus
(Gl. 2, 720, 45 uuelleplopcha : celindro); dreimal
in Gl. des 12./13. Jh.s in der Form bloc (Gl.
3, 231, 8. 297, 17. 314, 53), auch wellibloc Gl.
3, 298, 27.

Die mhd. Formen auf -c sind noch nicht genü-
gend erklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um
Formen mit ursprl. geminiertem -kk- neben sol-
chen mit einfachem -k-, wie z. B. in backan ne-
ben bachan backen (s. d.) u. a. (so Schatz, Ahd.
Gr. § 225; zur Schreibung -c für die Geminata
im Auslaut § 224). Dazu stimmt das Mndl.:
mndl. hieß es sowohl sg. bloc: pl. blōken als
auch bloc : blokken, nndl. blok : blokken (vgl.
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 73; Wb. d. ndl. taal
II, 2904 f.).

Andere, weniger wahrscheinliche Möglichkeiten: -c ist
eine einfache Schreibvariante für -ch, wie sie ziemlich
oft bes. in alem. Hss. begegnet (s. Weinhold, Alem.
Gr. § 208); zwar sind die späten Hss., die solche For-
men enthalten, schwer lokalisierbar, aber wenigstens
eine, Cod. Florent. XVI, 5, mit zwei Belegen von -c
(3, 297, 17. 298, 27), wird meist für alem. gehalten
(Bergmann, Verzeichnis d. ahd. u. as. Gl. § 151), wäh-
rend die anderen, Cod. Vindob. 2400 und Cod. Princ.
de Lobkowitz 435, wenigstens für obd. gelten (Berg-
mann § 945. 37). Ndd. Einfluß ist wohl auszuschlie-
ßen, obgleich Steinmeyer für den oben erwähnten
Cod. Florent. eine ndd. Vorlage annahm (ZfdA. 15
[1872], 366 f.). Da bloc in den Hss. meistens zusam-
men mit dem gleichbed. Wort stoc vorkommt, ist je-
doch die Möglichkeit einer Reimwortbildung nach
stoc nicht von der Hand zu weisen (vgl. auch Lexer I,
311: im Liedersaal reimt bloc mit stoc); Lühr, Expressi-
vität 271 f.

Ahd. Wb. I, 1225; Splett, Ahd. Wb. I, 82; Schütz-
eichel⁴ 78; Starck-Wells 67; Graff III, 246; Schade 64
(biloh); Lexer I, 311; Benecke I, 211; Dt. Wb. II,
135 f. 137; Kluge²¹ 85; Kluge²² 93; Pfeifer, Et. Wb.
189; Trübners Dt. Wb. I, 368 ff. Zu den Mdaa.:
Schweiz. Id. V, 9 ff.; Martin-Lienhart, Wb. d. els.
Mdaa. II, 153; Ochs, Bad. Wb. I, 266; Fischer,
Schwäb. Wb. I, 1209 f. (block, alt bloch); Schmeller,
Bayer. Wb.² I, 323. (324 Block); Kranzmayer, Wb. d.
bair. Mdaa. in Österr. III, 420 ff.; Follmann, Wb. d.
dt.-lothr. Mdaa. 52; Müller, Rhein. Wb. I, 789 ff.;
Christmann, Pfälz. Wb. I, 1023; Maurer-Mulch, Süd-
hess. Wb. I, 947.

Urverwandte Formen kommen nur im Nie-
derdt., Niederl. und Fries. vor: mndd. blok
(-ck-) Block, Stamm, Klotz; Haufen gleicharti-
ger Dinge; mit Graben umgrenztes Ackerstück
;
mndl. bloc, nndl. blok (s. o.) dss. (aus dem
Ndd. oder Ndl. nisl. blökk, ndän. blok,
nschwed. block, black); afries. blok Block,
auch in der Zss. blok-sīl Blockschleuse, nfries.
blok. Etwa im 13. Jh. wurde das mndl. oder
mndd. Wort ins Frz. entlehnt (vgl. nfrz. bloc
und das daraus entstandene Verb bloquer blok-
kieren
); aus dem Frz. ital. blocco, wie auch me.
bloc, ne. block.

Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 297 f.; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. I, 360; Verdam, Mndl.
handwb. 104; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 73; Vries,
Ndls. et. wb. 66; Holthausen, Afries. Wb.² 10; Richt-
hofen, Afries. Wb. 655; Doornkaat Koolman, Wb. d.
ostfries. Spr. I, 189 f.; Dijkstra, Friesch Wb. I, 199; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 955; Falk-Torp, Norw.-dän. et.
Wb. 84; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 76. 79 f. Meyer-
Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 1175; Gamillscheg, Et. Wb.
d. frz. Spr.² 121; Wartburg, Frz. et. Wb. I, 411 ff. XV,
1, 163 f.; Trésor de la langue franç. IV, 597 ff.; OED²
II, 296.

