bracko²
Volume II, Column 276
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bracko²AWB m. n-St., nur in Gl., alle Belege
nom. sg.: Bracke, Hof-, Hirten-, Spür- und
Jagdhund, lyciscus, hylax, molossus, canilla

Var.: p-, -ccho, -cho, -kko, -kke, -ck(e) u. a..
Mhd. und frühnhd. bracke sw. m. Spür-,
auch Spielhund
. Nhd. Bracke m. (auch f.;
zum Wechsel des gram. Geschlechts vgl. Wil-
manns, Dt. Gr. III § 183, 2 und H. Molz, PBB
27 [1902], 332).

Ahd. Wb. I, 1313 f.; Splett, Ahd. Wb. I, 95; Starck-
Wells 73; Graff III, 277; Schade 82; Lexer I, 339;
Nachtr. 100; Benecke I, 231 f.; Diefenbach, Gl. lat.-
germ. 328 (lyciscus); Götze, Frühnhd. Gl.⁶ 39; Dt.
Wb. II, 289; Kluge²¹ 95; Kluge²² 101.

Lautgesetzliche Entsprechungen des ahd. Wor-
tes sind nur im Ndd. und Ndfrk. belegt: mndd.
bracke Leit-, Spürhund (dazu der Eigenname
Bracka eines Jagdhundes in der aus ndd. Quel-
len gespeisten Thidrekssaga 257. 263); mndl.
bracke, brac, brec Spür-, Schoßhund, nndl.
brak Spürhund. Darüber hinaus taucht das
Wort einmal als Zweitglied eines latinisierten
(afries.?) barmbraccus Schoßhund ( barm) im
lat. Text der Lex Frisionum auf (MGH: Leges
III, Tit. IV, 4 S. 662).

Fick III (Germ.)⁴ 278; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. I, 1, 339; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. I,
412; Verdam, Mndl. handwb. 114; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 89; Vries, Ndls. et. wb. 83.

Das geminierte -kk- der germ. Grundform
*rakkan- ist nach Lühr, Expressivität 225 f.
durch n-Gemination entstanden (anders
W. Wißmann, ZfdA 76 (1939), 5 f.: Expressivi-
tät
). In diesem Fall dürfte eine Vorform
*bhrǝgn (*bhragn) anzusetzen sein (nach
Lühr, a. a. O. 192 ist bei der n-Gemination je-
doch kein Einfluß des vorurgerm. Akzentes
nachweisbar) und eine idg. Basis *bhrǝg-
(*bhrag-) riechen (wenn *bhrǝg-, dann mit
analogischer Syllabifizierung anstelle von
*bhHg-; zu **H₁ vgl. mhd. bræhen, s. u.), die
mit größter Wahrscheinlichkeit auch in lat. fra-
grāre stark riechen, duften steckt (mit metrisch
gesichertem kurzem Stammsilben- bei Catull
6, 8), einem denominativen Verbum zu idg.
*bhrǝg-ro-s riechend (oder *bhrǝg-rā Ge-
ruch
); diese Wz. liegt viell. auch lat. frāgum
(dissimiliert aus *frāg-ro-m?; [**bhHg-rom]?)
Erdbeere zugrunde (s. Osthoff-Brugmann,
Morph. Unters. V, 66 f.; ablehnend Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. I, 540; P. Schrijver, The Re-
flexes of the Proto-Indo-European Laryngeals in
Latin, Leiden Studies in Indo-European 2 [Am-
sterdam-Atlanta, 1991], 177).

Verfehlt war wohl K. Brugmanns geistreiche Analyse
(IF 6 [1896], 100 ff.) von lat. fragrō als redupl. Verbal-
form *ghra-ghrā-ō (vgl. Leumann, Lat. Laut- u. For-
menlehre 177: *ghrā-ghrā-) im Anschluß an gr. ὀσ-
φραίνομαι rieche, wittere sowie aind. jíghr-ati sie
riechen
, und zwar, wie A. Walde (IF 19 [1906],
101 ff.) überzeugend dargetan hat, wegen des kurzen
a der Reduplikationssilbe und des zu erwartenden lat.
-br- statt -gr- < idg. *-ghr-; vgl. auch O. Wiedemann,
BB 27 (1902), 242 Anm. 2; Schrijver, a. a. O. 185 f.
190 f.

Zu der Wz. *bhrǝg- (*bhrag-) gehört letzten En-
des, mit anderer Ablautstufe, auch mhd. bræ-
hen, Lexer I, 339 (< *rāh-jan- < *bhrēg-)
riechen, das allerdings nur an eíner Stelle in
Wolframs Parzival 171, 23, und nur von den
Hss. der D-Gruppe, überliefert ist.

Walde-Pokorny II, 192; Pokorny 163; Walde-Hof-
mann, a. a. O. I, 540; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.
251.

Ein im germanisch-sprechenden Teil von Mittel-
europa zu hörendes *brakko(n) scheint seinen
Weg sehr früh ins Vulgärlatein und von da in
die roman. Sprachen gefunden zu haben, daher
afrz. *bracon, aprov. brac(on), mfrz. und nfrz.
brac sowie braque, und weiterhin italien. bracco
(und braccare nachspüren), span. port. braco;
die frz. Lehnwörter ihrerseits haben sich in engl.
(veraltet) brach fortgepflanzt.

Mittellat. Wb. I, 1551; Du Cange I, 753; Körting,
Lat.-rom. Wb.² Nr. 1541; Meyer-Lübke, Rom. et.
Wb.³ Nr. 1268; Gamillscheg, Et. Wb. d. frz. Spr.²
144; Wartburg, Frz. et. Wb. I, 493 f.; XV, 1, 236 ff.
ME Dict. AB, 1104; OED² II, 471; Oxf. Dict. of
Engl. Et. 112.

Auch in den dt. Mdaa. der Gegenwart hat sich das
Wort lebendig erhalten, und zwar über den gesamten
dt. Sprachraum hinweg; das gram. Geschlecht ist, wie
im Mittelalter, weiterhin maskulinum geblieben. Vgl.
Schweiz. Id. V, 557 f.; Fischer, Schwäb. Wb. I, 1338 f.;
Schmeller, Bayer. Wb.² I, 346; Kranzmayer, Wb. d.
bair. Mdaa. in Österr. III, 703; Müller, Rhein. Wb. I,
897; Woeste, Wb. d. westf. Mda. 38; Bretschneider,
Brandenb.-berlin. Wb. I, 696; Wossidlo-Teuchert,
Meckl. Wb. I, 1075.

S. auch brâdam, brecka, breckin.

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