*brîtan
Band II, Spalte 348
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*brîtan st. v. I, nur 3.sg.prät. breit Gl.
2, 35, 14 (12. Jh.): (webend) herstellen, fabrica-
re
. Mhd. *brîten (*brîden? s. u.), nur part.
prät. gebriten flechten, weben.

Ahd. Wb. I, 1410; Splett, Ahd. Wb. I, 107; Starck-
Wells 78; Schade 84; Lexer I, 352; Benecke I, 258 f.;
Dt. Wb. II, 355 (breiden).

Das Wort hat keine Entsprechungen in anderen
germ. Dialekten und keine sichere Etymologie.
Selbst die germ. Grundform ist umstritten: seit
Grimm, Dt. Wb. II, 355 hat man meistens einen
mhd. Inf. *brîden angesetzt, mit gramm. Wech-
sel im Part. Prät., aber Grimms Argumente da-
für beruhen auf sehr fraglichen Parallelen. Zwar
ließe sich das Glossenwort breit entweder auf
*brîtan oder *brîdan zurückführen, denn im
12. Jh. wäre Auslautverhärtung zu erwarten,
aber die ahd. Ableitung forabrîtunga praetextus,
obtentus
(s. d.) deutet auf *brîtan (wegen ahd.
brîdil, neben brittil, brtil, wäre aber ein
Schwanken zwischen -t- und -d- möglich;
brittil).

Grimm hat mhd. *brîden zum ahd. mhd. nhd.
Adj. breit gestellt (s. d.), was aus semantischen
Gründen unwahrscheinlich ist; außerdem hat
auch breit keine sichere Etymologie. Heute wird
*brîtan (*brîten) meist mit ahd. brettan verbun-
den (s. d.; so z. B. bei Seebold, Germ. st. Verben
130), aber die lautliche Entwicklung hat noch
niemand erklärt. Da die Sippe von germ. *re-
đan- (> ahd. brettan), neben dem nur im Ae.
belegten Verb stregdan (zer)streuen, das ein-
zige Beispiel einer urg. Kons.verbindung *-đ-
darstellt, fehlen Parallelen für die weitere Be-
handlung dieser Verbindung im Ahd. Es ist je-
doch möglich, daß schon gemeingerm. *-i- vor
Dental zu *-ij- > *-ī- geworden ist (so jeden-
falls im Ae., vgl. Campbell, OE Gr. § 266 f.; Sie-
vers-Brunner, Ae. Gr.³ § 214, 3. 359 Anm. 3,
und im Mndl., vgl. Franck, Mndl. Gr. § 118.
Der Wandel von *i + nicht synkopiertes i zu ī
scheint im Hd. dagegen später stattgefunden zu
haben, vgl. Paul, Mhd. Gr.²³ § 107). Demnach
wären aus dem Inf. *ređan- die Formen ae.
bregdan, ahd. brettan (< *rektan) usw. hervor-
gegangen, aus *riđiđ (3.sg.) aber ae. brītt (die
tatsächlich vorkommende Form), ahd. *brîtit
usw. Während im Ahd. und in den übrigen
germ. Dialekten einerseits die Lautform mit
-eđ- verallgemeinert worden wäre, könnte im
Ahd. andererseits in Anlehnung an *brîtit sogar
ein neuer Inf. *brîtan entstanden und Übertritt
in die erste Ablautklasse erfolgt sein.

S. auch brettan, brittil.

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