boc
Band II, Spalte 216
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bocAWB (-ck-) m. a-(und i-)St., Gl., Notker:
(Ziegen)Bock, hircus, caper Var.: p-; -ch,
-ck, -g-, -cch-; frk. auch buc (vgl. Franck,
Afrk. Gr.² § 21, 5). Mhd. boc, nhd. Bock.

Ahd. Wb. I, 1249; Splett, Ahd. Wb. I, 85; Schütz-
eichel⁴ 79; Starck-Wells 69. 794; Graff III, 30; Schade
79; Lexer I, 319 f.; Benecke I, 220; Dt. Wb. II, 201 ff.;
Trübners Dt. Wb. I, 378 ff.; Kluge²¹ 87; Kluge²² 94 f.;
Pfeifer, Et. Wb. 193 f. Vgl. auch Palander, Ahd.
Tiernamen 119 ff.

Das Wort hat Entsprechungen in den meisten
germ. Dialekten (nur afries. und got. Belege feh-
len): as. stēn-buk Steinbock, rēh-bok Reh-
bock
(Gallée, Vorstud. z. e. andd. Wb. 248. 303;
Holthausen, As. Wb. 70; ob die von Gallée 33.
40 zitierten Belege des einfachen Wortes buk,
bok wirklich as. sind, ist unsicher), mndd. bok,
buk; andfrk. *buck (nur dat. pl. buckin, Helten,
Aostndfrk. Psalmenfrag. 34 [Ps. 65, 15]. 97 [In-
dex]. 152 [§ 56 δ]), mndl. boc, buc, nndl. bok;
nfries. bok, buk; ae. bucca Ziegen-, Hirsch-
bock
, me. buk(ke), bok(ke), ne. buck; aisl.
bukkr, bokkr Bock, nisl. bukkur, nnorw. bokk,
bukk, nschwed. bock, ndän. buk; auch schw.
dekl. aisl. nisl. bokki Bock, einflußreicher
Mann
, nnorw. bokke Großbauer (aus dem
Skand. entlehnt finn. pukki, lapp. [norw.] buk-
ka, bokka [Thomsen, Einfluß d. germ. Spr. 51.
82]).

Fick III (Germ.)⁴ 273; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 309. 366; Schiller-Lübben, Mndd. Wb.
I, 443; Verdam, Mndl. handwb. 108; Franck, Et. wb.
d. ndl. taal² 79; Suppl. 23; Vries, Ndls. et. wb. 73;
Doornkaat Koolman, Wb. d. ostfries. Spr. I, 245 f.;
Dijkstra, Friesch Wb. I, 212; Holthausen, Ae. et. Wb.
38; Bosworth-Toller, AS Dict. 132; Suppl. 110; ME
Dict. AB, 1214 f.; OED² II, 609 f.; Oxf. Dict. of
Engl. Et. 122 f.; Vries, Anord. et. Wb.² 64; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 632; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 21; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 114; Torp,
Nynorsk et. ordb. 48; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 86.

Auch im Kelt. kommt ein nahezu identisches
Wort vor: air. boc(c), kymr. bwch, akorn. boch,
mbret. bouch Bock. Früher wurde oft geneti-
sche Verwandtschaft mit dem germ. Wort ver-
mutet, indem man beides auf idg. *bhunó- zu-
rückführte (s. u. und vgl. z. B. Wh. Stokes, IF 2
[1893], 169); heute neigt man zur Ansicht, es
handele sich um Lehnwörter, aber ob das germ.
Wort aus dem Kelt. entlehnt ist oder umgekehrt,
bleibt umstritten (vgl. Thurneysen, Keltoromani-
sches 91; E. Zupitza, Zfvgl.Spr. 36 [1900], 235;
G. S. Lane, Language 9 [1933], 264; H. Peder-
sen, Litteris 7 [1930], 23; L. L. Hammerich,
PBB 77 [Tübingen, 1955], 187; sowie die oben
und unten angef. etym. Wbb.).

