*brâchen, prâchen
Volume II, Column 273
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*brâchen, prâchen sw. v. I, ausschließlich in
obd. Gl. und nur im Part. Prät. belegt: einrit-
zen, -graben, -prägen, imprimere, signare,
c(a)elare, sculpere, exarare
. Mhd. bræchen,
præchen sw. v. prägen. Nhd. prägen mit -g-
Schreibung aus Landschaften, in denen ein ge-
sprochener palataler Reibelaut [ç] zwischen
Vokalen sowohl -ch- wie -g- fortsetzt. Anl. p-
hat sich in prägen festgesetzt, wie häufig, wenn
l oder r folgt, und vorzugsweise in Wörtern,
die nicht zu dem alten und geläufigeren
Stammgut der Schriftsprache gehören (s. Wil-
manns, Dt. Gr. I § 78, 1; Bahder, Grundlagen
226 ff.).

Ahd. Wb. I, 1308; Splett, Ahd. Wb. I, 97; Starck-
Wells 72; Graff III, 268; Raven, Schw. Verben d. Ahd.
I, 12; Lexer I, 338; II, 289; Nachtr. 99. 341; Dt. Wb.
VII, 2055 ff. (prägen); Weigand, Dt. Wb.⁵ II, 461. 684
(Gepräge); Kluge²¹ 562; Kluge²² 558; Pfeifer, Et. Wb.
1308 (prägen).

In den anderen germ. Sprachen finden sich
keine lautlichen Entsprechungen von ahd. brâ-
chen mit Ausnahme des ae. Präfixverbs *brā-
cian, *brǣcian to engrave, emboss, das ein-
mal in den Epinal-Erfurter Gl. (8.-9. Jh.), ed.
Sweet, 49 Z. 451 erscheint: c(a)elatum ābrectat,
in *ābrǣcad emendiert, und einmal im Ms. Cot-
ton, Cleopatra A III (11. Jh.), ed. Wright-Wül-
cker, AS and OE Vocabularies² 364 Z. 2: cela-
tum
abracod, ut aþrungen (s. auch Bosworth-
Toller, AS Dict. 3; Suppl. 4). Das ae. Wort ist
auch bei Holthausen, Ae. et. Wb. 31, verzeich-
net, zusammen mit ahd. brâchen sowie Querver-
weisen auf ae. brǣc Bruch etc. und brecan bre-
chen
.

Trotz der Bedenken Seebolds in Kluge²² 558
handelt es sich zweifellos um eine faktitive Ver-
balbildung auf -jan zu einer germ. Grundform
*rǣk- der Sippe *rekan- ( brechan) mit
Dehnstufe des Stammvokals und der Bed. (mit
dem Griffel) durchbrochen machen, einritzen,
eingraben
(zur Bed. vgl. brâchheil Durchsto-
chenes Johanniskraut, herba perforata
, s. d.),
der sich etwa ahd. âz(z)en [-ts-] mit langem -â-
zu essen geben zu einer germ. Grundform *ǣt-
der Sippe *etan- ( ezzan) an die Seite stellt, s.
Wilmanns, Dt. Gr. II § 35d. Vgl. Walde-Po-
korny II, 200; Pokorny 165; Seebold, Germ. st.
Verben 133.

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