brôt
Band II, Spalte 359
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brôt n. a-St. Brot(laib), panis, collyrida;
Ölkuchen, laganum
; übertr. Nahrung, Spei-
se
; einmal bot. Johannisbrot, karabe (Cerato-
nia siliqua L.) Var.: pr-, -oo-, -th (in Mons.
Gl. bes. häufig nach Vokal oder r, l, n,
M. H. Jellinek, PBB 15 [1891], 424), auch -d
(s. Fasbender, Schlettst. Vergilgl. § 49), vgl.
Braune, Ahd. Gr.¹⁴ § 163 Anm. 6. 7. Mhd.
brôt Brot, auch Hostie; nhd. Brot.

Ahd. Wb. I, 1420 ff.; Splett, Ahd. Wb. I, 108; Schütz-
eichel⁴ 81; Starck-Wells 79. 796; Graff III, 291 f.;
Schade 86; Lexer I, 359 f.; Benecke I, 263; Diefen-
bach, Gl. lat.-germ. 409 (panis). 132 (collyrida). 316
(laganum); Dt. Wb. II, 399 ff. (verfehlte Etym.); Klu-
ge²¹ 103; Kluge²² 107 f.; Pfeifer, Et. Wb. 218 f.

Wie zu erwarten, hat das ahd. Wort etym. Ver-
wandte in sämtlichen germ. Sprachen: as. brōd,
mndd. brōt, (-d-); mndl. broot (-d-), brot, nndl.
brood; afries. brād, nostfries. brōd, nwestfries.
brae, brea; ae. brēad (pl. noch brēadru s. u.), me.
brēd, auch bræd, brad, bread, bried, breid usw.,
ne. bread; aisl. brauð (nicht in der Eddadich-
tung), nnorw. ndän. brød, nschwed. bröd; nie
im Got. (dafür stets hlaifs leib), aber krimgot.
broe mit ndl. Schreibung für [o:] und ohne ausl.
Dental, wie krimgot. hoef ( houbit); verfehlt
war F. Holthausens Vermutung eines Druckfeh-
lers für *broc Brocken (IF 47 [1929], 329);
wohl auch Feists Ansatz einer dem ursprl. den-
tallosen mhd. brüje f. Brühe vergleichbaren
Bildung.

Fick III (Germ.)⁴ 281 (*brauda); Holthausen, As. Wb.
10; Sehrt, Wb. z. Hel.² 64; Berr, Et. Gl. to Hel. 67;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. I, 1, 353 f.; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. I, 432; Verdam, Mndl.
handwb. 118 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 95; Vries,
Ndls. et. wb. 90; Holthausen, Afries. Wb.² 11; Richt-
hofen, Afries. Wb. 664; Doornkaat Koolman, Wb. d.
ostfries. Spr. I, 229 f.; Dijkstra, Friesch Wb. I, 227;
Holthausen, Ae. et. Wb. 33; Bosworth-Toller, AS
Dict. 121; Suppl. 104; Suppl. II, 12; ME Dict. AB,
1119 ff.; OED² II, 504 (verfehlte Etym.); Oxf. Dict. of
Engl. Et. 115; Vries, Anord. et. Wb.² 54; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 621. 958; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 24; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 111 f.; Fritz-
ner, Ordb. o. d. g. norske sprog I, 179; Ordb. o. d. dans-
ke sprog III, 38; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 108;
Svenska akad. ordb. B-4495 ff.; Feist, Vgl. Wb. d. got.
Spr. 106 (broe). 260 (hlaifs); Stearns, Crimean Gothic
132; Lehmann, Gothic Et. Dict. B-99.

Diese dem ahd. Worte brôt entsprechenden Be-
lege ergeben eine urgerm. Grundform *rauđa-,
die auf eine idg. Basis *bhro-tó- zurück-
führt und wohl als eine mit dem Suffix -to- ge-
bildete, substantivierte Partizipialform von der
Wz. *bhre(ǝ)- : *bhro(ǝ)- [**bhre(H₁)- :
**bhro(H₁)-] wallen, aufbrausen, gären ana-
lysiert werden darf. Nur durch die Ablautstufe
und Betonung verschieden ist davon ahd. brod
Brühe (< urg. *ruþa-); zur Et. brod.

Für den konkreten Sachgehalt von ahd. brôt er-
gibt sich aus alledem, daß dieses Wort ursprl.
durch Gärung bereitetes Brot, genauer viel-
leicht Brotteig dieser Art bedeutete, im Gegen-
satz zu ahd. leib (s. d.), das ursprl. wohl eben
nur ein gewisses (mit oder ohne Form) gebacke-
nes Quantum von Brotteig bezeichnete, ohne
Bezug auf einen Gärstoff, eine Unterschei-
dung, die sich im Laufe der Zeit immer mehr
verwischte, vgl. Zss. wie ahd. derbbrôt ungesäu-
ertes Brot
(s. d.), aisl. þjarft brauð, aber auch
ae. þeorfhlāf und den Gebrauch des analogisch
nach den alten s-Stämmen gebildeten ae. Plurals
brēadru (einzelne) Brotstücke, frusta (Sievers-
Brunner, Ae. Gr.³ § 290 Anm. 3). Vgl. auch
Heyne, Dt. Hausaltertümer II (1901), 267 f.;
Schrader, Reallex. d. idg. Alt.² I, 66; Hj. Falk,
Ark. f. nord. fil. 41 (192425), 117 ff.

Andere, wenig befriedigende Etymologien erwägt
E. Seebold in Kluge²² 107.

Walde-Pokorny II, 168 f.; Pokorny 145; Persson,
Beitr. z. Wurzelerw. 785. 126. 164.

S. auch bîbrôt, brâtan, *briuhûs.

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