Weitere Beziehungen sind weniger sicher. Ir-
gendwie verwandt sind wohl av. būza- Ziege,
Bock
, npers. buz dss.; arm. buc Lamm. Um
diese Formen, die idg. *b(h)- voraussetzen,
mit den germ. und kelt. Formen zu verknüpfen,
hat man an eine Bildung *bhunó- gedacht (vgl.
C. C. Uhlenbeck, PBB 19 [1894], 329 f.), aber
der weitere Versuch, diese Form mit aind. bhug-
ná- gebogen (zur idg. Wz. *bheg-) zu verbin-
den der Bock wäre das Tier mit den ge-
krümmten Hörnern
(vgl. aisl. dalr Bogen und
Hirsch u. s. L. Bloomfield, Sievers-Festschrift
[1925], 93) scheitert an dem von den iran.
Wörtern bewiesenen palatalen --. Wahrschein-
licher ist die Annahme einer hypokoristischen
Konsonantendoppelung wie in lat. vacca Kuh
(A. Meillet, MSLP 15 [190809], 356; Marti-
net, Gémination consonantique 182; R. Lühr,
Sprachwissenschaft 10 [1985], 284 f.).

Abzulehnen L. Laistner, ZfdA. 32 (1888), 145 ff.: idg.
*bhugo-, *bhugno- Bock gehöre zur Wz. *bhek-
(richtiger *bheg-) fliehen und bedeute der Daher-
fahrer, Anstürmer
.

Sehr problematisch ist aind. bukka- m. Ziege,
Bock
, ein Wort, das nur in den Lexiken vor-
kommt, aber durch prakrit bokkaa- und neu-
ind. Formen wie bengālī, hindī bokā Ziegen-
bock
, nepālī boko unkastrierter Ziegenbock
usw. gesichert scheint (vgl. Mayrhofer, K. et.
Wb. d. Aind. II, 436). Man hat es als eine von
bukkati bellt beeinflußte hypokoristische Um-
bildung eines *bhūja- = av. būza
erklärt (Po-
korny 174; vgl. auch Walde-Pokorny II, 189),
aber ein Vergleich mit den kelt. Formen, air.
boc(c) usw. (s. o.) wäre nicht ganz auszuschlie-
ßen, denn diese können ebensogut auf eine idg.
Urform mit *b- statt *bh- zurückgehen, wenn
die germ. Formen nicht ursprünglich, sondern
aus dem Kelt. entlehnt sind.

Unentschieden ist auch die Herkunft des franz.
Wortes bouc (Ziegen)Bock, das entweder aus
dem Kelt. oder dem Germ. entlehnt ist (vgl.
Wartburg, Frz. et. Wb. I, 590; Gamillscheg, Et.
Wb. d. frz. Spr.² 129). G. Rohlfs, Zfrom. Ph. 45
(1925), 671 f. versucht, die germ. und frz. Wör-
ter, wie auch frz. bique Ziege und italien. becco
Bock auf die Ziegenlockrufe bokk-bokk bzw.
bikk-bikk zurückzuführen, die in den verschie-
denen Sprachen unabhängig voneinander entste-
hen konnten. Dagegen hält V. Bröndal, Substrat
et emprunt en roman et en germanique (Kopenha-
gen, 1948) diese germ. und roman. Wörter für
nicht-idg. (alpinisches Substrat).

Walde-Pokorny II, 189 f.; Pokorny 174; Mann, IE
Comp. Dict. 120; Bartholomae, Airan. Wb. 969 f.;
Horn, Grdr. d. npers. Et. § 213; Hübschmann, Arm.
Gr. 430; ders., Arm. Studien § 60; Solta, Stellung des
Arm. 292; Fick II (Kelt.)⁴ 179 f.; Holder, Acelt. Spr. I,
626; IV, 994; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. B-62 f.;
Dict. of Irish B-128; Dict. of Welsh 351. Vgl. auch
M. Mayrhofer, Sprache 7 (1961), 180.

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