Das Wort hat keine sichere Etymologie. Ob-
gleich es erst ziemlich spät auftritt und aufs
Kontinentalwestgerm. beschränkt ist, kommt
Entlehnung aus irgend einer benachbarten Spra-
che kaum in Frage; auch ist die in fast allen alten
Wörterbüchern angegebene Herleitung aus ahd.
biloh Verschluß, verschlossener Raum (s. d.)
abzulehnen.

Es besteht auch keine Notwendigkeit, wie Vries, Ndls.
et. wb. 66 vorschlägt, nndl. blok im Sinne von um-
grenztes Ackerstück
von blok Block, Stamm zu tren-
nen und blok umgrenztes Ackerstück von *bi-lōke
herzuleiten. Die semantische Entwicklung von Stück
Holz
zu Stück im allgemeinen (Stück Land, Häuser-
block, bestimmte Menge von Waren usw.)
ist nichts
Ungewöhnliches und ist auch sonst nachweisbar.
Schon mndl. hatte bloc diese verschiedenen Bedeutun-
gen, während mndl. bilōke nur Gefängnis, Zelle, Klo-
ster
bedeutete (s. Verdam 99. 104).

Unter Annahme einer urgerm. Form *loka-,
neben *lokka-(?) s. o., läßt sich damit nur air.
blog Fragment vergleichen, ein Wort, dessen
Etymologie auch umstritten ist. Innerhalb des
Germ. wird eine weitere Beziehung zu ahd. bal-
ko
Balken (s. d.) vermutet, ohne daß die lautli-
chen Verhältnisse aufgeklärt worden wären. Ur-
germ. *loka-, wie auch air. blog, setzt idg.
*bhlug-ó-, urgerm. *lokka- viell. idg. *bhlug-
nó- voraus (nach Lühr, a. a. O. 192 ist jedoch
nicht nachweisbar, daß der vorgerm. Akzent bei
der n-Gemination eine Rolle gespielt hat); da-
gegen führt ahd. balko auf *bholg-o- (aisl. bjal-
ki auf *bhelg-o-) zurück.

Man hat versucht, die beiden Sippen zu vereinigen, in-
dem man germ. *loka- auf idg. *bhg-ó- zurückführte
(s. z. B. Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. I, 559), aber
die Annahme, daß idg. *, * gelegentlich zu germ.
*lu, *ru statt *ul, *ur werden (so Brugmann, Grdr.² I
§ 518), ist nicht überzeugend (s. z. B. Hirt, Idg. Gr. II
§ 20 Anm. 2), wenn kein Vorbild für die Liquidenme-
tathese innerhalb der zugehörigen Sippe aufgezeigt
werden kann. Auch müßte bei dieser Erklärung air.
blog fern bleiben (s. Thurneysen, Gr. of OIr. § 215;
Hirt, a. a. O. II § 110).

Obgleich bloh und balko also nicht nahe ver-
wandt (d. h. nicht ablautende Formen derselben
Basis) sein können, stellen sie viell. doch ver-
schiedene Ableitungen einer idg. Wz. *bhel(ǝ)-
[**bhel(H)-] schlagen dar, die wohl in ahd.
-bellan² stoßen, treffen, bliuwan schlagen,
prügeln
, bolz Bolzen usw. vorkommt (s. d. d.).
Mit --(oder -g-)Formans in *bhel-o- einer-
seits und *bhl-e-o-(-go-), andererseits wäre
die urspr. Grundbed. viell. etwas in Stücke Ge-
schlagenes, ein Stück Holz
(vgl. Vendryes, Lex.
ét. de l’irl. anc. B-60; A. L. Lloyd, AJGLL 1
[1989], 61).

Nach T. F. O’Rahilly, riu 13 (1942), 163 ff., bes.
165 f., ist air. blog mit bolg gap und belach a gap or
pass between the hills, a passage
verwandt (a brea-
king off of a piece is what causes the indentation or
gap
). Wenn diese etwas fragliche Verbindung stim-
men sollte, müßten entweder belach und bolg auch zur
Wz. *bhel- gehören, statt *bel- (Pokorny 96), oder
blog müßte von germ. *loka- getrennt werden. Vgl.
E. Hamp, riu 40 (1989), 181.

Pokorny 122 f.; Fick II (Kelt.)⁴ 188; W. Stokes, BB 25
(1899), 253 (beide mit verfehlten Et. von blog); Ven-
dryes, a. a. O. B-60; Dict. of Irish B-121 f.

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